Tobias Daniel M.A.

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Fußball-Rückblick: Meine Saisonbilanz 2023/24

Wembley-Stadion in London (Quelle: Bild von maxopt auf Pixabay)

Die Saison 2023/24 der Fußball-Bundesliga war bereits lange vor dem offiziellen Abschluss eine besondere Spielzeit. Nach zwölf Jahren Dauer-Dominanz des FC Bayern München mit elf Meisterschaften in Folge hat Fußball-Deutschland erstmals wieder einen deutschen Meister, der nicht aus der Isar-Metropole kommt - und dies auch sportlich völlig verdient.

Mit Bayer 04 Leverkusen reiht sich nun ein weiterer Klub in die elitäre Reihe der nun 30 Vereine, die seit 1903 die deutsche Fußballmeisterschaft gewinnen konnten. Das Besondere dabei: Noch vor Saisonbeginn gehörte die Werkself definitiv nicht zu den Favoriten im Rennen um die Meisterschale - spielte das Team in der Vorsaison zwischenzeitlich sogar noch gegen den sportlichen Abstieg aus dem Oberhaus.

Der sportliche Garant für den Überraschungserfolg von Leverkusen kommt indes aus Spanien: Als der ehemalige spanische Weltklassespieler Xabi Alonso im Oktober 2022 sein Traineramt bei Bayer 04 antrat, übernahm er eine zutiefst verunsicherte Mannschaft, die mitten im Abstiegsstrudel auf dem vorletzten Tabellenplatz stand.

"Alle fühlen sich gut, jeder liebt den Coach. Seitdem er hier ist, hat er Leverkusen verändert."

Jeremie Frimpong, Spieler bei Bayer 04 Leverkusen (seit 2021)

Sein Credo als Trainer: "Kontrolle über den Gegner und somit auch über das Spiel zu haben". Der Erfolg gibt dem einstigen Trainer-Novizen bislang Recht: Stand am Ende der letzten Saison bereits mit Platz sechs die Qualifikation für die UEFA Europa League, hat sich der ehemalige Welt- und Europameister nun den ersten Titelgewinn seiner noch jungen Trainerkarriere gesichert. Die Zeiten von "Vizekusen" sind mit dem ersten Meistertitel in der Vereinsgeschichte nun jedenfalls endgültig Geschichte.

"Keiner wird mehr Vizekusen sagen. Der Begriff ist mir ein bisschen auf den Keks gegangen"

Rudi Völler, Sportdirektor des Deutschen Fußballbundes (DFB), im Interview mit NTV 

Und damit noch lange nicht genug: Am 25. Mai 2024 könnte mit dem Gewinn des DFB-Pokals sogar das Double folgen. Selbst auf europäischer Ebene hat die Werkself noch gute Chancen, die sensationelle Saison sogar mit drei Titeln zu beenden. Wechselabsichten hegt der Baske derzeit jedenfalls (noch) nicht: "Mein Job ist definitiv noch nicht beendet, und wir haben noch einiges vor", betonte Alonso noch Ende März 2024.

"Es fühlt sich richtig an. Ich bin hier am richtigen Ort. Ich bleibe bei Bayer 04"

Xabi Alonso, Trainer bei Bayer 04 Leverkusen (seit 2022)

Die nationale und internationale Presse waren jedenfalls voll des Lobes für den Triumph der Werkself. "Was Xabi Alonso in Leverkusen geschaffen hat, ist schlichtweg meisterlich. Dieser Trainer hat einen ganzen Verein, ja eine ganze Stadt verändert - er hat irgendwie alle zu Meistern gemacht. Mit einer wunderbaren Mannschaft, die nie aufgibt", schrieb die Bild. Und auf Ran.de heißt es: "Es gab schon länger keinen so verdienten Meister mehr wie Bayer Leverkusen. Die Werkself hat den Bayern und dem BVB vorgemacht, wie man es macht."

Die spanische Zeitung Marca titelte unterdessen: "Xabi I. von Deutschland - Leverkusen gewinnt erstmals in seiner Geschichte die deutsche Meisterschaft. Borussia Dortmund hatte es nicht geschafft, die Tyrannei des FC Bayern zu beenden." Und die El Mundo Deportivo schrieb: "Xabi Alonsos Bayer Leverkusen ist jetzt schon eine Legende. Leverkusen wird Meister mit absoluter Dominanz. Wirtz, der 'Magier von Pulheim', kam von der Bank und machte einen Hattrick. Leverkusen ist aber noch lange nicht fertig."

Der Corriere dello Sport sprach zudem von einer "historischen Wende in Deutschland: Die Krone der Bundesliga gehört Bayer Leverkusen. Die elfjährige Erfolgsserie des FC Bayern ist zu Ende. Im deutschen Fußball hat eine neue Ära begonnen." Der Corriere della Sera ergänzte zudem: "Auch die letzte Diktatur im großen europäischen Fußball fällt: Nach Juventus (neun Titel in Folge) und PSG (sieben Titel in Folge) dankt auch Bayern München ab."

Sportlich verdient ist es allemal - zumal die Konkurrenz aus München, Dortmund oder Leipzig in dieser Saison kaum etwas entgegen setzen konnte. So droht dem bisherigen Serienmeister aus dem Süden der Republik erstmals seit 2012 wieder eine titellose Saison. Dabei fiel das Star-Ensemble - trotz der Rekordverpflichtung des englischen Stürmerstars Harry Kane - vor allem mit ungewohnten Offensiv- und Defensivschwächen auf. Auch Trainer Thomas Tuchel sorgte mit wiederholter Ratlosigkeit über die durchwachsene Leistung seiner Schützlinge oftmals für erhebliches Kopfschütteln und teilweise deutliche Kritik der geneigten Fußball-Analysten.

Sicher ist: Das einst hochgelobte Projekt mit dem deutschen Startrainer findet bereits zum Saisonende - und damit ein Jahr früher als geplant - sein mehr oder weniger unfreiwilliges Ende. Dabei könnten die Gründe für die sportliche Krise des deutschen Rekordmeisters aber noch weiter zurückliegen - sei es im Rauswurf von Trainer Julian Nagelsmann, der nun wieder ein Favorit für Tuchels Nachfolge zu sein scheint - oder dem mäßigen Erfolg der einst sportlich Verantwortlichen Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic.

Schwächelnder BVB und bärenstarker VfB

Allerdings hinkte auch der große Rivale aus Dortmund in der zurückliegenden Spielzeit den selbst gesteckten Zielen deutlich hinter her. Konnte Borussia Dortmund dem Erzrivalen des FCB zuletzt in der Saison 2011/12 den Münchnern die Meisterschale "entreißen", mussten die Westfalen in der zurückliegenden Spielzeiten schon das viel zitierte Fernglas herausholen, um den Blick auf die Tabellenspitze nicht ganz zu verlieren. 

Dabei hatte der BVB noch im letzten Jahr die Riesenchance, vor heimischem Publikum gegen den 1. FSV Mainz 05 den Titel wieder nach Dortmund zu holen - und vermasselt es dann am Ende doch noch. Ob und wann sich dem BVB wieder eine solche Chance eröffnet, bleibt eher abzuwarten.

Die großen sportlichen Gewinner - nach dem neuen deutschen Meister aus Leverkusen - kommen hingegen aus dem "Ländle". So konnte sich der VfB Stuttgart in der Vorsaison nach dem Klassenerhalt in der Relegation gegen den Hamburger SV mit einer überragenden Team-Leistung unter dem jungen Trainertalent Sebastian Hoeneß in der Spitzengruppe der Liga festsetzen - und schlussendlich verdient für das internationale Fußballgeschäft qualifizieren.

"Wir sind gut für die Bundesliga, weil wir einen Schritt wieder in Richtung Basis machen."

Frank Schmidt, Trainer des 1. FC Heidenheim (seit 2007)

Für frischen Wind im Fußball-Oberhaus sorgte zudem der Aufsteiger und Bundesliga-Neuling 1. FC Heidenheim. Nicht nur, dass der Verein von der Ostalb mit der Voith-Arena (15.000 Plätze) über das kleinste Stadion der 18 Bundesligisten verfügt. Auch sportlich sorgte der Klub an der Brenz für manches Highlight - allen voran der Heimsieg gegen die Weltstars aus München sowie dem sehr wahrscheinlichen Klassenerhalt in der Premierensaison. Neben dem großen VfB und Bayer 04 gehört der FCN bereits jetzt zu den großen Gewinnern der Saison.

Mein persönliches Fazit: Mit dem Ende der Bayern-Dominanz und dem neuen deutschen Meister ist wieder mehr Wettbewerb in das Fußball-Oberhaus eingekehrt. Dies dürfte nicht nur den Großteil der Fans und Sportjournalisten erfreuen.

Rückkehr eines Traditionsvereins

Einst gehörte Alemannia Aachen zu den 16 Gründungsmitgliedern der Bundesliga und holte sogar 1969 die Vize-Meisterschaft hinter dem großen FC Bayern München. Auch wenn in der Folgesaison der direkte Abstieg erfolgte, etablierte sich der Traditionsverein aus Nordrhein-Westfalen zu einer etablierten Größe in der damals zweitklassigen Regionalliga sowie der späteren 2. Bundesliga. 2012 stieg für den finanzgeplagten Klub schließlich in die 3. Liga ab - eine Saison später (2012/13) sogar der direkte Abstieg die viertklassige Regionalliga West

Zu allem sportlichen Misserfolg musste der Verein auch zwei Insolvenzverfahren über sich ergehen lassen. Nun kehrt die Alemannia nach elf Jahren im Amateurfußball wieder ins Profigeschäft zurück - auch dank der Unterstützung der hartgesottenen Fans. So strömen etwa 18.000 Fans zu den Heimspielen in den Tivoli, was mit Abstand den höchsten Zuschauerschnitt aller fünf Regionalligen bedeutet. Zum Vergleich: Auf Rang zwei steht in dieser Statistik aktuell der FC Energie Cottbus in der Regionalliga Nordost mit rund 7.000 Zuschauern.

Abstieg mit Ansage in Darmstadt

Es war wieder einmal nur ein kurzer Ausflug in des Fußball-Oberhaus: Bereits nach einer Saison in der Bundesliga stand der SV Darmstadt 98 vorzeitig als Absteiger fest. Für die Lilien ist es bereits der vierte Abstieg nach 1978, 1982 und 2017. Dabei war bereits zu Beginn der Saison klar, dass die 98er schon eine äußerst gute Spielzeit hinlegen mussten, um die Klasse sportlich zu halten. Das Ausmaß sowie die Art und Weise des Abstieges hinterließ allerdings auch bei den Verantwortlichen gewisse Nachwehen.

"Ich weiß nicht, ob das ein schlauer Vergleich ist jetzt: Aber das ist wie mit der 102-jährigen Oma, wo man weiß, irgendwann ist es so weit und dann ist es so weit. Dann ist man trotzdem sehr, sehr traurig."

Rüdiger Fritsch, Präsident des SV Darmstadt 98 (seit 2012)

"In einen richtigen sportlichen Flow konnten wir leider aus verschiedensten Gründen die gesamte Saison hinweg nicht kommen", hieß es aus dem Umfeld von Lilien-Präsident Rüdiger Fritsch. Zudem sei es dem hessischen Verein "anders als in den Vorjahren diesmal nicht gelungen, gemessen an unseren wirtschaftlichen Möglichkeiten überzuperformen", so eine offizielle Stellungnahme des SV Darmstadt 98.

Und dennoch: "Hier wird nichts untergehen und hier bricht auch nichts zusammen, weil im Endergebnis - ganz vernünftig und sachlich analysiert  - ist ja jetzt nichts passiert, was nicht vorhersehbar war", so Klubpräsident Fritsch. Zudem wollen die Lilien weiterhin am bisherigen Cheftrainer Torsten Lieberknecht festhalten.

Große Trainerlegenden treten ab

Auch beim SC Freiburg endet im Mai eine Ära: Nach zwölf Jahren nimmt mit Christian Streich der mit Abstand dienstälteste Bundesliga-Coach seinen Abschied - und wird in jeder Hinsicht eine große Lücke hinterlassen. Während seiner Amtszeit auf der Freiburger Bank entwickelte sich der Sohn eines Metzgers und Pädagoge mit Lehramtsstudium zu einem Kulttrainer im deutschen Fußball. Ehrlich und direkt, witzig und schlagfertig - mit seiner menschlich-hochemotionalen Art, gepaart mit dem sympathisch-alemannischen Dialekt gewann der Fußball-Lehrer aus dem Markgräflerland enorme Anerkennung und Respekt.

Quelle: Kicker auf Youtube

Dabei nutzte Streich die öffentliche Wahrnehmung, auch zu gesellschaftlichen Themen eine klare Stellung zu beziehen. So hatte sich Streich zuletzt auch deutlich gegen Rassismus,  Rechtsextremismus und Intoleranz gewandt. Enorme Anerkennung gewann er jedoch vor allem durch seinen fußballerischen Sachverstand. So stand sein Team nicht nur für eine ausgeprägte mannschaftliche Geschlossenheit. Auch zahlreiche Talente aus der eigenen Fußball-Schule entwickelten sich unter seiner Ägide zu gestandenen Bundesliga-Profis und Nationalspielern - wie zum Beispiel Dennis Aogo, Oliver Baumann, Matthias Ginter oder Christian Günter.

"Mit Christian Streich geht nicht nur ein sehr erfolgreicher und prägender Trainer des SC Freiburg sondern auch eine beeindruckende Persönlichkeit. Am Alemannisch sprechenden Streich sieht man also, dass Leute, die in ihrer Heimat verwurzelt sind, gleichzeitig den Blick für die Welt haben können. Mit seinem klaren Kompass, seiner Offenheit und seiner menschlichen Art ist er auch weit über den Sport hinaus ein großartiger Botschafter für unser Land. Solche Typen braucht es gerade mehr denn je."

Winfried Kretschmann (B'90/Grüne), Ministerpräsident von Baden-Württemberg (seit 2011)

Zudem hat sich der Bundesligist aus dem Breisgau auch strukturell enorm weiterentwickelt. So spielt der SC Freiburg mittlerweile im modernen Europapark mit einem Fassungsvermögen von rund 35.000 Plätzen. Zudem drücken den Freiburgern mittlerweile rund 60.000 Mitglieder die Daumen. Streichs Nachfolger steht jedenfalls schon fest: Zur neuen Saison 2024/25 soll der ehemalige SC-Profi Julian Schuster neuer Cheftrainer werden. Streichs Fußstapfen sind aber dennoch riesig.

Allerdings endet nicht nur in Südbaden eine Trainer-Ära: Auch der FC Liverpool muss sich nur neuen Spielzeit einen neuen Cheftrainer suchen. Nach neun Jahren will der deutsche Coach Jürgen Klopp ebenfalls seinen Abschied beim englischen Spitzenclub FC Liverpool an. "Die Energie ist aus", ließ der gebürtige Schwabe die Fans der "Reds" auf der offiziellen Website zitiert: "Ich kann verstehen, dass das für viele Leute erstmal ein Schock ist". Allerdings wisse er, dass er "den Job nicht immer wieder, immer wieder, immer wieder machen" könne. Zudem sei es für ihn "super-, super-, superwichtig, dass ich helfen kann, dieses Team wieder auf die Beine zu bringen."

Quelle: Der Spiegel auf Youtube

Sportlich ist dies dem ehemaligen Coach des 1. FSV Mainz 05 und von Borussia Dortmund in England jedenfalls gelungen. Neben der ersten englischen Meisterschaft nach 30 Jahren sowie dem FA Cup 2022 erreichte Klopp zudem mit dem Gewinn der UEFA Champions League 2019 den bislang größten Erfolg in seiner Karriere. Wohin es den Schwaben künftig verschlägt, ist allerdings noch offen. Sicher ist bislang nur, dass Klopp bei keinem Verein offiziell entlassen wurde.

"Dass ich mit Mitte 60 noch auf der Trainerbank sitze, ist sehr, sehr unwahrscheinlich. Stattdessen kerngesund auf einer anderen Bank zu sitzen, das ist schon eher das Ziel. Und sollten es am Ende mit Mainz, Dortmund und Liverpool nur drei Vereine gewesen sein, waren es auf jeden Fall drei geile."

Jürgen Klopp, Trainer des  FC Liverpool (2015-2024)

Offiziell hat Klopp jedenfalls (noch) keine konkreten Pläne: "Fragt mich in einem Jahr nochmal", ließ er im April 2024 durchblicken. So plane er "im Moment" zumindest "keine weitere Karriere als Trainer". Allerdings wird der Fußball-Lehrer seit geraumer Zeit unter anderem mit dem Posten als deutscher Bundestrainer oder gar als neuer Coach des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München in Verbindung gebracht.

Abschiede von großen Fußball-Legenden

Deutlich trauriger ist jedoch der Abschied von drei großen Fußball-Legenden, die zu den ganz großen Spielern ihrer Zeit und ihres jeweiligen Vereines zählten: Der "Kaiser" zählte zu den bedeutendsten Persönlichkeiten in der deutschen Fußballgeschichte und als einer der besten Spieler der letzten Jahrzehnte. Auf der Position des Liberos setzte Franz Beckenbauer mit seiner offensiven und leichtfüßigen Spielweise Maßstäbe. Am 7. Januar 2024 verstarb er nach langer Krankheit im österreichischen Salzburg.

"Er hat gezeigt, dass man spielerische Eleganz mit einer Gewinnermentalität kombinieren kann."

Manfred Breuckmann, deutscher Hörfunkmoderator und Sportkommentator

Während seiner aktiven Karriere trug Beckenbauer maßgeblich zum Aufstieg des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München als erfolgreichsten deutschen Fußballverein bei. In dieser Zeit holte er vier Meisterschaften und vier Pokalsiege. Zudem gewann er mit dem FCB drei Mal in Folge den Europapokal der Landesmeister. Zudem führte er die deutsche Nationalelf als Kapitän zum Gewinn der EM 1972 sowie zum Titel der Weltmeisterschaft 1974 im eigenen Land. Als Teamchef führte Beckenbauer die DFB-Elf auch bei der WM 1990 zum Titel.

Quelle: Bundesliga auf Youtube

Allerdings: Wo Licht ist, ist auch Schatten: Nach dem "Sommermärchen" bei der WM 2006: Eine Zahlung von 6,7 Millionen Euro nach Katar im Vorfeld der WM-Vergabe sowie eine angebliche Aufwandsentschädigung für Beckenbauer über mutmaßlich 5,5 Millionen Euro sorgten für erhebliche Kritik. "Da fällt schon ein Schatten auf die unvergleichliche Karriere von Franz Beckenbauer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er gar nicht Bescheid wusste", sagte der Sportjournalist Manfred Breuckmann im Deutschlandfunk. Ein Urteil gegen Beckenbauer gab es allerdings nie - ein Verfahren in der Schweiz wurde wegen Verjährung eingestellt. Seinem Ruf als "Lichtgestalt des deutschen Fußballs" tat die öffentliche Kritik dennoch keinen Abbruch.

"Wenn der Kaiser spricht, legen sogar die Engel ihre Harfen beiseite."

Max Merkel (1918-2006), österreichischer Fußballspieler und -trainer

"Beckenbauer hat ein ganzes Zeitalter bundesrepublikanischer Geschichte geprägt, als Medienfigur, und von daher ist die Rolle der Medien gar nicht zu unterschätzen. Er steht einerseits für eine Zeit, in der der Fußball und auch die Gesellschaft, kommerzialisiert worden ist, aber auch für die Zeit, in der der Fußball in die Kritik gerät, in vielerlei Hinsicht", betonte der Medienwissenschaftler Thomas Horky von der Hochschule Macromedia Hamburg im Gespräch mit dem Deutschlandfunk.

Bei der WM 1990 schoss er Deutschland mit dem entscheidenden Elfmeter gegen Argentinien zum dritten Titel in der Geschichte. Am 20. Februar 2024 starb Andreas Brehme in München unerwartet an den Folgen eines Herzstillstandes. Den Fußballexperten bleibt er vor allem als versierter und vielseitiger Fußballer in Erinnerung, der in den großen Spielen immer zur Stelle war.

"Hast Du Scheiße am Fuß, hast Du Scheiße am Fuß."

Andreas ("Andi") Brehme (1960-2024), Fußballspieler und -trainer

Noch im Januar 2024 sagte zum Tod von Franz Beckenbauer geäußert. "Ich denke, im Himmel wird er mit Pelé und Maradona ein magisches Dreieck gründen". Nur wenige Wochen später sollte er Beckenbauer folgen.

Bei Eintracht Frankfurt gehörte Bernd Hölzenbein zu den wichtigsten Persönlichkeiten und Ikonen in der Vereinsgeschichte. Als Spieler und Funktionär hatte er die sportlichen Geschicke der "launischen Diva vom Main" über Jahrzehnte hinweg entscheidend mitgeprägt. Dabei ist das "Schlitzohr" Hölzenbein untrennbar mit den großen Erfolgen der Eintracht in den 1970er- und 1980er-Jahre - drei Pokalsiege und der Gewinn des UEFA-Pokals 1980 - verbunden. Seinen größten Erfolg hatte er jedoch mit dem Gewinn des Weltmeistertitels 1974

"Bernd Hölzenbein war ein toller Fußballer und wunderbarer Mensch, der viele Titel und noch mehr Herzen gewonnen hat. Fußballerisch gab es wenig, das er nicht konnte."

Rudolf ("Rudi") Völler, Sportdirektor des Deutschen Fußballbundes (DFB) (seit 2023)

Am 15. April 2024 starb der Ehrenspielführer der Eintracht im Alter von 78 Jahren. "Er hat unsere Eintracht fast 60 Jahre maßgeblich geprägt", sagte Eintracht-Vorstand Axel Hellmann - sei es als Spieler, Funktionär oder Manager. "Hölzenbein war jahrzehntelang ein Gesicht der Eintracht, ein integraler Bestandteil der Seele dieses Klubs", hieß es in einem Nachruf des Hessischen Rundfunks (HR). Der Eintracht blieb die Klubikone jedenfalls bis zum Tod verbunden.

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Veröffentlicht am 14.04.2024
 
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