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Das sind die "jungen Talente" der Assekuranz

Wer sind die aufgehenden Sterne am Versicherungshimmel? Quelle: Unternehmen

Kaum eine Branche, die heute nicht händeringend nach geeigneten Fachkräften sucht. Dies gilt auch für die Versicherer - gerade für die Managementebene. So haben in den letzten Jahren manch Granden ihren Platz aus Altersgründen geräumt und damit Platz gemacht für neue aufstrebende Jungmanager und -managerinnen. VWheute hat die größten Talente in der Branche zusammengetragen.

Zeliha Hanning; Vorstandschefin der Württembergische Versicherung

Die 43-Jährige gehört derzeit zu den ganz wenigen Frauen an der Spitze eines deutschen Versicherungsunternehmens. Anfang 2021 übernahm Hanning den Posten von Thomas Bischof und ist tief im Unternehmen verwurzelt. Bereits 2000 kam sie zur Württembergischen und arbeitete sich in den Folgejahren kontinuierlich nach oben. Von 2016 bis 2019 leitete sie die Organisations- und IT-Steuerung. Seit Ende 2019 ist Zeliha Hanning Generalbevollmächtigte für die Bereiche Privatkunden Komposit und Kunden- und Vermittlerservice. Dabei gilt Hanning als bodenständige, zielstrebige und pragmatische Managerin, die sich nicht davor scheue, Entscheidungen zu treffen.

Einen "festen Führungsstil" hat sie nach eigener Aussage jedoch nicht: "Er ist von Situationen und Themen abhängig, aber immer ergebnisorientiert. Grundsätzlich richte ich meinen Führungsstil stets an unseren Werten aus: Eine wichtige Säule ist Transparenz. Und damit meine ich in erster Linie, Ziele und Erwartungen klar zu kommunizieren. Auch offenes und klares Feedback zu geben und zu erhalten, nimmt einen großen Stellenwert ein. Ein weiterer Aspekt ist Integration. Es ist entscheidend, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzubinden und ihnen Wertschätzung entgegenzubringen. Eine hohe Bedeutung hat auch eine Vertrauenskultur", betonte sie einmal im Interview mit VWheute.

Katja de la Viña, Vorstandschefin der Allianz Leben

Mit Katja de la Viña gehören derzeit gleich zwei Managerinnen zu den möglichen Hoffnungsträgerinnen bei der Allianz - mit Potenzial nach ganz oben. Dabei gehört die 42-jährige studierte Betriebswirtin eher zu den Quereinsteigerinnen in der Versicherungsbranche. Erst 2016 kam sie nach Stationen bei KPMG und Pricewaterhouse-Coopers zur Allianz. Bereits drei Jahre später wurde sie zur Finanzchefin der Allianz Deutschland ernannt. Dabei machte sie schon früh klar, dass es ihr nicht nur um reines "Accounting" und Aktuariat gehe.

Gefragt sei für sie auch mehr digitale Kompetenz. So sprach sich de la Viña klar für agile Arbeitsweisen bei der Planung der Transformation aus: "Es müssen alle zusammen an einem Tisch arbeiten." Die IT-Struktur der Allianz sei teilweise noch sehr komplex und strukturiert und müsse simplifiziert werden. Wichtig sei es, radikal neu zu denken. Im Blick müsse man Produkte und Prozesse haben und nicht Systeme. Ziel sei es, in den nächsten drei bis fünf Jahren auch Altsysteme abzuschalten oder in Teilen zu migrieren.

"Bezüglich der Kostenquoten stehen wir bei der Allianz Lebensversicherung im Marktvergleich sehr gut da. Wie sich alle einkalkulierten Kosten annualisiert auf die Rendite eines Vertrages auswirken, weisen wir mit der Gesamtkostenquote seit über zehn Jahren transparent in den Vertragsunterlagen aus. Aber der einseitige Blick auf die Kosten stört mich auch: Was am Ende zählt, ist die Gesamtperformance, die wir erzielen."

Katja de la Viña, Vorstandsvorsitzende der Allianz Leben

Seit nunmehr einem Jahr steht de la Viña an der Spitze der Allianz Leben - als Nachfolgerin von Andreas Wimmer, der in den Vorstand der Allianz SE aufgerückt ist. Ob die 42-Jährige ebenfalls das Zeug für "ganz oben" hat, wird maßgeblich davon abhängen, wie sie die Lebensversicherung in Zeiten von Inflation uns Zinswende weiterhin gewinnbringend auf Kurs halten kann.

Laura Gersch, CFO der Allianz Versicherungs-AG

Bereits mit 35 Jahren rückte Laura Gersch als Vorständin für Firmenkunden und Personal in die Führungsriege der Allianz Leben auf. Dabei ist das "Wunderkind" bereits seit 2014 für die Münchener tätig und hatte seitdem verschiedene Führungspositionen inne.

Im Jahr 2016 wurde sie Assistenz von CEO und Ex-Meckie Oliver Bäte, ein Jahr später war sie bereits Leiterin seines Büros. Das ist ebenso wie die Vorstandsernennung mit 35 Jahren beeindruckend, doch wo ist die Erfahrung in der Altersvorsorge, die sie zum Vorstand beim größten deutschen Lebensversicherer qualifiziert?

Ein Sprecher der Allianz erklärt, die Finanzaufsicht Bafin hätte die Ernennung von Gersch bereits abgesegnet und vorab selbstverständlich ihre Eignung geprüft. "Vorstand wird man in Deutschland nicht einfach so", bemerkt der Sprecher. Gersch sei eine ausgewiesene Expertin und hätte in ihrer Zeit als Bätes Bürochefin "einen Überblick über das ganze Unternehmen gewonnen".

"Wir haben schon mehr Frauen in Führungspositionen als je zuvor und das Thema wird in der Öffentlichkeit intensiv diskutiert. Aber es liegt natürlich noch ein weiter Weg vor uns mit Blick auf Chancengerechtigkeit. Aber warum ist es wichtig, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen? Weil diverse Teams grundsätzlich erfolgreicher sind als homogene Teams, das sollten wir uns immer vergegenwärtigen. Zudem sind 50 Prozent unserer Bevölkerung Frauen. Daher macht es allen Sinn der Welt, dass Frauen auch auf allen Ebenen mitentscheiden, wie wir Produkte passend und marktfähig gestalten und wie wir mit den Kundinnen und Kunden interagieren."

Laura Gersch, CFO der Allianz Versicherung AG, im Exklusiv-Interview mit VWheute

Zudem gilt Gersch als ausgewiesene Verfechterin für Gleichberechtigung und hat dafür die Initiative #equalpension ins Leben gerufen, mit der sie die Aufmerksamkeit auf das geschlechterspezifische Gap in der Altersvorsorge lenken will. 2021 hat sie dafür den German Diversity Award von BeyondGenderAgenda in der Kategorie Gender gewonnen.

Quelle: Statista

Johannes Rath, Chief Transformation Officer der Signal Iduna

Seit 1. Juli 2022 leitet der 38-jährige Münsteraner das neu geschaffene Vorstandsressort "Kunde, Service und Transformation". Dabei zählt der gelernte Versicherungskaufmann fast schon zu den Eigengewächsen des Versicherungskonzerns. 2010 er zur Signal Iduna und bringt bereits einige Führungserfahrung mit.

So ist Johannes Rath unter anderem stellvertretender Aufsichtsratschef des Insurtechs Element, an dem die Signal Iduna mit 18,5 Prozent beteiligt ist. Seit 2017 hat er die Geschäftsführung der Investment-Tochter Signals GmbH inne. Zudem hat Rath - ebenfalls 2017 - die Position des Chief Digital Officer bei der Signal Iduna übernommen. Seit 2021 verantwortet er als Chief Transformation das Transformationsprogramm "Vision 2023" des Dortmunder Versicherungskonzerns.

Seine berufliche Karriere begann er zwar 2002 bei der Volksfürsorge, allerdings scheint sich Rath in der Arbeitsweise mehr von den Start-ups abgeschaut zu haben. Statt durchgeplanter Projekte sollen sich die Mitarbeiter lieber in Mini-Teams – ähnlich wie in einem Insurtech – organisieren. Glaubt man Insidern, scheint der Weg für nach Rath nach ganz oben in einiger Zeit durchaus vorgegeben zu sein.

Jens Florian-Jansen, neuer Deutschlandchef von Marsh

Vom Tellerwäscher zum Millionär? Na ja, nicht ganz, aber das Prinzip trifft auf Jens Florian-Jansen durchaus zu. Nach ein paar Praktika und Studentenjobs bei Investmentbanken und Unternehmensberatern fing Jens Florian-Jansen 2009 als Trainee bei Marsh Deutschland an. Er stieg rasch auf, 2014 wurde er Assistent des CEO von Deutschland, damals Siegmund Fahrig, der zum Jahresende in den Ruhestand geht. 2016 wurde Florian-Jansen Mitglied im Management Board, 2019 im Executive Board. Drei Jahre war er dann der Digitalchef, seit April 2022 Chief Market Officer. Im April hatte er bereits Aufgaben vom damaligen Geschäftsführer Thomas Olaynig übernommen. Nun folgt für ihn der ultimative Ritterschlag: Florian-Jansen steigt zum neuen Deutschlandchef des Großmaklers auf. Sollte er die Bewährungsprobe bestehen, sind ihm noch höhere Weihen sicher.

Laura Müller, IT-Vorständin der Debeka

Die Berufung von Laura Müller zur neuen IT-Vorständin des Koblenzer Versicherers kommt schon einem Generationenwechsel gleich. Anfang Oktober 2022 trat die 36-jährige die Nachfolge von Roland Weber (67) der sich nach über 20 Jahren bei der Debeka in den Ruhestand verabschiedet hatte. Dabei gehört Müller zu den Eigengewächsen des Konzerns. Nach ihrem Studium begann sie ihre Laufbahn bei der Debeka, der fünftgrößten Versicherungsgruppe in Deutschland. Sie war zunächst in der Produktentwicklung der Lebensversicherung beschäftigt, bevor sie im Januar 2018 die Leitung der Hauptabteilung Lebensversicherung und Pensionskasse/Technik übernahm.

Im März 2018 wurde sie zur Prokuristin bestellt. Seit Dezember 2017 ist sie Aktuarin in der Deutschen Aktuarvereinigung. Müllers Vorgänger Roland Weber wurde 2002 in den Debeka-Vorstand berufen, wo er zunächst für die Krankenversicherung, später auch für die Lebensversicherung zuständig war. 2018 hatte er die Verantwortung für die IT der Unternehmensgruppe übernommen.

An Selbstbewusstsein mangelt es ihr jedenfalls nicht: "Zunächst einmal: Ja, ich bin 36 Jahre jung und verjünge dadurch unseren Vorstand bei der Debeka. Es mag sein, dass dieser Umstand den ein oder anderen dazu bewegt, mich genauer unter die Lupe nehmen zu müssen. Aber so wie ich es erlebe und auch in meinen vergangenen Rollen erlebt habe, hat das Alter dabei nie eine Rolle gespielt, denn die Zeiten, dass jemand befördert wird, nur weil er lang genug im Unternehmen tätig ist, sind zum Glück vorbei."

Zudem stehe "man natürlich in jeder neuen Rolle in der ersten Zeit unter besonderer Beobachtung und muss sich erst einmal beweisen - und das unabhängig vom Alter. Der Kreis der Beobachter ändert sich natürlich in Abhängigkeit von der jeweiligen Verantwortung. 2014, als ich die Gruppe der Mathematiker in der Lebensversicherung übernommen habe, war dieser Kreis zum Beispiel noch relativ klein und wuchs dann mit Zunahme meiner Verantwortlichkeiten. Dadurch habe ich Schritt für Schritt lernen können, damit umzugehen. Außerdem ist man auf dem Weg ja nie alleine unterwegs und so hatte und habe ich auch immer Weggefährten, die mich unterstützen und begleiten", sagte sie im Interview mit VWheute. So würde es nicht verwundern, wenn der Weg nach einiger Zeit weiter nach oben weist.

Quelle: Statista

Weitere Sterne am Versicherungshimmel

Zugegeben: Bei den genannten Managerinnen und Managern handelt es sich nur eine Auswahl - so könnte man die Liste noch lange weiterführen, wie zum Beispiel mit Anne von Häfen. Die 36-Jährige übernimmt zum Jahreswechsel bei Huk-Coburg das Ressort Rechtsschutz Betrieb als Nachfolgerin von Detlef Frank (63). Von Häfen gilt als ausgewiesene Expertin rund um das Thema Rechtsschutz. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Produktmanagement und bei Data Analytics von Rechtsschutzversicherungen. Die gebürtige Osnabrückerin hatte nach Studium der Mathematik und Promotionsstudium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Hamburg verschiedene leitende Funktionen bei der Arag SE inne. Zuletzt war sie Hauptabteilungsleiterin Produktmanagement und Data Analytics.

Von einem Generationenwechsel kann man derzeit auch bei der Nürnberger sprechen: 2023 soll Harald Rosenberger (45) den bisherigen Vorstandschef Armin Zitzmann (61) an der Spitze des fränkischen Versicherers ablösen. Der Diplom-Finanz- und Wirtschaftsmathematiker und Aktuar der DAV Rosenberger kam 2017 von der Munich Re zur Nürnberger und ist dort seitdem Vorstandsmitglied unter anderem der Nürnberger Lebensversicherung AG. 2019 wurde er in den Konzernvorstand berufen, hier verantwortlich für die Lebens- und Krankenversicherungen.

Zudem verantwortet Katja Briones-Schulz (43) künftig die Geschäfte der Nürnberger Personenversicherer. Sie kommt von der Swiss Re, wo sie unter anderem für den deutschen Markt zuständig war. Mit 19 Jahren Berufserfahrung in der Versicherungsbranche verfügt sie über eine ausgewiesene Expertise in der Entwicklung und Umsetzung von Wachstums- und Vertriebsstrategien sowie der innovativen Produktentwicklung in der Lebensversicherung. Sie folgt in dieser Position damit auf Harald Rosenberger.

Ebenfalls für höhere Weihen geeignet scheint auch Axa-Deutschlandchef Thilo Schumacher. Bereits 2012 wurde der Versicherungsmanager Vorstandsmitglied der Axa Deutschland und hat seitdem verschiedene Vorstandsressorts verantwortet. Seit 2018 leitet Schumacher die Personenversicherung mit den Sparten Kranken- und Lebensversicherung  und hat den stellvertretenden Vorstandsvorsitz der Axa Konzern AG inne. Im letzten Jahr beerbte er Alexander Vollert, der in die Konzernzentrale nach Paris berufen wurde. Es wäre wenig überraschend, wenn er den Spuren des "German Wunderkind" Thomas Buberl folgen würde.

Wie sich der neue und verjüngte Vorstand der Axa Deutschland bewähren wird und wie er das angekündigte Strategieprogramm umsetzen wird, liegt auch an Nils Reich (41), der für das Ressort Sachversicherung verantwortlich ist. Der 41-jährige Manager ist seit 2019 im Vorstand der Axa Konzern AG tätig und dort für das Privat- und Firmenkundengeschäft in der Schaden- und Unfallversicherung zuständig.

"In vorangegangenem Jahr hat Axa in Deutschland nicht nur einen CEO-Wechsel angekündigt, sondern auch ein neues Strategieprogramm aufgesetzt, das entschlossen die Transformation und die kulturelle Weiterentwicklung unseres Unternehmens fortsetzt. Im Zentrum stehen weiterhin ein konsequenter Kundenfokus und der Ausbau einfacher Kundeninteraktionen beziehungsweise -services - alles mit der richtigen Mischung aus digital und persönlich. Letztendlich werden wir unseren Kurs des nachhaltigen, stabilen Wachstums in unseren präferierten Geschäftsfeldern, wie zum Beispiel der Gewerbeversicherung, fortsetzen", betonte Reich Anfang Januar 2022 im Interview mit VWheute. Sollte er mit seinen Plänen erfolgreich sein, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis ihm ebenfalls der Weg nach Paris offen steht.

Nicht zu vergessen: Stephanie Peterson. Die 38-jährige gebürtige Amerikanerin kam Anfang 2022 vom Sportartikelhersteller Adidas und verantwortet künftig das Ressort Customer Management. Damit verantwortet die Digital-Expertin alle Brand-, Marketing- und Vermarktungsthemen, die digitale Interaktion mit Kunden und Vertriebspartnern, Bankenpartnerschaften sowie Corporate Communications bei der Axa Deutschland.
Zugegeben: Bei den genannten Nachwuchstalenten handelt es sich um eine gewisse Auswahl vielversprechender Führungskräfte. Der Pool an jungem und talentiertem Management-Nachwuchs scheint jedenfalls gut gefüllt zu sein. Am Ende liegt es an den Versicherern selbst, diese Talente zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Stellen gewinnbringend für sich einzusetzen.

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