Papst Leo XIV.: Ein Pragmatiker der Mitte
Es mag ein Zeichen der Geschichte gewesen sein: Am 8. Mai 1945 - genau am 80. Jahrestag der bedingungslosen Kapitulation von NS-Deutschland - wurde Robert Francis Prevost als Leo XIV. zum neuen Papst gewählt. Seine erste Rede als 267. Bischof von Rom stand auch gleich ganz im Zeichen von "Frieden" und "Dialog".
Die Wahl des ersten Augustiners und US-Amerikaners zum Oberhaupt der katholischen Kirche gilt fast schon als Sensation - auch wenn ihn manche Beobachter und Vatikan-Experten zum erweiterten Kreis der potentiellen "Papabile" für die Nachfolge von Papst Franziskus zählten. Unter seinem Vorgänger leitete der 69-Jährige als Präfekt das Dikasterium für die Bischöfe.
Der Kirchenmann wurde am 14. September 1955 in Chicago geboren. Im Jahr 1977 trat der studierte Mathematiker und Philosoph dem Augustiner-Orden bei. Mit 27 Jahren wurde er nach Rom entsandt, um dort Kirchenrecht zu studieren. Am 19. Juni 1982 erhielt Papst Leo XIV. das Sakrament der Priesterweihe.
In den folgenden rund 30 Jahren war Prevost als Missionar in Peru tätig. Am 3. November 2014 ernannte ihn Papst Franziskus zum Titularbischof von Sufar. Gleichzeitig wurde er zum neuen Apostolischen Administrator von Chiclayo bestellt. 2023 wurde er zum Erzbischof sowie zum Kardinalsdiakon mit der Titeldiakonie Santa Monica bestellt. Rund zwei Jahre später wurde Prevost bereits im vierten Wahlgang des Konklave zum neuen Papst gewählt.
- DW: "Habemus Papam" - Robert Prevost aus den USA ist neuer Papst
- ARD Tagesschau: Papst Leo XIV. - Reformer, Weltbürger, Pragmatiker
- ZDFheute: Leo XIV. Wer ist der neue Papst?
Theologisch und politisch wird Leo XIV. vor allem als Mann der Mitte angesehen. Beobachter beschreiben ihn als Reformer, Weltbürger und Pragmatiker, der als echter Kenner der Kirche angesehen wird. Außerdem gilt er als nahbar, reformorientiert und als Mittler zwischen den kirchlichen Strömungen.
"In dem einen (Christus) sind wir Vielen eins."
Wahlspruch von Papst Leo XIV. (seit 2025)
Seine Wahl gilt unter Vatikan-Experten und Kirchenkennern als Kompromiss zwischen den unterschiedlichen Strömungen. Seine amerikanische Herkunft, lateinamerikanische Prägung und römische Führungserfahrung haben ihn daher zu einem Konsenskandidaten der Kurie gemacht, der kulturelle wie kirchenpolitische Gegensätze überwinden kann. Daher wird der neue Papst von seinen Mitarbeitern ebenso geschätzt wie von progressiven und konservativen Kirchenvertretern.
Beobachter gehen rechnen damit, dass Leo XIV. den Reformkurs seinen Vorgängers wohl weiterführen wird. Gleichzeitig lehnt er manche Reformen ab - darunter die Weihe von Frauen für bestimmte Kirchenämter. Gleichzeitig gilt der neue Pontifex auch als erklärter Kritiker von US-Präsident Donald Trump.
Programmatischer Ansatz - der Name des Papstes Die Wahl eines Papstnamens gilt als erster programmatischer Akt des Kirchenoberhauptes. Damit signalisiert der neu gewählte Papst, an welche Traditionen er anzuknüpfen gedenkt. Begründet wurde diese Tradition von Papst Gregor V. (996-999). Zuvor hatten nur drei Päpste ihren Namen geändert, weil dies heidnisch oder politisch vorbelastet waren. Der Name Leo leitet sich vom lateinischen Wort "Löwe" ab und ist international sehr beliebt. Im Vatikan gehört er zu den Top Ten der häufigsten Papstnamen. Papst Leo I. (440-461) gilt als großer Verteidiger der Lehre der katholischen Kirche. Beim Konzils von Chalcedon im Jahr 451 n. Chr. bekämpfte er vor allem die Monophysiten und Pelagianer. In der katholischen Kirche wird er auch als "begnadeten Theologen und Prediger" bezeichnet, der "dem einfachen Volk" nahegestanden habe. Neben Papst Gregor I. (590-604) ist er der einzige Pontifex mit dem Beinamen "der Große". Leo XIII. (1878-1903) führte die katholische Kirche ins 20. Jahrhundert und galt innerkirchlich als Reformer. Die erste Sozialenzyklika "Rerum novarum" von 1891 wurde zum Bezugspunkt der katholischen Soziallehre. Dadurch wurde er oft auch "Arbeiterpapst" oder "der Soziale" bezeichnet. In seinem Pontifikat wurden auch die wesentlichen Grundlagen für die heutige Außenpolitik des Vatikan gelegt, mir er sich erstmals als humanitärer Akteur in Kriegs- und Krisenzeiten positionierte. Bislang haben die Päpste insgesamt 82 unterschiedliche Namen gewählt. Unangefochten an der Spitze steht Johannes - mit weitem Abstand gefolgt von Gregor und Benedikt. 1978 wählte Papst Johannes Paul I. (1978) als erstes Kirchenoberhaupt einen Doppelnamen. Mit dieser Entscheidung setzte sich sein Nachfolger Karol Wojtyla bewusst in die Tradition seiner Amtsvorgänger Paul VI. (1963-1978) und Johannes XXIII. (1958-1963). |
Erst kurz vor seiner Wahl kritisierte Prevost auf der Social Media-Plattform X (ehemals Twitter) offen die aktuelle Migrationspolitik in den USA: "Diese beunruhigenden Maßnahmen, die grundlegende Menschenrechte und die Menschenwürde verletzen, richten sich nicht nur gegen Menschen ohne Aufenthaltspapiere, Bandenmitglieder und Gewaltverbrecher, sondern auch gegen friedliche und produktive Migranten und Flüchtlinge aller Art." In den folgenden Jahren könnte sich der neue Papst durchaus auch als eine Gegeninstanz zu Trump etablieren.
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