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Papst Johannes Paul II.: Der polnische Medienpapst

Papst Johannes Paul II. (Quelle: Bild von Szilvi Sáfrány auf Pixabay)

Sein Wort hat auf der Großbaustelle Europa schon lange große Bedeutung. Als Visionär eines ungeteilten christlichen Kontinents hatte er besonderen Anteil daran, dass der Eiserne Vorhang fiel. Für seine Verdienste um den europäischen Einigungsprozess wurde Papst Johannes Paul II. sogar mit dem ersten außerordentlichen Karlspreis von Aachen geehrt.

Mit dieser Auszeichnung sollte das Oberhaupt der katholischen Kirche für seine Verdienste um "die Einheit Europas, die Wahrung seiner und die Botschaft des Friedens" geehrt werden. Der Preis wurde von Aachens Oberbürgermeister Jürgen Linden im Vatikan überreicht. In seiner Laudatio betonte er, der Papst verkörpere wie keine andere Persönlichkeit die europäischen Werte von Gleichheit und Brüderlichkeit. Er lebe die europäischen Werte in herausgehobener Weise hervor und trete für die Unantastbarkeit der Menschenrechte sowie für die Unzerbrechlichkeit des Friedens ein.

Neben seinen Verdiensten um den europäischen Einigungsprozess sollte Johannes Paul II. auch für sein Engagement als Brückenbauer zwischen den Konfessionen ausgezeichnet werden. So heißt es in der Begründung der Aachener Karlsstiftung, "dass eine multikulturelle Gesellschaft nicht ohne gemeinsame Konstanten, ohne Richtpunkte und -werte auskommen kann". Dabei ließ sich die Jury offenbar aber nicht von der dogmatischen Haltung des Papstes bei der Empfängnisverhütung und der Gleichberechtigung von Frauen in Kirchenämtern beeindrucken.

Auf Deutsch skizzierte Johannes Paul II. in seiner Dankesrede seine Vision für die Zukunft eines geeinten Europa - nämlich eines ohne "selbstsüchtige Nationalismen", in dem die Nationen als lebendige Zentren kulturellen Reichtums wahrgenommen würden. Zudem sprach er von einem Europa, in dem sich die "großen Errungenschaften der Wissenschaften, Wirtschaft und des sozialen Wohlergehens" nicht auf einen "sinnentleerten Konsumismus" richteten. "Möge Europa, das in seiner Geschichte so viele blutige Kriege hat erleiden müssen, ein tätiger Faktor des Friedens in Europa sein", so der Papst.

Steile kirchliche Karriere

Als Karol Wojtyla wurde Johannes Paul II. am 18. Mai 1920 in Wadowice südwestlich von Krakau als Sohn eines Schneidermeisters geboren. Nach seinem Abitur 1938 begann Wojtyla mit dem Studium der polnischen Philologie und der Philosophie, dass er jedoch ein Jahr später wegen des deutschen Überfalls auf Polen unterbrechen musste. Im Herbst 1942 trat Wojtyla dem Priesterseminar des Bistums Krakau bei. Um sein Studium zu finanzieren, verdingte er sich als Arbeiter in einem Steinbruch.

"Das Vaterland ist unsere Muttererde. Polen ist eine besondere Mutter. Ihre Geschichte ist nicht einfach, besonders in den letzten Jahrhunderten. Diese Mutter litt und leidet immer wieder von neuem. Deshalb hat sie auch das Recht auf eine besondere Liebe."

Papst Johannes Paul II. (1978-2005)

Am 1. November 1946 wurde Wojtyla schließlich zum Priester geweiht. Zwölf Jahre später - im Jahre 1958 - wurde er zum Weihbischof von Krakau ernannt. Sechs Jahre später wurde er Erzbischof der zweitwichtigsten Diözese in Polen. 1967 wurde Wojtyla zum Kardinal ernannt. Am 16. Oktober 1978 wurde er schließlich zum neuen Papst gewählt. Damit wurde der Pole der erste nicht-italienische Papst seit viereinhalb Jahrhunderten.

Dank seiner nahezu schon beispiellosen moralischen Autorität und der Dauer seines Pontifikats hatte Johannes Paul II. inzwischen jenen Grad an Zeitlosigkeit erreicht, der historischen Persönlichkeiten gebührt. Im März 2004 wurde sein Pontifikat zum drittlängsten in der zweitausendjährigen Geschichte des Papsttums. Beobachtern, die schon seit Jahren über ein baldiges Ende seiner Amtszeit munkeln strafte der Papst bislang Lügen.

Dialog zwischen den Konfessionen

Im Vergleich zu seinen Vorgängern versteht Johannes Paul II. sein Amt durchaus politischer. In einer von Terrorismus und Radikalisierung im Namen der Religion geprägten Entwicklung der letzten Jahre wurde ein Grundanliegen des Papstes aktueller denn je: der Dialog zwischen den Konfessionen.

So betete er als erstes katholisches Oberhaupt in einer jüdischen Synagoge und in einer islamischen Moschee. Er entschuldigte sich bei den Moslems für die Kreuzzüge und bei den Juden für deren Verfolgung. Auch den Irak-Krieg verurteilte er unverblümt. Darüber hinaus suchte Johannes Paul II. die Spaltung zwischen Katholiken und Orthodoxen durch die Rückbesinnung auf die Einheit des Christentums zu überwinden.

Innerkirchlicher Hardliner

An den jungen sportlichen Papst knüpften sich jedoch zunächst viele Hoffnungen. Schnell entwickelte Johannes Paul II. seinen eigenen Stil: weg vom Pomp und hin zum Kontakt mit den einfachen Menschen. Die Hoffnungen auf einen liberalen und modernen Papst haben sich nicht erfüllt, was viele Gläubige und Würdenträger bedauern. Innerkirchlich wurde der "Jugendpapst" mit zunehmendem Alter immer konservativer.

"Das Zölibat ist ein Geschenk Gottes an die Kirche, ein Ausdruck der ungeteilten Liebe der Priester zu Gott."

Papst Johannes Paul II. (1978-2005)

Viele Katholiken warfen dem treuen Marienverehrer vor, die gesellschaftlichen Realitäten zu verkennen. Und der papstkritische Schweizer Theologe Hans Küng etwa hielt Johannes Paul II. zwar positive Aspekte zugute, wertete dessen Pontifikat letztlich aber als "Desaster für die katholische Kirche". In den letzten Jahren seines Pontifikats war Johannes Paul II. durch die Parkinson-Krankheit zunehmend in seiner Amtsführung eingeschränkt, bis er schließlich am 2. April 2005 verstarb.

Schnelle Heiligsprechung

Bereits kurz nach seinem Tod skandierten viele Gläubige auf dem Petersplatz "Santo Subito" - die sofortige Heiligsprechung. Das Kirchenrecht sah jedoch vor, den Prozess der Seligsprechung erst fünf Jahre nach dem Tod einzuleiten. Doch schon wenige Wochen nach seinem Amtsantritt setzte Papst Benedikt XVI. diese Regel außer Kraft und leitete den Prozess sofort ein. Bei diesem Verfahren muss geprüft werden, ob der künftige Selige im "Ruf der Heiligkeit" stehe, was bei Johannes Paul II. schon zu Lebzeiten galt.

Darüber hinaus wird ein Wunder verlangt, das auf Fürsprache des Verstorbenen hin bewirkt wurde. Im Falle Wojtylas war dies die unerklärliche Heilung der französischen Nonne Marie Simon-Pierre. Diese war an Parkinson erkrankt und wandte sich in ihrem Gebet an Johannes Paul II., worauf hin eine spürbare gesundheitliche Verbesserung eintrat. Experten des Vatikan und unabhängige Ärzte untersuchten den Fall und bestätigten schließlich eine rational nicht erklärbare Heilung der Nonne.

"Auch Jesus ist nicht vom Kreuz gestiegen."

Papst Johannes Paul II. (1978-2005)

Am 1. Mai 2011 wurde Johannes Paul II. sechs Jahre nach seinem Tod seliggesprochen. Etwa 80.000 Gläubige verfolgten die Seligsprechung auf dem Petersplatz in Rom - darunter etwa 90 hochrangige Delegationen aus aller Welt, 16 Staatspräsidenten sowie die Vertreter aus fünf Königshäusern. Aus Deutschland reiste Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CDU) nach Rom. Selbst im Süden Warschaus bejubelten Hunderttausende von polnischen Katholiken die Seligsprechung ihres Papstes. Am 27. April 2014 wurde Karol Wojtyla gemeinsam mit seinem Amtsvorgänger Johannes XXIII. (1958-1963) heiliggesprochen.

Quelle: EWTN | Katholisches Fernsehen weltweit auf Youtube

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