Tobias Daniel M.A.

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Meine Lieblingsstädte: Von Hamburg über München nach Rom

Quelle: Bild von Horst Müller auf Pixabay

Die Freie und Hansestadt Hamburg

Hamburg gilt allgemein als das "Tor zur Welt", die "Schöne" und das "Hoch des Nordens". Diese Beschreibungen sind zwar eher unhanseatisch, doch den heimlischen Stolz auf ihre Stadt können auch die Hanseaten selbst nicht verbergen. Denn Hamburg zählt zu den schönsten Städten Deutschlands: neben Stadtleben pur bietet die Hansestadt auch zahlreiche Grün- und Wasserflächen sowie Kultur und Vergnügen.

Zudem hat Einwanderung in Hamburg eine Tradition - ein Umstand, der gerne auch als Grund für die Weltoffenheit der Stadt gilt. Bereits im 16. Jahrhundert flohen viele protestantische Niederländer nach in die Hansestadt. Später folgten portugiesische Juden und französische Adlige, die alle zur Entwicklung Hamburgs zu einer Kaufmannsstadt beitrugen. Heute leben über 282.000 Ausländer in der Stadt, die sich auf alle sozialen Schichten verteilen.

Auch einige Vorurteile können dem Ruf Hamburgs nichts anhaben. So regnet es in Hamburg auch nicht mehr als in anderen deutschen oder europäischen Städten. Und sollte doch einmal "Schietwetter" herrschen, gibt es genügend Möglichkeiten, sich in Hamburg die Zeit zu vertreiben.

Zu den weiteren Vorurteilen: Hamburg ist keineswegs eine kunstfeindliche Stadt - im Gegenteil. Neben der sprichwörtlichen Kaufmannsmentalität zeigten die Hanseaten auch immer Sinn für die schönen Künste. Denn zahlreiche Museen von internationalem Rang und eine vielfältige Theaterlandschaft bieten für jeden Geschmack etwas.

Und zu guter Letzt: Hamburg liegt ebenso wenig am Meer wie München in den Alpen. Die Hansestadt liegt vielmehr an der Elbe, deren Haupt- und Nebenarm den Tidehafen bilden. Und diese hat Hamburg erst zu einer wohlhabenden Stadt gemacht.

Freie und Hansestadt Hamburg (Quelle: Kaufdex auf Pixabay)

Rathaus und Rathausmarkt

Der einstige Verkehrsknotenpunkt Rathausmarkt ist mittlerweile ein zentraler Treffpunkt für Einheimische und Gäste geworden. Er wird zudem auch für Veranstaltungen oder Konzerte genutzt. Das Rathaus der Hansestadt Hamburg ist seit mehr als 100 Jahren Sitz der Bürgerschaft (Parlament) und des Senats (Regierung) der Hansestadt. Jährlich wird es von über 100.000 Menschen aus aller Welt besucht.

Quelle: NDR Doku auf Youtube

Rund um die Alster

Die Alster liegt mitten in der Innenstadt Hamburgs. Sie teilt sich in die kleinere Binnenalster und die größere Außenalster. Allein die Außenalster ist etwa 160 Hektar groß und nahezu vollständig von Grünanlagen umgeben. Die Binnenalster liegt an den Uferpromenaden Neuen Jungfernstiegs sowie des Jungfernstiegs. Die Wasserfontäne in der Mitte der Binnenalster gehört zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Hansestadt. Besonders sehenswert sind auch die Alsterarkaden an der "Kleinen Alster" - einem etwa 200 Meter langen Alster-Abschnitt in der Innenstadt am Rathausmarkt. Umgeben ist die Alster zudem von zahlreichen Kanälen und Fleeten.

Quelle: NDR Doku auf Youtube

Der Hamburger Hafen

Der Hafen von Hamburg ist der offene Tidehafen der Freien und Hansestadt. Mit einer Fläche von 7.200 Hektar ist er der größte Seehafen Deutschlands. Europaweit steht er nach Rotterdam und an dritter Stelle. Als Universalhafen kann hier nahezu jede Form von Waren umgeschlagen werden. Diverse Schifffahrtslinien verbinden ihn zudem mit etwa 900 Häfen in etwa 170 Ländern.

Im Jahre 2022 wurden 119,9 Millionen Tonnen an Waren umgeschlagen, davon etwa zwei Drittel in Containern (82,3 Tonnen). Das restliche Drittel entfällt auf Massengüter wie Kohle, Erz, Mineralöl oder Getreideprodukte. Neben dem Warenumschlag erfolgt im Hamburger Hafen die gewerbliche Verarbeitung, Lagerung und Veredelung von zumeist importierten Gütern. Er dient als Standort für die Mineralindustrie und gilt zunehmend als Anlauf für Kreuzfahrtschiffe. Der Schiffbau auf den Hamburger Werften ist seit den 1960er-Jahren jedoch stark rückläufig.

Die Ursprünge des Hafens reichen bereits bis ins 9. Jahrhundert zurück. Als offizielles Gründungsdatum gilt der 7. Mai 1189 als Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1152-1190) den Hamburgern in einem Freibrief die Zollfreiheit für Hamburger Schiffe bis zur Elbmündung an der Nordsee gewährte. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Hafen mit zahlreichen Hafenbecken und Kaianlagen bis zu seiner heutigen Größe erweitert. Verwaltet wird er von der Hamburg Port Authority.

Quelle: NDR Doku auf Youtube

Der Hafen bietet derzeit etwa 320  Liegeplätze für Seeschiffe an einet Kaimauer mit einer Länge von rund 35 Kilometern. Davon sind 38 Großschiffsliegeplätze für Container- und Massengutschiffe, 97 Liegeplätze an Dalben und 60 Landeanleger. Dazu zählen auch die Fähranleger der HADAG Seetouristik und Fährdienst AG. Durch die Landflächen führen 137 Kilometer öffentliche Straßen, 156 Kilometer Uferstrecken und 314 Kilometer Hafenbahngleise. Es gibt drei Straßen- und Fußgängertunnel und 147 Brücken, davon 53 feste Eisenbahnbrücken, 52 feste Straßenbrücken, fünf Fußgängerbrücken, neun sonstige und elf bewegliche Brücken.

Im Jahre 2003 wurden zudem die Bauarbeiten für die HafenCity aufgenommen. Der Stadtteil im Bezirk Hamburg-Mitte umfasst eine Gesamtfläche von rund 2,2 Quadratkilometer und gehörte ehemals zum Freihafen. Auf einer Fläche von 155 Hektar sollen hier bis Mitte der 2030er-Jahre Wohneinheiten für bis zu 14.000 Personen und Arbeitsplätze für bis zu 45.000 Personen - vornehmlich im Bürosektor - entstehen.  Darüber hinaus wird mit bis zu 10.000 Schülern und Studenten sowie rund 50.000 Kunden und Touristen pro Tag kalkuliert, so dass nach Fertigstellung über 120.000 Menschen täglich den Stadtteil beleben sollen. Der Bau der HafenCity ist das flächengrößte laufende Stadtentwicklungsprojekt Hamburgs.

Quelle: NDR Doku auf Youtube

Rund um die Speicherstadt

Im Freihafen liegt die über hundertjährige Speicherstadt - der größte Lagerhauskomplex der Welt. Wilhelminische Backsteingotik der Gründerzeit und bizarre Giebel prägen das Bild der Lagerhäuser, in denen noch heute hochwertige Güter wie Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze, Tabak und Computer gelagert werden. Zudem befindet sich hier auch das größte Lager für Orientteppiche weltweit. Die Speicherstadt besteht aus 17 sieben- bis achtstöckigen Lagerhäusern mit einer Gesamtfläche von rund 330.000 Quadratmetern. An der "Museumsmeile Speicherstadt" sind zudem das "Deutsche Zollmuseum", das "Spicy's Gewürzmuseum", das "Afghanische Kulturmuseum" und der historische Gruselthemenpark "Hamburg Dungeon". Ebenso in der Speicherstadt beheimatet ist das "Miniatur Wunderland" - eine der größten Modellbauanlagen der Welt.

Kurzinfo: Die Wasserschutzpolizei von Hamburg

Die Hamburger Wasserschutzpolizei zählt nach eigenen Angaben zu den ältesten weltweit. Dieses Jahr feiert sie ihr 225-jähriges Bestehen. Am 26. Oktober 1787 nahmen zwölf Männer ihren Dienst auf, vor allem, um Schiffsladung vor Dieben zu schützen. Die Stadt hatte damals 100.000 Einwohner, 1.312 Seeschiffe machten pro Jahr fest. Versicherungen gab es nicht; Diebstähle schadeten dem Ansehen der Handelsstadt. Über die Jahrzehnte wurde die Truppe kontinuierlich aufgestockt, heute leisten etwa 520 Männer und Frauen in marine-ähnlichen Uniformen Dienst. Immer wieder müssen die Beamten auch bei Unglücken helfen. Auch während der Sturmflut 1962 versuchten sie, so viele Menschen wie möglich zu retten. Dennoch starben damals 312 Hamburger.

 "Heimat ist da, wo einer stirbt - nicht da, wo er lebt. Und wenn die Reihe mal an mir ist, dann soll es Hamburg sein."

Hans Albers (1891-1960), deutscher Schauspieler und Sänger

Highlights rund um Hamburg

Sehenswert sind in Hamburg jedoch nicht nur die Speicherstadt oder der Hafen. So sind die historischen Kontorbauten, Alt-Hamburger Kaufmannshäuser und Fleete noch Zeugen einer Zeit, in der sich die Hansestadt zu einer wohlhabenden Metropole entwickelte. Die Neustadt - nur etwa 1.000 Meter vom Rathaus entfernt - entwickelte sich zu einem nahezu kleinstädtisch anmutenden Wohnviertel, das vom Johannes-Brahms-Platz bis zum Hafen reicht. Die Skyline der Hansestadt bilden jedoch die fünf Hamburger Hauptkirchen - darunter Hamburgs Wahrzeichen, der Hamburger "Michel". Aber auch Kunstfans kommen in Hamburg auf ihre Kosten. So finden sich über sieben staatliche Museen sowie etwa 40 öffentliche und private Museen in der Hansestadt, die jährlich von mehr als einer Million Touristen und Hanseaten besucht werden. 

Viele Möglichkeiten zur Entspannung bieten zudem auch die Hamburger Grünanlagen - allen voran Hagenbecks Tierpark, "Planten un Blomen" mitten in der City oder der Hamburger Stadtpark. Auch die einzelnen Stadtteile der Hansestadt bieten ihr eigenes Flair. So verbinden sich mit St. Pauli die Reeperbahn und Große Freiheit. Der älteste Stadtteil Hamburgs ist St. Georg mit knapp 17.000 Einwohnern aus etwa 100 verschiedenen Nationen. Etwa 14 Kilometer von Hamburgs Stadtmitte entfernt liegt Blankenese (von "blanke nees" = "blanke Nase"). Im 19. Jahrhundert war es das ehemalige Fischerdorf ein bedeutender Standort für Hochseefischer.

Das Alte Land erstreckt sich über eine Fläche von 170 km² südlich der Elbe zwischen Hamburg und Stade. Über Jahrtausende hinweg wurde dieser linksrheinische Teil der Elbmarschen durch Sand- und Schlagablagerungen im Fluss aufgespült. Nach dem 13. Jahrhundert wurde das Alte Land durch niederländische Siedler kultiviert; seitdem teilen Wassergräben und Kanäle das fruchtbare Land in lange Streifen. Mönche des Klosters in Stade führten schließlich den Obstbau in dieser Region ein. Heute gilt es mit rund 16 Millionen Bäumen das größte geschlossene Obstanbaugebiet Deutschlands und eines der größten in Europa. Auf einer Fläche von rund 9.500 Hektar werden zu 90 Prozent Äpfel angebaut - der Rest entfällt auf Kirschen, Birnen, Pflaumen sowie Erd- und Himbeeren. 

Die Elbphilharmonie sollte einmal zu den zehn besten Konzerthäusern der Welt gehören. Sie entsteht auf einem alten Kaispeicher direkt an der Spitze der HafenCity. Der markante und wellenförmige Glasbau ist an seiner höchsten Stelle 110 Meter hoch. Geplant wurde die Elbphilharmonie vom Schweizer Architekten Herzog & de Meuron. Herzstück der Elbphilharmonie ist der große Konzertsaal mit 2.150 Plätzen. Aus Schallschutzgründen ruht er 12.500 Tonnen schwere Saal auf 362 Federpaketen und ist damit vom restlichen Gebäude entkoppelt. Neben dem Konzertsaal entsteht im Ostteil ein Hotel auf 14 Ebenen mit 250 Zimmern, Wellness- und Konzertbereich. Im Westteil der neuen Hamburger Sehenswürdigkeit entstanden 45 Luxuseigentumswohnungen. In der Öffentlichkeit stand das Projekt wegen der deutlich gestiegenen Kosten jedoch in der Kritik. Ursprünglich auf 186 Millionen Euro veranlagt wird die Elbphilharmonie am Ende wohl über 500 Millionen Euro kosten.

Quelle: NDR Doku auf Youtube

Kulinarisches und Gastliches aus der Hansestadt

Die Hamburger Küche wurde bis weit ins 20. Jahrhundert durch das umfangreiche Fisch-Angebot der Elbe und der Nordsee geprägt. Aus den Vierlanden stammte das regionale Gemüse, Obst wurde vor allem aus dem Alten Land eingeführt. Zu den traditionsreichsten Gerichten der Hamburger Küche gelten verschiedene Heringsgerichte wie Matjes oder Bismarckhering sowie die Finkenwerder Scholle. Die Hamburger Küche ist ebenfalls für ihre Eintopfgerichte bekannt - vor allem für Labskaus und Steckrübeneintopf. Zu den wohl bekanntesten Süßspeisen zählt die Rote Grütze, die aus verschiedenen roten Früchen erstellt wird und meist mit Milch, leicht angeschlagener Sahne oder mit Vanillesauce gereicht wird.

Relevante Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen

  • Das Rathaus wurde zwischen 1886 und 1897 von einer Architektengemeinschaft unter der Leitung von Martin Haller erbaut. Wegen des morastigen Untergrunds steht es auf 4.000 Rammpfählen. Das Rathaus ist 112 Meter lang, 70 Meter breit und am Turm 112 Meter hoch. Die Fassade ist im Neo-Renaissance-Stil gehalten, im Innern weist es ein Stilgemisch von Renaissance, Barock und Klassik auf.
  • Der Jungfernstieg mit seiner Baumallee dient heute als Einkaufs- und Promenadenstraße. Früher gingen hier die Familien spazieren und führten ihre unverheirateten Töchter - die "Jungfern" - aus. Schon im 19. Jahrhundert säumten hier bereits noble Hotels die Straße.
  • Die Alsterarkaden stehen an der Kleinen Alster zwischen dem Jungfernstieg und dem Ratshausmarkt. Sie wurden 1843 von Alexis de Chateauneuf als Ladenpassage erbaut. Dabei ist das Warenangebot bis heute gleich geblieben: neben Schmuck und Mode gibt es hier auch Porzellan und Schokolade zu erstehen.
  • Der Gänsemarkt war ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, von dem aus die wichtigsten Straßen nach Norden führten. Heute wird er gesäumt von Kontorhäusern, die in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebaut wurden. In ihnen befinden sich heute Geschäfte, Lokale und Kinos. An der westlichen Seite befindet sich zudem die Finanzbehörde.
  • In den teils sehr sehenswerten Kontorhäusern des Neuen Walls befinden sich heute zahlreiche alteingesessene Geschäfte. "Very british" geht es dabei unter anderem auch bei "Ladage & Oehlke" zu - einem Herrenausstatter, der bereits seit 160 Jahren feinste englische und hanseatische Kleidung anbietet. Weiterhin beachtenswert: das Gutruf-Haus - letztes vor dem Ersten Weltkrieg erbautes Kontorhaus - und das Görtz-Palais, eines der seltenen Barockhäuser in Hamburg, dass 1710 errichtet wurde.
  • Ab 1850 zog die feine Gesellschaft Hamburgs in die Wohngebiete westlich der Alster. Um eine Verbindung zwischen dem Jungernstieg und dem Dammtorbahnhof zu schaffen, wurden 1876/77 die Colonnaden als Privatstraße angelegt. Dort entstanden unter der Regie der Gebrüder Ernst und Adolf Wex herrschaftliche Etagenwohnhäuser im Stil der Neorenaissance. Zwischen 1974 und 1978 wurde die Straße in eine Fußgängerzone umgewandelt.
  • Die verkehrsberuhigte Mönckebergstraße - auch kurz "Mö" genannt - verbindet den Hauptbahnhof mit dem Rathausmarkt. Neben den "Großen Bleichen" ist sie heute eine der beliebtesten Einkaufsmeilen Hamburgs. Sie lockt täglich etwa 250.000 Passanten und Straßenmusiker aus aller Welt an. Benannt ist das Boulevard nach dem Hamburger Bürgermeister Johann Georg Mönckeberg (1838-1908).
  • Hamburgs Innenstadtkanäle werden "Fleete" genannt. In früheren Zeiten waren sie nicht nur die wichtigsten Verkehrswege. Sie dienten auch der Trinkwasserentnahme, der Abwasserentsorgung und häufig sogar der Müllentsorgung. Mit der Reinigung der Kanäle wurden die sogenannten "Fleetenkieker" betraut. Heute kümmert sich der Verein "De Fleetenkieker" um den Schutz der Wasserstraßen und ihrer Uferanlagen. Heute sind die Fleete insgesamt 62 Kilometer lang. Der Nikolaifleet ist eines der letzten übrig gebliebenen Fleete in der Innenstadt. Hier finden sich noch viele alte Häuser und Speicher, die oftmals sehr schön restauriert wurden.
  • Als lebende Wahrzeichen der Hansestadt gelten die Schwäne auf der Binnen- und Außenalster. Bereits 1591 hatte die Stadt Hafer, Gerste und anderes Getreide für die Tiere bereit gestellt. Im Jahre 1664 wurden die Tiere schließlich vom Hamburger Rat unter besonderen Schutz gestellt. Die Schwäne wurden fortan nicht mehr als wilde Tiere angesehen - es war unter Strafe verboten, sie zu "beleidigen", zu verletzen oder zu töten. Seit 1818 kümmert sich eigens ein von der Stadt bezahlter "Schwanenvater" um die Tiere. Er versorgt sie mit Futter, behandelt verletzte Tiere und bringt die Schwäne im Winter auf den eigens für sie eisfrei gehaltenen Mühlenteich in Eppendorf.
  • Der Alte Elbtunnel wurde zwischen 1907 und 1911 als erste Flussuntertunnelung des Kontinents gebaut. Er verbindet die Werftinsel Steinwerder mit St. Pauli und ist 426,5 Meter lang. Heute sind die Arkaden eine exklusive Ladenpassage mit Geschäften, Cafés und Restaurants.
  • Die Alte Post wurde zwischen 1845 und 1847 - ebenfalls von de Chateauneuf - im Stil der toskanischen Renaissance erbaut. Vorbild ist der Palazzo della Signora in Venedig. Zwischen 1968 und 1971 wurde das Gebäude renoviert. Seitdem wird es als Geschäftshaus mit Ladenpassagen genutzt.
  • Das Bismarck-Denkmal wurde am 2. Juni 1906 eingeweiht. Auf einem unterkellerten Plateau steht die Granitfigur des ehemaligen deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck. Mit insgesamt 34,6 Metern ist es eines der größten Denkmäler Deutschlands.
  • Ein Wahrzeichen der Hansestadt ist der Wasserträger "Hummel", der eigentlich Johann Wilhelm Bentz (1787-1854) hieß. Bei seiner schweren Arbeit wurde er oft von den Straßenkindern mit dem Spottnamen "Hummel, Hummel" geneckt. Der Hummelbrunnen befindet sich im Rademachergang am Großneumarkt in der nördlichen Neustadt. Dieser war bereits im 17. Jahrhundert der Hauptplatz des Stadtviertels. Heute befinden sich zudem in der Umgebung des Großneumarkts zahlreiche Kneipen, Lokale und Restaurants.
  • Sein weibliches Pendant ist die "Zitronenjette" - mit bürgerlichem Namen Henriette Marie Müller (1841-1916). Gegen Ende des 19. Jahrhunderts pries sie in den Bars und Kneipen der Stadt ihre gelben Südfrüchte an. Im August 1894 wurde sie jedoch wegen Trunkenheit und geistiger Verwirrung in die Anstalt Friedrichsberg eingewiesen, wo sie ihre letzten Lebensjahre verbrachte. Noch zu Lebzeiten feierte ein nach ihr benanntes Theaterstück seine Premiere im heutigen St. Pauli Theater. Heute erinnert eine Bronzestatue in der Ludwig-Erhard-Straße nahe des "Michel" an das Hamburger Original.
  • Das Chilehaus ist heute das bekannteste Gebäude im Hamburger Kontorhausviertel. Es wurde zwischen 1922 und 1924 errichtet. Auftraggeber war der Kaufmann Henry B. Sloman, der mit Chile Handel trieb.
  • Auf dem Fischmarkt versorgten sich früher die Hausfrauen mit frischem Fisch. Frisch angelandeten Kutterfisch findet man hier zwar nicht mehr. Dafür wird hier nun jeden Sonntag zwischen 5.00 und 10.00 Uhr morgens vom Kleintier über Obst bis zu Flohmarktartikeln alles Denkbare verkauft.
  • Vom Matjes bis zum Katerschinken gibt's so einiges auf dem Goldbekmarkt. Rund 52 Bauern und Fischer aus dem Hamburger Umland verkaufen Dienstags, Donnerstags und Sonntags am Goldbekufer ihre Produkte.
  • Hamburg hat keinen Zoo, sondern Hagenbecks Tierpark. Dieser wurde 1907 von Carl Hagenbeck als erster Tierpark der Welt gegründet, in dem die Tiere in Freigehegen und nicht mehr in Käfigen gehalten wurden. Heute sind auf dem rund 19 Hektar großen Gelände mit etwa 15.700 Tieren in 490 Arten (Tierpark und Tropen-Aquarium) zu sehen.
  • Das Miniatur-Wunderland gibt es seit 2000im Herzen der Speicherstadt. Mit einer Fläche von ca. 1.500 Quadratmetern ist es die derzeit größte digital gesteuerte Modellbahnanlage der Welt.
  • Das größte Volksfest für alle Nordlichter ist der Hamburger Dom, der dreimal im Jahr auf dem Heiligengeistfeld stattfindet. Mehr als 2,8 Millionen Besucher aus ganz Norddeutschland strömen jedes Jahr auf eines der größten Volksfeste in Deutschland.
  • Rund eine Million Besucher finden sich an einem im Mai auf dem Hamburger Hafengeburtstag ein. Traditionelles Kernstück: das Wasserprogramm unter anderem mit der Parade der Großsegler und Traditionsschiffe sowie das "Schlepperballett". Begleitet wird es von einem umfangreichen Rahmenprogramm in der "Hafenmeile" zwischen Speicherstadt und Fischauktionshalle.

 Quelle: Phoenix auf Youtube

Weitere Informationen

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München: Von der Residenzstadt zur Weltstadt

Seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts steht München in dem Ruf, "Deutschlands heimliche Hauptstadt" zu sein. Als es sich dann noch eigenhändig als "Weltstadt mit Herz" bezeichnete, hatte dies durchaus auch für Spott gesorgt. "Millionendorf", "Unheimliche Hauptstadt" oder "Weltstadt der Halbseidenen" war da zu hören. Der Theaterlöwe und Wahlmünchner Fritz Kortner raunzte: "München hat das Gegenteil von Größenwahn. Es hat einen Kleinstadtwahn."

Der Aufstieg Münchens von der Residenzstadt zur weltoffenen Großstadt ging jedoch mit einigen Veränderungen einher. Kritiker beklagen vor allem die "Boutiquisierung" und "Verbankung" der Altstadt. Und dennoch: die Isarmetropole ist heute eine der führenden Wirtschaftsmetropolen Deutschlands. Dabei fehlt der Stadt nichts, womit auch Berlin, Rom, Wien oder Paris aufwarten können: nämlich mit Triumphtoren, Siegessäulen, Obelisken und Staus - nur eben übersichtlicher. Die Isarmetropole bietet jedenfalls eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten - vom Marienplatz über das Hofbräuhaus, den Englischen Garten und Olympiapark bis hin zum mächtigen Stadtschloss - der Residenz - und der weitläufigen Barockanlage von Schloss Nymphenburg. Aber auch kulturell hat München viel zu bieten - von großen Sammlungen, die Weltruhm genießen bis hin zu kleinen Museen, die auch ausgefallene Vorlieben bedienen.

Über Jahrhunderte hinweg diente München als Residenzstadt für die bayerischen Herzöge, Kurfürsten und Könige sowie für die Erzbischöfe von München und Freising. Ein Höhepunkt in der Geschichte war die Erhebung des Kurfürstentums Bayern zum Königreich. Anlass war die Bündnistreue Bayerns mit Napoleon Bonaparte während der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz am 2. Dezember 1805, die mit einem französischen Sieg endete. Im Frieden von Pressburg wurde Bayern zum Königreich proklamiert - Herzog Maximilian IV. Joseph (1799-1805) nahm zudem zum 1. Januar 1806 den offiziellen Titel "König Maximilian I. von Bayern" (1806-1825) an. Gemeinsam mit seinem Minister Maximilian Joseph Graf von Montgelas (1799-1817) gilt er als Reformer des bayerischen Staates: als erster deutscher Staat erhielt Bayern eine ständeunabhängige Volksvertretung. Gleichzeitig beseitigte die Verfassung alle Relikte der Leibeigenschaft.

 "In München sind Lederhose und Laptop eine Symbiose eingegangen."

Roman Herzog (1934-2017), Bundespräsident 1994-1999, Präsident des Bundesverfassungsgerichts 1987-1994

Doch nicht nur politisch spielte München als bayerische Haupt- und Residenzstadt in der Folgezeit eine wichtige Rolle. So wuchs München während der Regierungszeit von Maximilian I. Joseph zu einer der größten Städte in Europa heran. Unter seinem Nachfolger Ludwig I. (1825-1848) entwickelte sich München zu einer weithin bekannten Kunststadt. Neben bekannten Bauwerken wie der Feldherrnhalle oder dem Königsplatz entstanden auch weltbekannte Museen wie die Alte und Neue Pinakothek. König Maximilian II. Joseph (1848-1864) festigte den Ruf Münchens als Universitätsstadt und gründete das Maximilianeum zur Hochbegabtenförderung. Auch der Baustil - der sogenannte "Maximilianstil" - war für München prägend, wie etwa bei der Maximilianstraße.

Unter Prinzregent Luitpold (1886-1912) erfuhr München zudem einen enormen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung: so erlebte Schwabing eine Blüte als Künstlerviertel; im Jahre 1903 wurde das Deutsche Museum eröffnet und 1907 mit dem Tierpark Hellabrunn der weltweit erste Geo-Zoo. Im gleichen Jahr wurde auch die Künstlervereinigung Der Blaue Reiter ins Leben gerufen. Nicht zu vergessen: im Jahre 1899 fand in München die erste Fahrprüfung der Welt mit Ausgabe von Führerscheinen und ersten Zulassungsnummern statt. Luitpold übernahm 1886 die Regierungsgeschäfte für den entmündigten König Ludwig II. (1864-1886), der volkstümlich auch als "Märchenkönig" bezeichnet wurde. Dieser hatte sich in der bayerischen Geschichte vor allem als leidenschaftlicher Schlossbauherr - unter anderem von Neuschwanstein - ein Denkmal gesetzt.

Mit König Ludwig III. (1913-1918) endete im November 1918 nicht nur die Monarchie und die damit verbundene Herrschaft der Wittelsbacher. Die revolutionären Wirren wie die Münchner Räterepublik und der zweifelhafte Titel als "Hauptstadt der Bewegung" für die Nationalsozialisten prägten die Isarmetropole in den folgenden Jahrzehnten. Erst als Hauptstadt des Freistaates Bayern entwickelte sich München zu einer modernen Großstadt und zu einem bedeutenden High-Tech-Standort. Nicht umsonst wurde die bayerische Landeshauptstadt den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts auch als "Deutschlands heimliche Hauptstadt" bezeichnet. So fehlt es der Isarmetropole an nichts, womit auch andere Großstädte aufwarten können - sie ist nur übersichtlicher und gemütlicher.

Ein Münchener Wahrzeichen: Das Hofbräuhaus

Ebenfalls weltberühmt und eines der Münchner Wahrzeichen ist das Hofbräuhaus am Platzl. Seine Geschichte reicht zurück bis zum 27. September 1589 als Herzog Wilhelm V. von Bayern (1579-1597) den Bau des Hauses als Brauerei für den Hof und dessen Bediensteten in Auftrag gab. Der Zweck des Hofbräuhaus war zunächst, mit der Produktion von Braunbier die Ausgaben des Hofes zu senken. Im Jahre 1828 gestattete König Ludwig I. von Bayern (1825-1848) die "Gastung": so war es fortan erlaubt, die Bevölkerung im Hofbräuhaus zu bewirten. 1844 wurde der Bierpreis deutlich unter das damals übliche Niveau, um dem "Militär und der arbeitenden Klasse einen gesunden und wohlfeilen Trunk zu bieten".

Mit dem zunehmenden Tourismus in München erfreute sich das Hofbräuhaus auch steigender Beliebtheit bei den Besuchern aus aller Welt. Von seiner Gründung an war es im Besitz der bayerischen Herrscher, zunächst Herzöge, später Kurfürsten. Seit 1852 gehört das Hofbräuhaus dem bayerischen Staat. Übrigens: Das älteste noch bestehende Gasthaus Münchens ist die Hundskugel, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1440 zurückreichen.

Die lange Tradition der Biergärten

Die Biergärten haben eine lange Tradition in der Münchner Gastronomiekultur. Sie entstanden bereits im 16. Jahrhundert, als Bier vorwiegend noch mit untergäriger Hefe gebraut wurde. Da das Bierbrauen somit nur in den kalten Monaten zwischen Ende September und Ende April möglich. Da es zudem auch noch keine Pasteurisierung gab, entstanden Biergärten entstanden häufig unter Baumpflanzungen. Diese wurden über den Bierkellern angepflanzt, um eine Kühlung des Bieres zu gewährleisten. 

Traditionelle Biergärten werden vom Gaststättenrecht bezüglich des Lärmschutzes privilegiert. Begründet wird dies mit einer besonderen Bedeutung der Biergärten, weil diese "wichtige soziale und kommunikative Funktionen" erfüllen würden. Außerdem dürfen Gäste im Biergarten selbst mitgebrachte Speisen verzehren, Getränke sind aber nur beim Betreiber des Biergartens zu erwerben. 

Rechtliche Grundlage dafür ist die Bayerische Biergartenverordnung von 1999. Heute sind Biergärten ein fester Bestandteil des sozialen Lebens in München. Typisch für sie ist die sogenannte "Biergarnitur". Der größte Biergarten Münchens ist mit etwa 8.000 Plätzen der Hirschgarten.

Bayerisches Nationalgetränk: Das Bier

Als "Weißbier" bezeichnet man üblicherweise ein obergäriges Bier, das in Deutschland mindestens zur Hälfte aus Weizenmalz hergestellt sein muss. Außerhalb Südbayerns wird es auch als "Weizen", "Weißes", "Weiße", sowie - zur genaueren Differenzierung - auch als "Hefeweizen", "Hefe" oder ""Kristallweizen" bezeichnet. Der Stammwürze-Gehalt liegt üblicherweise zwischen elf und 14 Prozent, der Alkoholgehalt normalerweise bei fünf bis sechs Volumenprozent. Maßgebend ist zudem auch das Reinheitsgebot, wonach Bier nur Hopfen, Malz, Hefe und Wasser enthalten soll. Weißbier wird in besonders geformten hohen, schlanken Gläsern ausgeschenkt.

Deren Form wurde so gewählt, damit die Kohlensäureperlen lange durch das Getränk nach oben steigen können und es lange frisch halten. Der verstärkte Glasboden dient dazu, um mit dem Bier traditionsgemäß "unten" anzustoßen, was gewöhnlich auch als "Weißbierstutz'n" bezeichnet wird. Die älteste noch bestehende Brauerei Münchens ist die Augustiner-Bräu Wagner KG. Ihre Wurzeln reichen bereits bis ins Jahr 1328 zurück als eine Brauerei des Augustinerordens. Im Zuge der Säkularisation des Jahres 1803 wurde die Brauerei vom Staat übernommen; seit 1829 ist sie im Privatbesitz der Familie Wagner.

Über den Ursprung des Begriffes "Bier" wissen die Experten allerdings noch recht wenig: So halten manche Sprachwissenschaftler eine Verwandtschaft mit dem Wort "brauen" für wahrscheinlich. Aber auch ein Zusammenhang mit dem germanischen Wort für Gerste oder Getreide ist denkbar. Manche Forscher wollen darin sogar einen Zusammenhang mit dem türkischen "buzza" erkennen - einem Getränk aus Hirse, Mais, Buchweizen, Hafermehl und Gerste. 

Andere Sprachwissenschaftler vermuten eine Ableitung vom spätlateinischen Wort "biber" ("Trank"), da Bier zuerst in den Klöstern gebraut wurde. Möglich ist zudem auch eine Verwandtschaft mit dem germanischen Wort "beuza" - es beschreibt das "Aufschäumende" und "Blasenwerfende".

Der meteorologische Luftgeist Föhn

Er gilt als Luftikus, Streuner oder fiebriger Geselle - der Föhn. Dabei handelt es sich bei ihm lediglich um ein meteorologisches Wetterphänomen: Fällt der Luftdruck am Nordrand der Alpen unter jenen am Südrand, entsteht durch die Saugwirkung ein warmer und trockener Fallwind. Die im Süden aufsteigende feuchte Luft strömt nordwärts und regnet sich über den Alpen ab. Die Schlechtwetter-Wolken werden schließlich vom Föhn verdrängt - die verbliebenen Streifenwolken an einem fiebrig blauen Himmel erzeugen die klarste Fernsicht. Bei vielen Menschen erzeugt diese Wetterlage nicht selten die Föhnkrankheit - zu den bekanntesten Symptomen gehören Herz- und Kreislaufprobleme, Kopfschmerzen, Unruhe, Nervosität, Schlafstörungen und Konzentrationsschwierigkeiten. Ob es sich dabei um eine eigene Krankheit oder lediglich um eine Form von Wetterfühligkeit handelt, ist heute umstritten.

Mit Flugblättern gegen den Nazi-Terror

Die Weiße Rose wurde im Juni 1942 gegründet und zählt zu bedeutendsten Widerstandsgruppen gegen den Nationalsozialismus. Am 18. Februar 1943 setzte die Gruppe ein mutiges Zeichen gegen den Terror des NS-Regimes, als die Geschwister Scholl in der Münchner Universität Hunderte von Flugblättern gegen das NS-Regime. Bis heute gelten die Geschwister als bedeutende Symbolgestalten eines an humanistischen Werten orientierten deutschen Widerstands gegen den Nationalsozialismus. In Erinnerung an die mutige Aktion der Widerstandsgruppe wird seit 1980 der Geschwister-Scholl-Preis verliehen.

Dachau - Das erste KZ der NS-Diktatur

Das ehemalige KZ Dachau liegt etwa 20 Kilometer nordwestlich von München und war das erste große und dauerhaft angelegte Konzentrationslager während der NS-Diktatur. Bereits wenige Wochen nach der "Machtergreifung" Adolf Hitlers wurde das KZ am 22. März 1933 errichtet. Die ersten Gefangenen waren politische Gegner des NS-Regimes - später folgten Kriminelle, engagierte Christen, Sinti und Roma, Homosexuelle sowie vor allem Juden. Zwischen 1933 und 1945 waren im Dachauer KZ sowie seinen 140 Außenstellen mehr als 200.000 Menschen aus ganz Europa inhaftiert. Als das Lager am 29. April 1945 von US-Truppen befreit wurde, waren noch mehr als 30.000 Häftlinge aus 31 Nationen in den Baracken eingepfercht. Nach der Befreiung des KZ Dachau inhaftierten die Alliierten bis 1948 im Internierungslager Dachau ehemalige Angehörige der SS und der Waffen-SS sowie frühere Funktionäre der NSDAP. Heute befindet sich auf dem Gelände die KZ-Gedenkstätte Dachau.

Vom Künstlermekka zum Szeneviertel

Einst galt Schwabing als bedeutendes Mekka für zahlreiche bekannte Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts. Am 29. Dezember 1886 zur Stadt erhoben, wurde Schwabing im Jahre 1890 in die damalige Residenzstadt München eingemeindet. Dank des hervorragenden Rufs der Akademie der Bildenden Künste war Schwabing bereits um die Wende des 19. und 20. Jahrhunderts ein Mekka für zahlreiche bedeutende Künstler. In den Künstlerkneipen verkehrten unter anderem Maler wie Paul Klee oder die Mitglieder der Künstlervereinigung "Der Blaue Reiter". Auch bedeutende Dichter und Schriftsteller wie Ludwig Ganghofer, Thomas Mann, Berthold Brecht oder Ludwig Thoma lebten und arbeiteten in Schwabing. Heute zählt der größte Münchner Stadtteil zu den bedeutendsten Szenevierteln der bayerischen Landeshauptstadt.

Ein Mönch und ein "Kindl"

Der Mönch gilt seit jeher der zentrale Bestandteil des Münchner Stadtwappens, da sich zudem der Name der Stadt vom Begriff "Mönch" ableitet. So wird auf dem Wappen ein Mönch mit einer golden bordierten, schwarzen Kutte, sowie mit Kapuze und roten Schuhen dargestellt. In der linken Hand hält er ein rotes Buch, die rechte ist erhoben, Daumen, Zeige- und Mittelfinger sind ausgestreckt. Aus dem Stadtwappen Münchens leutete sich im Laufe der Zeit auch das sogenannte "Münchner Kindl". Verschiedene Künstler hatten das Wappen seit dem 16. Jahrhundert immer wieder verändert und den Mönch zunehmend als Kind dargestellt. In den 1920er-Jahren wurde aus dem Jungen schließlich ein Mädchen.

Seit 1972 wird vom Festring München e. V. jedes Jahr ein Münchner Kindl berufen, dass zwischen 20 und 29 Jahre alt sein sollte. Der Festring organisiert den Einzug der Wiesn-Wirte sowie den Trachtenzug des Oktoberfestes. Das Münchner Kindl führt den Einzug der Wiesn-Wirte des Münchner Oktoberfestes an und steht neben dem Oberbürgermeister von München, wenn er das Oktoberfest mit einem "O'zapft is!" eröffnet. Es stammt aus den Reihen der Münchner Wiesn-Wirte, Schausteller und Brauereien. Das Münchner Kindl gilt auch als die "Botschafterin" der Stadt. Fremdsprachenkenntnisse, gute Umgangsformen, sowie großes Fachwissen über München und Bayern sind daher von Vorteil.

Die "gute alte Zeit" des Märchenkönigs

Er ist wohl der berühmteste und bekannteste bayerische Monarch: König Ludwig II. von Bayern (1864-1886). Zahlreiche Lieder ranken sich noch heute um das Leben und den Tod des Wittelsbachers. Der bayerische Geheimbund der "Guglmänner" versteht sich noch heute als Hüter der bayerischen Monarchie und hält auch die Verschwörungstheorien um Ludwigs Tod am 13. Juni 1886 am Leben. Während Ludwig II. zu Lebzeiten vor allem nach einem mystisch geprägten Idealbild eines christlichen Königtums strebte, zeigte er während seiner Regierungszeit kaum praktisch-politische Initiative. So hat sich Ludwig II. in der bayerischen Geschichte vor allem als leidenschaftlicher Schlossbauherr ein Denkmal gesetzt, weshalb er volkstümlich auch als "Märchenkönig" bezeichnet wird.

Das berühmteste Bauwerk ist das idyllisch in den Bergen gelegene Schloss Neuschwanstein. Rund 1,3 Millionen Besucher besichtigen jedes Jahr das Märchenschloss bei Füssen. Schloss Linderhof bei Oberammergau ist das kleinste von Ludwigs Schlössern. Es ist zudem das einzige, das noch zu seinen Lebzeiten vollendet wurde. Die besondere Attraktion ist die Venusgrotte - eine künstlich angelegte Tropfsteinhöhle mit einem Wasserfall und See. Schloss Herrenchiemsee gilt als Abbild des Schlosses von Versailles auf der Herreninsel - der größten Insel des Chiemsees - und sollte ein Denkmal für den französischen Sonnenkönig Ludwig XIV. (1643-1715) werden. Im Königshaus am Schachen verbrachte Ludwig II. seine Geburtstage in der Abgeschiedenheit des Wettersteingebirges. Heute ruht der bayerische Monarch in der Fürstengruft der Münchner Jesuitenkirche St. Michael.

Marienverehrung in Bayern

Die Verehrung der Gottesmutter Maria als Schutzheilige Bayerns ("Patrona Bavariae") reicht bereits mehrere Jahrhunderte zurück. Sie wurde zwar von Herzog Maximilian I. von Bayern (1597-1651), allerdings dürfte sie jedoch deutlich älter sein. Ein besonderes Symbol der Marienverehrung in München ist die im Jahre 1638 errichtete Mariensäule. So werden heute jeden Samstag dort der Rosenkranz gebetet und Prozessionen abgehalten.

Der Marien-Wallfahrtsort Altötting - etwa 90 Kilometer östlich von München entfernt - gilt heute als geistliches Zentrum Bayerns und als Mittelpunkt bayerischer Volksfrömmigkeit. Die oberbayerische Stadt im Alpenvorland mit über 12.000 Einwohnern hat sich größten Pilgerstätte im deutschsprachigen Raum entwickelt. Rund eine Million Gläubige pilgern jährlich zur Gnadenkapelle mit der Schwarzen Madonna. Die Marienverehrung in Altötting beruht auf zwei Zwischenfälle in den Jahren 1489 und 1490, als ein dreijähriger Junge ertrank und ein weiterer von einem Wagen überfahren wurde. Die Eltern sollen daraufhin die Muttergottes angerufen haben, worauf den Jungen wieder das Leben geschenkt wurde.

In den überwiegend katholischen Gegenden Bayerns und im Saarland ist der 15. August ein gesetzlicher Feiertag, an dem Mariä Himmelfahrt begangen wird. Der Legende nach war dies der Todestag der Mutter Gottes. Im Jahre 1950 verkündete Papst Pius XII. (1939-1958) das Dogma "von der ganz menschlichen Aufnahme Mariens in den Himmel". Der Überlieferung nach stieg der Leichnam Marias in den Himmel auf - ihre Kleider blieben im Sarkophag und werden heute noch als Reliquien in großen Gotteshäusern gezeigt.

Andere Legenden berichten hingegen, dass die Apostel das Grab Marias öffneten und statt ihres Leichnams darin Blüten und Kräuter fanden. Aus diesem Grund wird in der katholischem Grund seit Jahrhunderten an diesem Tag auch eine Kräzerweihe zelebriert, die aus sieben Kräutern bestehen - symbolisch für die sieben Sakramente und die sieben Schmerzen Marias. Auf dem Dachboden aufgehängt, sollen die Kräuter gegen Krankheiten helfen sowie vor Gewittern und Blitzschlag schützen. In Deutschland wurde Mariä Himmelfahrt im 8. Jahrhundert eingeführt. Seit dem 13. Jahrhundert ist die Himmelfahrt der Mutter Gottes eine häufig verwendete Szene in der Kunst.

München und seine olympische Geschichte

Nach Berlin 1936 war München der Gastgeber der Olympischen Sommerspiele 1972. Im Gegensatz zu den Spielen von 1936 wollte man in München heitere und offene Spiele ohne politischen Charakter organisieren. Überschattet wurden sie letztlich aber vom Olympia-Attentat, bei dem 17 Menschen ums Leben kamen. Dennoch gingen die Spiele weiter, die vor allem die Handschrift von Organisationspräsident Willi Daume trugen. Geschichte schrieben die Spiele außerdem mit dem bunten Dackel "Waldi" - dem ersten offiziellen Olympia-Maskottchen. Die Gesamtkosten für die Spiele betrugen 1,972 Milliarden D-Mark (985 Millionen Euro).

Am 8. Dezember 2007 beschloss der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) einstimmig die Bewerbung Münchens für die Olympischen Winterspiele 2018. Mit der erneuten Nutzung der alten Olympia-Sportstätten und klimaneutralen Konzepten sollten zudem neue ökologische Maßstäbe gesetzt werden. Basierend auf einem "2-Cluster-Konzept" waren die Eiswettbewerbe in der bayerischen Landeshauptstadt geplant. Die übrigen Wettbewerbe sollten hingegen am Fuße der Zugspitze durchgeführt werden.

Demnach sahen die Pläne der Organisatoren Ausgaben über 2,85 Milliarden Euro vor. Neben den Organisationskosten von 1,3 Milliarden Euro wurden die dauerhaften Investitionen mit 1,55 Milliarden Euro beziffert - finanziert von der öffentlichen Hand und Privatinvestoren. Letztlich entschied sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) am 6. Juli 2011 jedoch für den südkoreanischen Mitbewerber Pyeongchang.

Diskussionsforum für die Politprominenz

Die Münchner Sicherheitskonferenz gilt als weltweit wichtigstes und größtes Treffen seiner Art zur internationalen Sicherheitspolitik. Drei Tage lang diskutieren Staats- und Regierungschef, Sicherheitspolitiker sowie Vertreter von Militär, Rüstungsindustrie und Wissenschaft im Hotel Bayerischer Hof über aktuelle Sicherheitsthemen. Da die Teilnehmer keine Beschlüsse fassen, kann auf dem Podium oder in geschlossener Runde vergleichsweise offen diskutiert werden.

Das Treffen ging aus der sogenannten Wehrkundetagung hervor, die 1962 von deutschen Verleger Ewald von Kleist ins Leben gerufen wurde. In den ersten Jahren stand zunächst das Ost-West-Verhältnis auf der Tagesordnung. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde sie in "Sicherheitskonferenz" umbenannt sowie für die früheren Ostblock-Staaten und Teilnehmer aus Asien geöffnet. Zudem wurde die Veranstaltung auch um Themen wie Energieversorgung, Finanzpolitik oder Cyberkriminalität erweitert.

Relevante Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen

  • Das Neue Rathaus ist ein durchaus effektvoller neugotischer Monumentalbau, der von 1867 bis 1908 in drei Bauabschnitten entstand. Weltberühmt ist vor allem das Glockenspiel im Turmerker, dass täglich jeweils um 11 Uhr, 12 Uhr sowie von März bis Oktober um 17 Uhr stattfindet. Mit 43 Glocken und 32 lebensgroßen Figuren ist es heute das viergrößte Glockenspiel in Europa.
  • Die bekannteste Münchner Kirche ist die Frauenkirche mit ihren weit sichtbaren Kuppelhauben. Sie gilt als unverwechselbares Wahrzeichen Münchens. Der Grundstein der Kirche wurde 1468 gelegt und 20 Jahre später fertiggestellt. Die "Welschen Hauben" entstanden jedoch erst 1525. Der Innenraum des Doms bietet etwa 20.000 Menschen Platz. In der Fürstengruft befinden sich die ältesten Gräber der Wittelsbacher in Bayern.
  • Münchens größter Obst- und Gemüsemarkt ist auf dem Viktualienmarkt beheimatet. Seine Wurzeln liegen in einem "Kräutlmarkt", der bereits 1807 stattfand. In den folgenden rund 100 Jahre wuchs er auf die heute bekannte Größe an. Auf einer Gesamtfläche von etwa 100 Hektar findet man dort internationale Delikatessen, kulinarische Köstlichkeiten sowie traditionelles Obst und Gemüse oder lokale Spezialitäten.
  • Ebenfalls ein Wahrzeichen Münchens ist die Theatinerkirche (Sankt Kajetan). Anlass zum Bau der Barockkirche war ein Gelübde, das Henriette Adelaide von Savoyen, die Frau des Kurfürsten Ferdinand Maria - aus Anlass der langersehnten Geburt des Thronfolgers Max Emanuel - 1662 ablegte. Im Jahre 1688 wurde die Kirche fertiggestellt - die Fassaden wurden 1768 im Rokoko-Stil gestaltet.
  • Seit der Stadtgründung gilt der Marienplatz als zentraler Platz Münchens. Beherrscht wird er von Münchens "guter Stube" - dem Neuen Rathaus. Heute ist der Platz das Zentrum für Feierlichkeiten und politischen Veranstaltungen, im Fasching verwandelt er sich zur "Gaudizone". Zur Adventszeit findet hier der traditionelle Christkindlmarkt statt. Seit 1310 darf er zudem nicht mehr bebaut werden.
  • Der Schlosspark Nymphenburg erstreckt sich als riesige Barockanlage im Westen der Stadt. Das Schloss Nymphenburg war einst die Sommerresidenz der bayerischen Herrscher. Wegen seiner seiner kunstvollen Inneneinrichtung und der vielbewunderten Schönheitsgalerie König Ludwigs I. von Bayern gehört es zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Münchens. Ebenfalls im Schlosspark gelegen: das Rokokokleinod Schloss Amalienburg.
  • Die wohl populärste Attraktion Münchens ist das Hofbräuhaus. Heute werden täglich in der Schwemme, den Trinkstuben, dem Festsaal und dem Biergarten rund 10.000 Liter Bier ausgeschenkt. Die Idee dafür entstammt einem Importboykott Herzog Wilhelms V. (1597-1626). Dieser ließ ab 1591 im neuerbauten Bräuhaus im Alten Hof Gerstenbier für den Hof selbst brauen. Die Bevölkerung darf allerdings erst seit 1828 dort ihre Maß trinken.
  • Ebenfalls ein Wahrzeichen Münchens ist die Theatinerkirche (Sankt Kajetan). Anlass zum Bau der Barockkirche war ein Gelübde, das Henriette Adelaide von Savoyen, die Frau des Kurfürsten Ferdinand Maria (1651-1679) - aus Anlass der langersehnten Geburt des Thronfolgers Max Emanuel (1679-1726) - 1662 ablegte. Im Jahre 1688 wurde die Kirche fertiggestellt - die Fassaden wurden 1768 im Rokoko-Stil gestaltet.
  • Der Schlosspark Nymphenburg erstreckt sich als riesige Barockanlage im Westen der Stadt. Das Schloss Nymphenburg war einst die Sommerresidenz der bayerischen Herrscher. Wegen seiner seiner kunstvollen Inneneinrichtung und der vielbewunderten Schönheitsgalerie König Ludwigs I. von Bayern (1825-1848) gehört es zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Münchens. Ebenfalls im Schlosspark gelegen: das Rokokokleinod Schloss Amalienburg.
  • Der Hofgarten nahe ist heute einer der bedeutendsten fürstlichen Renaissancegärten nördlich er Alpen. Herzog Maximilian I. (1621-1653) ließ den Garten zwischen 1613 und 1617 nach dem Vorbild italienischer Renaissancegärten anlegen. Neben einem oktogonalen Tempel mit Diana-Statue befindet sich in dem Garten auch ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges und ein Hofbrunnenwerk, dass im Sommer zu besichtigen ist.
  • Die Asamkirche (Sankt Johann Nepomuk) gilt als Meisterwerk spätbarocker Baukunst. Sie wurde zwischen 1733 und 1746 vom angesehenen Architekten, Bildhauer und Stukkateur Egid Quirim Asam (1692-1750) erbaut. Die Kirche ist dem böhmischen Heiligen Johannes von Nepomuk (1350-1396) geweiht.
  • Älteste gotische Hallenkirche Münchens ist die Heilig-Geist-Kirche nahe des Viktualienmarktes. Als Spital, Pilgerhaus und Kapelle im Jahre 1209 gegründet, entstand der Hallenbau erst 1392. Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) wurde sie 1946 wiedererrichtet.
  • Die Jesuitenkirche Sankt Michael ist die erste und größte Renaissance-Kirche des Nordens und zugleich wegweisend für den Barock in Süddeutschland. Sie wurde zwischen 1583 bis 1597 im Auftrag von Herzog Wilhelm V. (1597-1626) erbaut. In der Fürstengruft sind unter anderem die Sarkophage von König Ludwig II. von Bayern (1864-1886) sowie von Eugène de Beauharnais (1781-1824) , dem Stiefsohn Napoleon Bonapartes (1769-1821), untergebracht.
  • Erste Spätbarock-Kirche Münchens ist die Dreifaltigkeitskirche in der Nähe des "Stachus". Die 1718 vollendete Votivkirche geht zurück auf das Gelübde der Tochter eines Kammerdieners - der "Lindmayrin". Erfüllt von Schreckensvisionen des herannahenden Spanischen Erbfolgekrieges gelobte die spätere Nonne den Bau der Kirche. Unterstützt wurde sie dabei von den Landständen und der Bürgerschaft.
  • Die Kirche Sankt Peter (Alter Peter) ist die älteste Pfarrkirche Münchens. Ihr Gründungsbau wurde bereits im 11. Jahrhundert errichtet. Im Innenraum befinden sich wichtige Werke aller Stilrichtungen.
  • Die Klosterkirche Sankt Anna ist die erste Rokoko-Kirche Münchens und Altbayerns. Sie wurde zwischen 1727 und 1733 erbaut.
  • Eine der ältesten Wallfahrtskirchen Bayerns ist Sankt Maria in Ramersdorf. Seit dem 14. Jahrhundert ist die Kirche ein Doppel-Wallfahrtsort, wo die Mutter Gottes und das Heilige Kreuz verehrt werden. Mittelpunkt der Kirche ist der schwerbarocke Hochaltar.
  • Das Jüdische Zentrum München am Jakobsplatz ist das Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Zu dem Zentrum gehören neben einem Kultur- und Gemeindehaus auch das neue Jüdische Museum, das am 22. März 2007 eröffnet wurde. Zentraler Mittelpunkt ist die Hauptsynagoge, die am 9. November 2006 eingeweiht wurde. Mit dem Jüdischen Zentrum erhielt die zweitgrößte jüdische Gemeinde Deutschlands wieder eine Heimat in der Münchner Altstadt. Die alte Hauptsynagoge wurde 1938 von den Nationalsozialisten zerstört.
  • Die Feldherrnhalle ist ein klassizistischer Hallenbau nach florentinischem Vorbild und wurde 1844 eingeweiht. Im Inneren befindet sich an der Wand ein Denkmal für die bayerische Armee. Den Aufgang flankieren zwei steinerne Löwen aus dem Jahre 1906. Die Erzstandbilder in den Seitenarkaden erinnern an die beiden deutschen Generäle Johann 't Serclaes von Tilly (1559-1632) und Carl Philipp von Wrede (1767-1838).
  • Das Müller'sche Volksbad ist eines der seltenen Jugendstil-Bäder in Europa. Das Bad wurde zwischen 1897 und 1901 nach dem Entwurf von Carl Hocheder (1854-1917) erbaut und wurde von Münchner Ingenieur Karl Müller spendiert. Zu seiner Bauzeit galt es als modernstes und teuerstes Bad der Welt. Zudem ist es das erste öffentliche Hallenbad Münchens.
  • Die Ruhmeshalle wurde zwischen 1843 und 1853 als Gedenkstätte für "ausgezeichnete Bayern" von Leo von Klenze errichtet. Gemeinsam mit der Bavaria bildet die dreiflügelige dorische Säule eine bauliche Einheit. Sie liegt oberhalb der Theresienwiese - einer Sonderfreifläche von 42 Hektar im Stadtteil Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt. Benannt wurde sie nach Therese von Sachsen-Hildburghausen (1792-1854), der Gemahlin von König Ludwig I. von Bayern (1825-1848). Heute finden hier das Oktoberfest, das Münchner Frühlingsfest oder das Toolwood-Festival statt.
  • Die Bayerische Staatsoper ist das bedeutendste klassizistische Opernhaus und Heimstätte eines der traditionsreichsten Opernensembles. Insgesamt bietet sie 2.100 Besuchern Platz. Sie wurde von König Maximilian I. Joseph von Bayern in Auftrag gegeben und 1818 eröffnet. Als Vorbild diente das Pariser Théâtre National de l'Odéon.
  • Das Prinzregententheater wurde 1901 nach dem Vorbild des Bayreuther Festspielhauses eröffnet. Eine besondere Rarität in Deutschland: der amphitheatralische Zuschauerraum mit 1.029 Plätzen und sechs Logen. Seit 1993 beherbergt das Theater die Bayerische Theaterakademie mit ihren Ausbildungszweigen Schauspiel, Musical, Oper, Regie, Dramaturgie, Lichtgestaltung, Theater-, Film- und Fernsehkritik, Bühnenbild und Bühnenkostüm, Maskenbild.
  • Die Villa Stuck geht auf den Malerfürst Franz von Stuck (1863-1928) setzte sich mit dem Bau der Villa Stuck in München sein eigenes Denkmal. 1898 zog der Künstler ein. Auf der Pariser Weltausstellung 1900 wurden die Möbel, die er eigens für seine Villa entworfen hatte, mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Heute ist sie ein international renommierter Ort der Begegnung mit der Kunst des 19. bis 21. Jahrhunderts. Eine bedeutende Sammlung von Werken Franz von Stucks und internationale Ausstellungen zur Kunst um 1900 sowie zur modernen und zeitgenössischen Kunst machen sie zu einem Ort des Kunst-Erlebens.
  • Der wohl beliebteste Park Münchens ist der Englische Garten. Er wurde 1789 im Auftrag von Kurfürst Karl Theodor (1742-1799) angelegt und nach den Plänen von Friedrich Ludwig von Sckell (1754-1823) gestaltet. Mit rund 4,17 Quadratkilometern ist er heute eine der größten Parkanlagen der Welt. Besonders an sonnigen Tagen wird der Park von Joggern, Reitern, Radlern, Kinderwagen, Hunden und Verliebten in Besitz genommen. Besonders sehenswert: der Monopterus, ein großes klassizistisches Pavillon, der sich auf einem Hügel in der Mitte des Gartens befindet. Von hier aus hat man einen sehr schönen Blick auf München. Ebenfalls sehenswert: der Chinesische Turm und das Japanische Teehaus, ein Geschenk des Kaisers von Japan.
  • Der Olympia-Park wurde anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1972 auf dem Oberwiesenfeld angelegt. Während das Olympiastadion lange Zeit die meistbespielte Sportstätte Deutschlands war, gilt die Schwimmhalle als "Europas schönstes Garten-Hallenbad". Mit 289,53 Metern ist der Olympiaturm zudem der größte Fernsehturm Deutschlands. An klaren Tagen kann man von dort aus rund 400 Kilometer Alpenpanorama - vom Dachstein bis zu den Schweizer Alpen - bewundern.
  • Der Circus Krone wurde bereits im Jahre 1905 unter dem Namen "Circus Charles" gegründet und gilt heute als größter Zirkus in Europa. Seit dem 10. Mai 1919 hat das Familienunternehmen seinen festen Sitz in München - den sogenannten Kronebau mit etwa 3.000 Plätzen. Damit ist der Circus Krone derzeit der einzige europäische Zirkus mit einem "festen" Stammsitz. Bis heute genießt der Zirkus eine große Popularität - dessen Gründer Carl Krone galt bereits zu Lebzeiten als "König des deutschen Circus".
  • Der Tierpark Hellabrunn im Landschaftsschutzgebiet der Isarauen existiert bereits 1928. Et ist der weltweit erste Geo-Zoo und einer der führenden Zoos in Europa mit rund 18.500 Tieren in 529 Arten.
  • Der Botanische Garten München-Nymphenburg ist mit etwa 21 Hektar und über 350.000 Besuchern im Jahr einer größeren Gärten seiner Art in Deutschland. Angelegt wurde er 1914 auf Initiative von Karl von Goebel (1855-1932). Heute werden dort etwa 19.600 Pflanzenarten kultiviert. In der Schausammlung der Gewächshäuser haben Pflanzen feuchttropischer Gebiete, kühltropischer Bergwälder und Wüsten ihren Platz. Er gehört heute zu den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns.
  • Eine der bedeutendsten Kunstsammlungen ist in der Alten Pinakothek beherbergt. Hier sind etwa 700 Meisterwerke aus der Zeit vom 14. bis 18. Jahrhundert zu sehen - darunter von Peter Paul Rubens (1577-1620), Rembrandt van Rijn (1606-1669), Albrecht Dürer (1471-1528) oder Matthias Grünewald (1480-1530).
  • Die Neue Pinakothek hingegen bietet einen Überblick über die europäische Kunst vom Klassizismus bis zum Jugendstil. Zu sehen sind unter anderem verschiedene Werke von Vincent van Gogh (1853-1890), Paul Gauguin (1848-1903), Paul Cézannes (1839-1969), Pierre-August Renoir (1843-1919) oder Francisco de Goya (1746-1828).
  • Vier Museen aus den Gebieten Kunst, Graphik, Architektur und Design sind in der Pinakothek der Moderne vereint. Sie ist damit eines der weltweit größten Häuser für die Kunst aus dem 20. und 21. Jahrhundert. Alle Richtungen der modernen Kunst sind mit ihren Protagonisten vertreten, darunter unter anderem Salvador Dalí (1904-1989), Joan Miró (1893-1983), Pablo Picasso (1881-1973) oder Joseph Beys (1921-1986).
  • Bereits bei seiner Eröffnung im Jahre 1906 galt das Deutsche Museum als größtes technisch-naturwissenschaftliches Museum der Welt. Mittlerweile beträgt die Ausstellungsfläche rund 55.000 m². Es stellt rund 28.000 Objekte aus 50 Bereichen aus und wird jedes Jahr von etwa 1,5 Millionen Menschen besucht. Daneben existieren ein Zweigmuseum, ein Verkehrszentrum in München und eine Flugzeugwerft in Oberschleißheim.
  • Das Bayerische Nationalmuseum wurde 1855 gegründet. Es zählt zu den größten kunst- und kulturgeschichtlichen Museen Deutschlands. Seine Sammlungen zeigen verschiedene Exponate zu Kunst, Kunsthandwerk und Volkskunde - nicht nur aus Bayern.
  • Das Münchner Stadtmuseum ist das vielseitigste und populärste Museum zur Stadtgeschichte Münchens. Daneben sind internationale Exponate sowie vielfältige Wechsel- und Sonderausstellungen zu sehen. An das Stadtmuseum angeschlossen ist auch das Deutsche Filmmuseum.
  • Eine Kuriositätensammlung zu Ehren des Münchner Komikers und Volkssängers Karl Valentin gibt es seit 1959 im Valentin-Karlstadt-Musäum zu sehen. Neben Bildern und Texten sind auch Gegenstände aus dem Leben des Münchner Originals und seiner Partnerin Liesl Karlstadt zu sehen.
  • Der Frühling wird alljährlich im März mit dem Starkbieranstich auf dem Münchner Nockherberg eingeläutet. Die sogenannte Starkbierzeit gilt in München auch als Fünfte Jahreszeit. Auftaktveranstaltung ist die Starkbierprobe, an der auch viele bayerische Landespolitiker und Bundespolitiker teilnehmen. Höhepunkt ist das politische Derblecken - ein politisches Kabarett mit Festrede und anschließendem Singspiel.
  • Glamour pur gibt es Ende Juni beim Filmfest München. Es ist das zweitgrößte Filmfestival in Deutschland und zugleich das bedeutendste Sommerfestival. Es stellt gewöhnlich Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme sowie Fernsehfilme in internationaler, europäischer oder deutscher Erstaufführung vor. Mit mehr als 200 Filmen auf 18 Leinwänden und etwa 70.000 Besuchern ist es zwar ein Publikumsfest, dient aber auch Filmjournalisten und Fachbesuchern als Treffpunkt der Filmbranche.
  • Mit dem Bayerischen Filmpreis wird jährlich in Januar in sieben Kategorien einer der höchstdotierten Filmpreise Deutschlands verliehen. Bis zu 300.000 Euro werden dabei ausgeschüttet. Der Preis wird von der bayerischen Staatsregierung für hervorragende Leistungen im deutschen Filmschaffen verliehen.
  • Auch Sportfans kommen auf ihre Kosten beim Stadtlauf im Juli. Bis zu 15.000 Läufer starten beim 21 Kilometer langen Halbmarathon quer durch die City. Start und Ziel: der Marienplatz. Ein weiteres sportliches Highlight für Leichtathleten ist zudem der München-Marathon, der seit 2000 im Oktober eines Jahres ausgetragen wird. Er gehört heute zu den fünf teilnehmerstärksten Marathons in Deutschland.
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Größtes Volksfest der Welt: Das Oktoberfest

Bierdurst und Bierdunst sind alljährlich auch auf dem Oktoberfest zu finden. Früher waren diese Feste in Bayern keine Seltenheit, um das neue Märzenbier vor der neuen Biersaison aufzubrauchen. Das erste Münchner Oktoberfest hatte jedoch einen anderen Anlass, nämlich die Hochzeit von Ludwig (1786-1868) mit Therese von Sachsen-Hilburghausen (1792-1852) am 17. Oktober 1810. Aus diesem Grund veranstaltete der Bankier Andreas Michael Dall'Armi fünf Tage zuvor - am 12. Oktober 1810 - auf einer Wiese vor den Stadtmauern von München ein großes Pferderennen. Seitdem heißt das Gelände auch Theresienwiese, woher auch die mundartliche Bezeichnung "Wiesn" für das Oktoberfest stammt.

Vier Jahre nach der Proklamation des Königreiches Bayern, dem nun auch große Teile Schwabens und Frankens angehörten, sollte mit dem Fest das Gemeinschaftsgefühl der Neubayern sowie die Ausrichtung auf die Residenzstadt München und die Wittelsbacher fördern. Bei der Ur-Wiesn 1810 gab es noch keine geschlossenen Zelte, sondern nur offene Buden aus Brettern. Die Maß braunes Kellerbier kostete drei Kreuzer und drei Pfennige - und Rauchen im Bierzelt war noch kein Thema. Nach Abschluss der Hochzeitsfeierlichkeiten sollte das Fest nun jedes Jahr wiederholt werden. Der "Landwirthschaftliche Verein" erhielt schließlich vom Königshaus den Auftrag, ein "Nationalfest" zu organisieren.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte es sich immer mehr zum Volksfest; zudem wurde es wegen des Altweibersommers auf den September vorverlegt, so dass nur das letzte Wochenende noch im Oktober liegt. So gab es bereits 1818 das erste Karussell und zwei Schaukeln - zudem kamen Kegelbuden und verschiedene Spielangebote auf wie Sacklaufen oder Wagenradlaufen. Die ersten Bierburgen wurden 1896 von unternehmungslustigen Wirten aufgestellt. Die Pferderennen als ältester Bestandteil des Volksfest wurden jedoch 1938 aus organisatorischen Gründen eingestellt und erst zum 200-jährigen Jubiläum der Wiesn 2010 wiederbelebt.

Mittlerweile fanden 188 Oktoberfeste statt - rund zwei Dutzend mal musste das Volksfest aber wegen Seuchen, Kriegen und Inflation ausfallen. In den Jahren 1854 und 1873 wurde es wegen Cholera abgesagt. Auch in den Kriegs- und Nachkriegsjahren gab es keine Oktoberfeste - so feierte man während des Ersten Weltkrieges von 1914 bis 1918 keine Wiesn. Nach dem Sturz der Monarchie 1918 sowie der Niederschlagung der Münchner Räterepublik fanden 1919 und 1920 nur zwei kleine Herbstfeste statt, die jedoch nicht als Oktoberfest zählen. 

In den Jahren 2020 und 2021 wurde das Oktoberfest aufgrund der COVID-19-Pandemie abgesagt. Allerdings wurde 2020 als Alternative das Festival "Sommer in der Stadt" organisiert: Die Fahrgeschäfte wurden über die Stadt München verteilt. Außerdem eine "Ersatz-Wiesn" - auch "WirtshausWiesn" genannt - organisiert.

In den Jahren 1923 und 1924 fiel die Wiesn wegen der Inflation aus. Auch während des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) fiel das Oktoberfest aus. Nach 1946 entwickelte sich die Wiesn jedoch sehr rasch zum Publikumsmagneten - bereits 1950 kamen rund fünf bis sechs Millionen Besucher.

Heute zieht es jährlich fast sechs Millionen Besucher an. Dabei kommen immer mehr Gäste aus dem Ausland - vor allem aus Italien, Japan, den USA und Australien. Für das Oktoberfest brauen die Münchner Brauereien zudem ein spezielles Bier ("Wiesn Märzen") mit mehr Stammwürze und mit höherem Alkoholgehalt. 

Jährliche Highlights des Oktoberfestes sind der Einzug der Wiesn-Wirte, um das Fest zu eröffnen, sowie der Trachten- und Schützenzug. Die teilnehmenden Vereine und Gruppen kommen größtenteils aus Bayern, aber auch aus anderen deutschen Bundesländern, Österreich, der Schweiz, Norditalien und aus anderen europäischen Ländern.

Mit bis zu 9.000 Teilnehmern und einer Länge von etwa sieben Kilometern gilt der Trachtenumzug zudem als einer der größten der Welt. So gab es bereits 1818 das erste Karussell und zwei Schaukeln - zudem kamen Kegelbuden und diverse Spielangebote wie Sacklaufen oder Wagenradlaufen auf. Seit 1896 stellten unternehmungslustige Wirte die ersten Bierburgen auf. Die Pferderennen als ältester Bestandteil des Volksfestes wurden 1938 schließlich aus organisatorischen Gründen eingestellt und erst zum 200-jährigen Jubiläum des Volksfestes 2010 wiederbelebt.

Das Oktoberfest ist heute als größtes Volksfest der Welt ein einziger Superlativ und bedeutender Wirtschaftsfaktor. Die wichtigsten Zahlen im Überblick:

  • Jährlich kommen rund sechs Millionen Besucher auf die Wiesn. Das 188. Oktoberfest wurde von 7,2 Millionen Gästen aus aller Welt besucht (2022: 5,7 Millionen). Davon wurden etwa 430.000 Besucher auf der "Oidn Wiesn" (2022: 230.000) gezählt. Damit hat die Wiesn 2023 einen Rekord aus den Jahren 1984 (7,0 Millionen Besucher)und 1985 (7,1 Millionen Besucher) übertroffen. Dabei wurden rund 6,4 Millionen Maß Bier getrunken (2022: 5,6 Millionen Maß) getrunken.
  • Das Wiesn-Gelände erstreckt sich auf einer Fläche von 34,5 Hektar. An den besonders besucherstarken Tagen drängen sich etwa 400.000 Menschen auf dem Areal. Für allzu menschliche Bedürfnisse bieten die Toiletten auf dem Areal rund 1.400 Sitzplätze, etwa 880 Meter Stehplätze und 31 behindertengerechte stille Örtchen.
  • Gigantisch sind auch die Bierzelte - das größte ist das Hofbräu-Zelt mit 10.000 Sitzplätzen inklusive Biergarten. Zudem ist der Trachten- und Schützenzug mit bis zu 9.000 Teilnehmern und sieben Kilometern einer der größten der Welt. 
  • Eröffnet wird das Oktoberfest durch den Fassanstich, der vom Münchner Oberbürgermeister durchgeführt wird. Die Bestmarke liegt bei zwei Schlägen - Rekordhalter sind das frühere Stadtoberhaupt Christian Ude (2005, 2008, 2009, 2010, 2011, 2012, 2013) sowie der aktuelle Amtsinhaber Dieter Reiter (2015, 2016, 2017, 2018, 2019, 2023). Erstmals zum Schlegel griff der frühere Oberbürgermeister Thomas Wimmer im Jahre 1950 - damals benötigte er noch 19 Schläge. Traditionell erhält der bayerische Ministerpräsident nach dem offiziellen "O'zapft is" die erste Maß. Danach werden auch in den anderen Festzelten die ersten Fässer angezapft und Bier an die Wiesn-Besucher ausgeschenkt.
  • Auch für die Umwelt wird auf den Wiesn einiges getan: Demnach sind der Restmüll und Wasserverbrauch um ein Vielfaches gesunken. Dennoch liegt der Jahresverbrauch bei etwa drei Millionen Kilowattstunden. Dies entspricht dem Jahresverbrauch von etwa 1.200 Haushalten. Der Restmüll liegt bei gut 900 Tonnen - die Speisereste und Knochen liegen bei etwa 410 Tonnen.
  • Allein 2023 wurden rund 3.250 Fundstücke gefunden, darunter 930 Ausweise, 380 Kleidungsstücke, 570 Geldbörsen, 630 Bankkarten, 420 Smartphones und Handys, 180 Schlüssel, 150 Brillen, 70 Taschen, Rucksäcke und Beutel, sowie 80 Regenschirme und 70 Schmuckstücke. Zudem wurden 115.600 Bierkrüge geklaut (2022: 137.790).

Quelle: Statista

Bei der 188. Wiesn 2023 müssen die Besucher für eine Maß Bier zwischen 12,60 und 14,90 Euro zahlen. Der Durchschnittspreis von 14,18, errechnet aus den jeweiligen Preisen der 33 Zelte, die Oktoberfestbier in Maßkrügen ausschenken, liegt damit 6,4 Prozent höher als der Durchschnittspreis von 2022. Ein Grund dafür können makroökonomische Gründe sein, wie etwa Rohstoffengpässe oder der Krieg in der Ukraine. Eine weitere Erklärung könnte auch in der Coronapandemie und dem daraus folgenden Verdienstausfall für die Festzelt-Betreiber liegen.

Quelle: BR24 auf Youtube

Dennoch werden in diesem Jahr wieder rund sechs Millionen Besucher auf dem Oktoberfest erwartet. Auf der Theresienwiese stehen 17 große Bierzelte sowie zwei Dutzend kleinere Zelte. Außerdem sind 200 Stände und Buden, etwa 160 Fahrgeschäfte und sogenannte "Belustigungsbetriebe" aufgebaut. Parallel dazu findet in diesem Jahr auch wieder eine "Wirtshauswiesn" statt: Nach Angaben des Vereins der Münchner Innenstadtwirte beteiligen sich rund 40 Wirtinnen und Wirte daran.

Quelle: BR24 auf Youtube

Quelle: Statista

Laut einer Yougov-Umfrage Anfang September 2023 war jeder fünfte der 2.004 Befragten ab 18 Jahren schon mal auf dem Oktoberfest. Der Hamburger Dom, flächenmäßig mit 20 Hektar deutlich kleiner aber dank seiner Ausrichtung drei Mal jährlich insgesamt mit deutlich mehr Besucher pro Jahr, liegt mit 14 Prozent auf dem zweiten Platz.

Der Hamburger Hafengeburtstag landet mit zehn Prozent auf dem vierten Rang. Auch Stuttgart ist mit dem Cannstatter Wasen (elf Prozent) und dem Kleinen Wasen (sieben Prozent) zwei Mal in der Top-Acht vertreten.

Quelle: ZDF auf Youtube

Trauriger Höhepunkt war jedoch das Oktoberfestattentat am 26. September 1980: Bei einem Terroranschlag mit rechtsextremen Hintergrund kamen 13 Menschen ums Leben - 211 Besucher wurden teils schwer verletzt. Der Anschlag gilt bis heute als schwerster Terrorakt der deutschen Nachkriegsgeschichte. Dennoch findet das Oktoberfest heute weltweit zahlreiche Kopien - derzeit werden mehr als 2.000 Nachahmer gezählt mit steigender Tendenz. Einer der größten Ableger ist das Oktoberfest in der brasilianischen Großstadt Blumenau. Auch aus Japan, Russland, Vietnam, Bahrain oder Hawaii und selbst in der Antarktis wurden schon Ableger des Bierfestes gemeldet.

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Brandenburger Tor in Berlin (Quelle: Bild von Sharon Ang auf Pixabay)

Die Bundeshauptstadt Berlin

Mehr als vierzig Jahre war Berlin ein Symbol für die Teilung Europas während des Kalten Krieges. Heute verbindet die wieder vereinte Stadt das westliche und östliche Europa. Als Sitz der Regierung und der Parlaments ist Berlin das politische Entscheidungs- und Nachrichtenzentrum Deutschlands. Deutsche und internationale Verbände von Wirtschaft und Gesellschaft konzentrieren sich in der Hauptstadt.

Berlin ist allerdings noch etwas mehr als das - nämlich eine Stadt der Kontraste. So findet man dort elegante Boulevards und alternative Szeneviertel, königliche Palais und zerschossene Fassaden von Mietskasernen, heißes Nachtleben und Idylle pur. "Berlin ist mehr ein Weltteil als eine Stadt", schrieb bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Dichter Jean Paul. Schon damals war Berlin anders als die anderen deutschen Städte - nämlich eine Metropole von europäischem Rang.

Heute gilt die Metropole Berlin als Weltstadt der Kultur, Politik, Medien und Wissenschaften. Sie ist ein wichtiger europäischer Verkehrsknotenpunkt und eine der meistbesuchten Städte des Kontinents. Friedrich Schiller attestierte Berlin eine "Ungezwungenheit im bürgerlichen Leben". Dass in Berlin jedenfalls jeder nach seiner Façon glücklich werden kann, wusste schon der "alte Fritz". Und Bertolt Brecht schrieb: "Es gibt einen Grund, warum man Berlin anderen Städten vorziehen kann: weil es sich ständig verändert."

Berlin ist eigenständiges Bundesland. Neben Bremen und Hamburg ist Berlin zudem einer der drei Stadtstaaten Deutschlands. So war Berlin die Hauptstadt Brandenburgs, Preußens, des Deutschen Reiches und der DDR (Ost-Berlin). Seit der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 ist Berlin die gesamtdeutsche Hauptstadt. Seit 1999 ist Berlin auch Parlaments- und Regierungssitz. Neben dem Bundespräsidenten haben auch die Bundesregierung, der Deutsche Bundestag und der Bundesrat sowie zahlreiche Bundesministerien und Bundesbehörden ihren Sitz in Berlin.

Historisch Wissenswertes

Am 20. Januar 1942 kamen in einer Berliner Wannsee-Villa hochrangige Vertreter von nationalsozialistischen Reichsbehörden und Parteidienststellen zu einer Geheimbesprechung unter dem Vorsitz von SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich zur Wannseekonferenz zusammen. Deren Ziel: die Bürokratie in die geplante Massenvernichtung von elf Millionen Juden einzubinden und der SS eine führende Rolle zu sichern. Bereits nach dem Überfall auf die Sowjetunion begann der Völkermord an den europäischen Juden mit Massakern im Baltikum, in Weißrussland und der Ukraine. "Mit Genehmigung des Führers" sollte die sogenannte "Endlösung der Juden" systematisch vorangetrieben werden. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 fielen etwa sechs Millionen Juden dem Völkermord zum Opfer.

Der Bendlerblock im Berliner Ortsteil Tiergarten gilt als Zentrum des Umsturzversuchs gegen das nationalsozialistische Regime am 20. Juli 1944. Der Gebäudekomplex ist nach dem gelernten Maurer und Kommunalpolitiker Johann Christoph Bendler (1789-1873). Er entstand von 1911 bis 1914 als Reichsmarineamt an der früheren Bendlerstraße, der heutigen Stauffenbergstraße.

Zur Zeit der Weimarer Republik war der Block Sitz des Reichswehrministeriums, von 1935 an zudem des Allgemeinen Heeresamtes der NS-Wehrmacht. Im Bendlerblock arbeitete auch der Widerstandskreis um General Friedrich Olbricht und Claus Schenk Graf von Stauffenberg.
In der Nacht nach ihrem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler wurden Stauffenberg und drei Mitverschwörer im Hof des Areals standrechtlich erschossen.

Seit 1953 gibt es dort ein Ehrenmal für die Widerstandskämpfer des 20. Juli. 1968 wurde die Gedenkstätte Deutscher Widerstand eingerichtet. Heute gehört der Bendlerblock zum zweiten Amtssitz des Bundesverteidigungsministeriums, der erste befindet sich weiterhin in Bonn. Seit September 2009 steht auf dem Gelände des Bendlerblocks auch das Ehrenmal für im Einsatz gefallene Soldaten.

Relevante Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen

  • Das Brandenburger Tor war einst Symbol der Teilung Deutschlands. Seit November 1989 ist das Wahrzeichen Berlins das Sinnbild für die Wiedervereinigung. Das Tor wurde von 1788 bis 1791 vom Architekten Carl Gotthard Langhans (1732-1808) auf Anweisung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. (1786-1797)  in Sandstein erbaut. Insgesamt ist es 20 Meter hoch, 70 Meter breit und zehn Meter tief. Am 6. August 1791 wurde es für den Verkehr freigegeben. Ursprünglich diente das Brandenburger Tor als Stadttor - heute steht es aber mitten im Zentrum. Auf dem Tor befindet sich die Quadriga - ein von vier Pferden gezogener Streitwagen mit der Siegesgöttin Viktoria. Sie wurde von Johann Gottfried Schadow (1764-1850) gestaltet und 1795 aufgestellt. Es zählt zu den bekanntesten Wahrzeichen und nationalen Symbolen Deutschlands. Mit ihm sind viele Ereignisse in der Geschichte Berlins sowie in der deutschen und europäischen Geschichte. Hier tobten beispielsweise die Kämpfe der Märzrevolution 1848, während die Nationalsozialisten das Tor zur Inszenierung ihrer Fackelaufmärsche nutzten. Während der Teilung Berlins zwischen 1961 und 1989 stand das Tor isoliert auf der Ost-Seite der Stadt. Somit wurde es zu einem Symbol des Kalten Krieges sowie nach 1990 für die Wiedervereinigung Deutschlands und Europas.
  • An der Ostseite des Brandenburger Tors befindet sich der Pariser Platz. Er wurde 1735 angelegt und diente ursprünglich als Exerzierfeold und Vorplatz zum Stadttor. Später siedelten sich hier vornehme Villen, deutsche und ausländische Gesandtschaften an. Heute befinden sich hier unter anderem die britische Vertretung und die französische Botschaft. Auch die Landesvertretungen der deutschen Bundesländer sind hier vertreten. Seit 2008 befindet sich hier auch die US-Botschaft. Bekanntestes Gebäude ist das 1997 wiedereröffnete Hotel Adlon. Bereits während des Kaiserreiches und der Weimarer Republik diente das weltweit bekannte Luxushotel als Treffpunkt für Reiche und Prominente.
  • In direkter Nachbarschaft der US-Botschaft befindet sich das Holocaust-Mahnmal - ein begehbares Labyrinth aus 2.711 Betonstelen auf einer etwa 19.000 m². Es wurde am 10. Mai 2005 eingeweiht. Unweit des Reichstages wurde am 24. Oktober 2012 das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma eingeweiht.
  • Das Hotel Adlon gehört heute zu den bekanntesten und luxuriösesten Hotels in Deutschland. Den Grundstein für das Traditionshaus legte der Mainzer Hotelier Lorenz Adlon (1849-1921) bereits im Oktober 1907. Bereits in seinen frühen Jahren wurde es zum Anlaufpunkt für Familien des Hochadels sowie ranghohe Politiker und Industrielle. Monarchen wie Kaiser Wilhelm II. (1888-1918), der Zar von Russland oder der Maharadscha von Patalia gehörten ebenso zu den Gästen wie zum Beispiel Henry Ford (1863-1947), John D. Rockefeller (1839-1937) oder der frühere deutsche Außenminister Gustav Stresemann (1878-1929). Während der "Goldenen Zwanziger" war das Adlon der Anlaufpunkt für zahlreiche internationale Gäste. Nach der "Machtergreifung" durch die Nationalsozialisten nahm der Höhenflug des Hotels ein vorläufiges Ende. In der Nacht vom 2. zum 3. Mai 1945 brannte das Hotel jedoch aus bislang ungeklärten Gründen nahezu völlig aus. Erst am 23. August 1997 wurde es in seiner heutigen Form wiedereröffnet und gehört nun zur Hotelkette Kempinski.
  • Das Boulevard Unter den Linden ist das alte Herzstück Berlins. Die Flaniermeile führt über 1,5 Kilometer von der Schlossbrücke zum Brandenburger Tor. Kurfürst Friedrich Wilhelm ließ den ehemaligen Reitweg 1647 befestigen und dort 1.000 Linden sowie 1.000 Nussbäume pflanzen. Nach 1701 wurde das Boulevard im Zuge königlicher Prachtentfaltung neuer Architektur immer weiter ausgebaut. Zudem sind hier die russische Botschaft und das Westin Grand Hotel angesiedelt. Hier wohnten einst prominente DDR-Gäste. Zur Erinnerung an König Friedrich II. den Großen von Preußen (1740-1786) schuf Christian Daniel Rauch (1777-1857) im Jahr 1851 ein 13,5 Meter hohes Reiterstandbild. Es zeigt den Herrscher im Krönungsmantel mit Dreispitz, Krückstock und Stulpenstiefel. Den Sockel des Denkmals schmücken 150 Figuren bedeutender preußischer Persönlichkeiten.
  • Die wohl legendärste Straße Berlins ist die Friedrichstraße. Sie verbindet die Tradition der "Goldenen Zwanziger Jahre" mit der Architektur des modernen Berlin. Einst waren in der 3,5 Kilometer langen Straße Cafés, Theater und Varietés wie der berühmte "Winterpalast" angesiedelt. Heute entwickelt sie sich zu einem neuen Magneten im Osten Berlins. Hier befindet sich der 1983 erbaute Friedrichstadtpalast - das größte Revuetheater Europas. Der Tränenpalast - ehemals eine innerdeutsche Grenzabfertigungshallte - wird heute für Veranstaltungen genutzt. Vor allem im südlichen Teil wurden in den letzten Jahren die luxuriös ausgestatteten Geschäftshäuser Lindencorso, Hofgarten, Friedrichstadt-Passagen und das Kontorhaus Mitte. Hier befinden sich Passagen, Kaufhäuser, Edelboutiquen, Büros und Restaurants. Ein großer Besuchermagnet ist zudem die Galerie Lafayette. Das Edelkaufhaus ist eine Dependance des berühmten Einkaufszentrums in Paris.
  • In der Friedrichstraße liegt auch der Checkpoint Charlie - der wohl bekannteste Grenzübergang zwischen den beiden Teilen Berlins. Der Kontrollposten war zwischen 1961 und 1990 die einzige Übergangsstelle für Alliierte, Ausländer, Mitarbeiter der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik und für DDR-Funktionäre. Am 27. Oktober 1961 standen sich hier erstmals Panzer der USA und der UdSSR nur 200 Meter gegenüber. Am 22. Juni 1990 wurde der alliierte Kontrollposten endgültig abgebaut. Heute erinnern nur noch einige Schilder, Mauerreste und ein Wachturm daran. Unweit des Kontrollpunktes erinnert das Haus am Checkpoint Charlie heute an die Entstehungsgeschichte der Mauer und das Leben im geteilten Berlin zwischen 1961 und 1989.
  • Das längste original erhaltene Stück der Berliner Mauer ist die East Side Gallery in der Nähe des Ostbahnhofs. Dort haben sich nach der Wende 118 internationale Künstler aus 21 Ländern auf 1,3 Kilometer Länge verewigt - und damit eine Touristenattraktion geschaffen.
  • Der Kurfürstendamm wurde bereits im 16. Jahrhundert als Reiterweg angelegt. Im Jahre 1883 veranlasste Otto von Bismarck (1871-1898) den Ausbau zu einer repräsentativen Hauptstraße für den Berliner Westen mit zahlreichen Theatern Cafés und Nachtclubs. Heute gilt der etwa 3,5 Kilometer lange Ku'damm als einer der beliebtesten Flaniermeilen Berlins. Sie ist nicht nur eine Shoppingmeile, sondern auch eine gute Geschäftsadresse und ein wichtiges Kulturzentrum. Hier befindet sich unter anderem auch das Theater des Westens. Im Jahre 2001 entstand hier das neue Kranzlereck mit Büros, Geschäften und dem einstmals legendären Café Kranzler. In den zahlreichen Nebenstraßen befinden sich in den Bauten der Jahrhundertwende viele kleine Edelboutiquen und Cafés.
  • Ein Einkaufsparadies erster Güte ist das Kaufhaus des Westens (KaDeWe). Mit einer Verkaufsfläche von rund 60.000 Quadratmetern ist es das größte Kaufhaus in Europa. Das Gebäude wurde 1906/07 im Auftrag des Unternehmers Adolf Jandorf (1870-1932) von Johann Emil Schaudt (1871-1957) errichtet. Auf den sechs Etagen befindet sich auch die berühmte Feinschmeckerabteilung.
  • Die am Ku'damm gelegene Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ist heute ein Mahnmal für Frieden und Versöhnung sowie ein weltweit bekanntes Wahrzeichen für den Aufbauwillen Berlins. Die Neoromanische Kirche wurde von 1891 bis 1895 erbaut und dem Andenken an Kaiser Wilhelm I. gewidmet. Im Jahre 1943 wurde sie während eines Bombenangriffs stark zerstört. Umgeben ist der "hohle Zahn" heute von mehreren modernen Gebäuden, die zwischen 1959 und 1961 nach den Plänen von Egon Eiermann (1904-1970) entstanden. Eine Gedenkhalle im Turm mahnt zu Frieden und Versöhnung.
  • In den neunziger Jahren war der Potsdamer Platz noch eine der größten Baustellen der Welt. Heute existiert auf einem Gelände von 100.000 Quadratmetern ein neues Stadtviertel Kultureinrichtungen, Einkaufspassagen und Restaurants sowie mit Büro- und Wohnhäusern.  Die Daimler-City bietet auf fast 70.000 Quadratmetern eine Ladenpassage mit über 100 Geschäften sowie eine Musicalbühne, eine Spielbank und ein Kinocenter. Zudem wurde das 1871 gegründete Weinhaus Huth integriert mit einst so prominenten Gästen wie Theodor Fontane. Im Juni 2000 wurde das Sony-Center mit einer Fläche von etwa 25.000 m² fertig gestellt. Um das Forum mit der gefalteten Zeltüberdachung schuf Helmut Jahn ein Ensemble aus sieben Glas- und Stahlbauten mit Kinos, Restaurants, dem Filmmuseum Berlin und der Europazentrale von Sony. Außerdem existieren hier unter anderem ein Multiplex-Kino und ein IMAX-Kino. Eines der vornehmsten Häuser der Stadt ist das Hotel Esplanade. Kaiser Wilhelm II. (1888-1918) verbrachte hier schon im Kaisersaal seine Herrenabende - später nächtigten hier bekannte Hollywood-Schauspieler wie Greta Garbo (1905-1990) oder Charlie Chaplin (1889-1977). Bereits in den 1920er-Jahren war der Platz ein wichtiges Verkehrszentrum. Im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) wurden nahezu alle Straßen und Gebäude zerstört - während der Teilung Berlins (1961-1989) war der Platz ein Teil des Todesstreifens zwischen Ost- und West-Berlin.
  • Der Gendarmenmarkt gilt als schönster Platz nördlich der Alpen und als einer der schönsten Plätze Berlins. Der heute 48.000 Quadratmetern große Platz entstand bereits im 17. Jahrhundert. Seinen Namen erhielt er von einem Regiment der Gendarmen ("Gens d'Armes"), das zwischen 1736 und 1782 dort stationiert war. An der Nordseite liegt der Französische Dom, der zwischen 1701 und 1705 errichtet wurde. Im 17. Jahrhundert diente er den eingewanderten französischen Hugenotten als Gotteshaus. Dreimal täglich erklingt hier ein 60-teiliges Glockenspiel. Der Deutsche Dom an der Südseite wurde von 1701 bis 1708 erbaut. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er schwer zerstört und nach umfangreicher Renovierung am 2. Oktober 1996 wieder eröffnet. Das Schauspielhaus wurde zwischen 1818 und 1821 von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) im klassizistischen Stil erbaut. Während des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) wurde es zerstört und 1984 nach umfangreicher Restaurierung als Konzerthaus Berlin wieder eröffnet.
  • Der Alexanderplatz - auch kurz "Alex" genannt - ist einer der bekanntesten Plätze Berlins. Um 1700 wurde der frühere "Ochsenmarkt" zunächst als Viehmarkt genutzt, der vor den Toren der Stadt lag. Später kamen ein Wollmarkt und ein Exerzierplatz hinzu. Seinen heutigen Namen erhielt der Platz nach einem Besuch des russischen Zaren Alexander I. in Berlin. Mit dem Bau der Stadtbahn ab 1882 entwickelte sich der Alexanderplatz zum größten Verkehrsknotenpunkt im Berliner Osten. Nach der fast völligen Zerstörung während des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) erhielt der Alexanderplatz sein heutiges Erscheinungsbild. Seit 1969 befinden sich auf dem Platz eine zehn Meter hohe Urania-Weltzeituhr und der Brunnen der Völkerfreundschaft.
  • Nahe dem Alexanderplatz steht zudem der Fernsehturm - auch "Telespargel" genannt. Er wurde 1969 eröffnet und ist mit 368 Metern das höchste Bauwerk Deutschlands. Gleichzeitig ist er das vierthöchste nicht abgespannte Bauwerk Europas sowie der einzige Fernsehturm Europas mitten in der Stadt. Die verglaste Kugel mit einem Durchmesser von 32 Metern wiegt 4.800 Tonnen. In ihr befinden sich ein Aussichtspunkt und ein Telecafé. Bei gutem Wetter reicht die Sicht bis zu 40 Kilometer. Betreiber und Eigentümer der Anlage ist die Deutsche Funkturm GmbH (DFMG). Das entsprechende Gegenstück im Westteil ist der Funkturm - auch "langer Lulatsch" genannt. Mit einer Höhe von 150 Metern ähnelt er optisch dem Eiffelturm in Paris. Er wurde zwischen 1924 und 126 anlässlich der Funkausstellung erbaut. Im Jahre 1929 wurde vom Funkturm aus das erste Fernsehbild der Welt ausgestrahlt. Heute steht er unter Denkmalschutz.
  • Der Funkturm ist in das Messegelände eingebettet. Auf einer Ausstellungsfläche von knapp 189.000 m² finden hier hier jährlich etwa 40 internationale Fachmessen mit Rekordbesucherzahlen statt. Dazu zählen neben der Internationalen Funkausstellung (IFA) und der Internationalen Tourismus Börse (ITB) auch die Internationale Grüne Woche - die größte Nahrungs-, Landwirtschafts- und Gartenbau-Ausstellung Europas. Das Messegelände ist direkt mit dem Internationalen Congess Centrum (ICC) verbunden. Mit rund 400 Kongressen pro Jahr ist das ICC eines der führenden Kongress-Stätten der Welt. Das Gebäude wurde von 1975 bis 1979 errichtet und gleichzeitig das größte Europas.
  • Die St. Hedwigs-Kathedrale ist die Hauptkirche der Katholiken in der deutschen Hauptstadt war die erste katholische Kirche in Berlin nach der Reformation. Der 1773 geweihte Rundbau am Bebelplatz wurde nach dem Vorbild des Pantheon in Rom gebaut. Erst nach Gründung des Bistums Berlin 1930 wurde die Kirche auch Bischofskirche. Hier hält der Berliner Erzbischof die Pontifikalämter. Immer wieder ist die Kirche auch Ort für offizielle Anlässe, wie nun für den bundesweiten Abschied von Papst Benedikt XVI. (2995-2013). Gebaut wurde die Kirche nach Skizzen des preußischen Königs Friedrichs II. des Großen (1740-1786) und Plänen seines Baumeisters Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753). Die Heilige Hedwig (1174-1243) ist die Patronin von Schlesien.
  • Als Amtssitz des Bundespräsidenten dient heute das Schloss Bellevue. Es ist ein langgestrecktes Gebäude mit dreigeschossigen Seitenflügeln und einem zweigeschossigen Hauptbau. Errichtet wurde das Schloss zwischen 1785 und 1786 im Auftrag von Prinz August Ferdinand von Preußen (1730-1813) nach den Plänen von Michael Philipp Boumann (1747-1803= nach dem Vorbild französischer Barockschlösser. Seinen Namen erhielt das Schloss wegen der schönen Aussicht auf die umliegende Parklandschaft. Ferdinand nutzte das Schloss bis zu seinem Tod am 2. Mai 1813 als prinzliches Lustschloss mit königlichem Landsitz. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte es dann verschiedene Funktionen: So wurde es im Ersten Weltkrieg (1914-1918) als Besprechungsort der Obersten Heeresleitung, der Reichsregierung und der Deutschland alliierten Mittelmächte genutzt. Nach dem Krieg stand es zunächst leer, bis es nach 1929 als Bürogebäude, Volksküche und Ausstellungshalle genutzt wurde. Zudem dienten die Seitenflügel als Mietwohnungen. Von 1935 an diente der Bau als Sitz des Museums für Deutsche Volkskunde bis er 1938 zum "Gästehaus der Reichsregierung" umgebaut wurde. Während des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) wurde das Schloss stark beschädigt. Nach 1954 wurde es dann zum Amtssitz des Bundespräsidenten ausgebaut.
  • Das Stadtschloss von Berlin blickt auf eine lange Geschichte zurück: 1443 wurde es als Stadtresidenz der Hohenzollern gegründet. Nach der Novemberrevolution von 1918 wurde es als Museum genutzt - im Zweiten Weltkrieg wurde es stark beschädigt. Erst 1950 ließ der damalige SED-Chef Walter Ulbricht (1940-1971) die Ruine als Symbol für den preußischen Absolutismus sprengen. In den 1970er-Jahren ließ die DDR-Führung an dieser Stelle den Palast der Republik errichten. Dieser wurde zwischen 2006 und 2008 aufgrund massiver Asbestverseuchung abgerissen. Bereits im Juli 2002 beschloss der Deutsche Bundestag den Wiederaufbau des Stadtschlosses an der gleichen Stelle. Die Kosten werden bislang auf insgesamt 590 Millionen Euro beziffert: 478 Millionen übernimmt der Bund, 32 Millionen die Stadt Berlin und 80 Millionen sollen durch Spenden finanziert werden. Der Baubeginn wurde aus Spargründen für 2014 beschlossen - die Eröffnung ist für 2019 geplant. Die rekonstruierte Residenz soll unter dem Namen "Humboldt-Forum" ein Zentrum für die Kulturen der Welt werden. Hauptnutzer ist die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit ihren Sammlungen außereuropäischer Kunst. Auch die Bibliotheken der Humboldt-Universität sollen dort angesiedelt werden.
  • Das Schloss Charlottenburg ist das größte und prunkvollste Schloss der Hohenzollern in Berlin sowie ein glanzvolles Beispiel barocker Baukunst. Es entstand von 1695 bis 1699 und hieß ursprünglich Lietzenburger Schloss. Kurfürst Friedrich III. (1688-1713) schenkte es später seiner Gattin Sophie Charlotte (1668-1705) als Sommerresidenz. Nach der Königskrönung im Jahr 1701 wurde das Schloss nach dem Vorbild von Versailles ausgebaut. Besonders sehenswert sind heute vor allem das Porzellankabinett mit chinesischem und japanischem Porzellan aus dem 17. und 18. Jahrhundert, der Knobeldorff-Flügel mit den prunkvollen Gemächern Friedrichs II. des Großen, die Orangerie und das Schlosstheater. Der Schlosspark gilt zudem als Juwel europäischer Gartenbaukunst und zählt zu den beliebtesten Stadtparks Berlins. Er wurde 1687 als erster französischer Barockgarten Deutschlands von Siméon Godeau angelegt und im 18. Jahrhundert um einen englischen Landschaftsgarten erweitert. Hier befinden sich unter anderem auch das Mausoleum mit den Sarkophagen des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. (1797-1840) und Königin Luise von Preußen (1797-1810) oder das dreistöckige Teehaus Belvedere.
  • Das Olympiastadion Berlin zählt zu den weltweit berühmtesten Sportstätten. Errichtet wurde es nach den Plänen von Architekt Werner March (1894-1976) anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1936. Entgegen der ursprünglichen Planung ordnete Adolf Hitler (1933-1945) den Bau eines "Reichssportfeldes" an, auf dem das benachbarte Maifeld für Massenaufmärsche dienen sollte. Geplant wurde das Olympia-Oval für 100.000 Zuschauer - heute ist das Olympiastadion für 76.000 Zuschauer ausgelegt. Nach einem Umbau anlässlich der Fußball-WM 2006 verlieh die UEFA dem Olympiastadion den Status eines Fünf-Sterne-Stadions. Heute fungiert es als sportliche Heimat für den Bundesligisten Hertha BSC und seit 1985 als Austragungsort für die DFB-Pokalendspiele der Herren. Von 1985 bis 2009 wurden hier auch die DFB-Pokalendspiele der Damen ausgetragen. 2015 wurde zudem das UEFA Champions League Finale im Olympiastadion ausgetragen. Auch das traditionsreiche ISTAF findet seit 1955 hier statt. Neben sportlichen Wettkämpfen dient es auch als Bühne für Konzerte. Während seines Deutschlandbesuches 2011 feierte Papst Benedikt XVI. (2005-2013) eine Messe.
  • Im Zentrum der Museumsinsel liegt das Pergamon-Museum,. Es wurde zwischen 1912 und 1930 im neoklassizistischen Stil von Ludwig Hoffmann (1852-1932) und Alfred Messel (1853-1909) erbaut. In dem dreigliedrigen Gebäudekomplex sind heute neben der Antikensammlung auch das Vorderasiatische Museum und das Museum für Islamische Kunst untergebracht. Absolutes Highlight ist der Pergamon-Altar aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Weitere Sehenswürdigkeiten sind das Markttor von Milet (165 v. Chr.), das Ischta-Tor und die Prozessionsstraße von Babylon (7./6. Jhd. v. Chr.).
  • Seit 2009 sind im Neuen Museum das Ägyptische Museum und die Papyrussammlung sowie das Museum für Vor- und Frühgeschichte untergebracht. Das Ägyptische Museum besitzt weltweit eine der bedeutendsten Sammlungen der ägyptischen Hochkultur, darunter befinden sich Werke wie die Büste von Nofretete oder das Portrait der Königin Teje (1398-1338 v. Chr.). Das Museum für Vor- und Frühgeschichte besitzt eine der größten überregionalen Sammlungen zur Archäologie weltweit. Hier werden Zeugnisse der prähistorischen Kultur Europas und Vorderasiens von den Anfängen über die Altsteinzeit bis zum Mittelalter gezeigt. Besonders sehenswert ist auch die Schliemann-Sammlung mit den "Trojanischen Altertümern".
  • Im Februar wird Berlin ein Treffpunkt für Cineasten und Filmschaffende aus aller Welt. Bei den Internationalen Festspielen (Berlinale) werden große Produktionen mit internationalen Stars gezeigt, die ihr neuestes Filmwerk vorstellen. Neben den Filmfestivals von Cannes und Venedig gehört die Berlinale zu den drei größten Filmfestivals weltweit. Sie wird jährlich von rund 16.000 Fachbesuchern aus etwa 130 Ländern - darunter etwa 3,700 Journalisten aus 80 Ländern - besucht.
  • Jährlich im April wird zudem der Deutsche Filmpreis in der Bundeshauptstadt verliehen. Die derzeit renommierteste Auszeichnung des deutschen Kinos gilt zudem als Kernstück der deutschen Filmförderung. Mit fast drei Millionen Euro ist er zudem der höchstdotierte deutsche Kulturpreis. Seit 2005 wird die Auswahl der Preisträger von der Deutschen Filmakademie vorgenommen.
  • Auch der Europäische Filmpreis wird nahezu regelmäßig in Berlin vergeben. In derzeit 17 Kategorien werden die besten Filme, Regisseure und Darsteller geehrt. Verliehen wird der Preis von der Europäischen Filmakademie (EFA) mit Sitz in Berlin.
  • Die Internationale Funkausstellung (IFA) ist mit über 1.400 Ausstellern die weltweit größte Fach- und Publikumsmesse für Consumer Electronics. Neben vielseitigen Programmangeboten sind hier auch die Neuheiten aus Technik, Entertainment und Kommunikation geboten.
  • Das Filmstudio Babelsberg in Potsdam-Babelsberg ist heute das größte Filmstudio Deutschlands und gleichzeitig das älteste der Welt. Seit 1912 haben namhafte Filmemacher zahlreiche bekannte Filme produziert, darunter "Metropolis" oder "Der blaue Engel". Bereits in den 1920er-Jahren zählte es zu den modernsten Tonstudios seiner Zeit; bekannte Schauspieler wie Greta Garbo, Heinz Rühmann, Lilian Harvey oder Heinrich George standen hier vor der Kamera. Seine Hochzeit hatte das Filmstudio allerdings während des "Dritten Reiches", als hier etwa 1.000 Filme gedreht wurden - darunter auch zahlreiche NS-Propagandafilme wie "Jud Süß". Zu Zeiten der DDR entstanden hier unter der Regie der DEFA über 700 Filme, mehr als 150 Kinderfilme und über 600 Fernsehfilme für den Deutschen Fernsehfunk. Zudem entstand hier 1974 mit "Jakob der Lügner" die einzige DDR-Filmproduktion. Heute ist das 46 Hektar große Areal ein Teil der "Medienstadt Babelsberg".
  • Ebenfalls in Babelsberg liegt auch das Schloss Babelsberg. Es wurde zwischen 1833 und 1849 erbaut und diente Kaiser Wilhelm I. (1871-1888) als Sommersitz. Zuvor war das Schloss auch der Schauplatz bedeutender historischer Ereignisse. Dazu gehörten ein Besuch der britischen Königin Victoria 1858, die Ernennung Otto von Bismarcks zum preußischen Ministerpräsidenten 1862 (bis 1890) und die Unterzeichnung des Sozialistengesetzes 1878. Nach dem Tode des ersten deutschen Kaisers 1888 verlor das Schloss an Bedeutung. Im Jahr 1990 wurde es schließlich von der UNESCO als Teil der Berlin-Potsdamer Residenzlandschaft in das Weltkulturerbe aufgenommen.
  • Im nördlichen Teil des Neuen Gartens in Potsdam liegt Schloss Cecilienhof. Der letzte Schlossbau der Hohenzollern im englischen Landhausstil sollte Kronprinz Wilhelm und dessen Ehefrau Cecilie zu Mecklenburg als Bleibe dienen. Baumeister Paul Schultze-Naumburg errichtete den Komplex mit 176 Zimmern - zur Empörung der Bevölkerung, die während des Ersten Weltkrieges (1914-1918) Hunger litt. Nach seiner Abdankung am 9. November 1918 flohen Kaiser Wilhelm II. (1888-1918) und Kronprinz Wilhelm (1882-1951) ins Exil in die Niederlande. 1945 bestimmten die Sowjets das Schloss zum Tagungsort für die Potsdamer Konferenz.

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Frankfurt am Main (Quelle: Bild von Bruno auf Pixabay]

Frankfurt am Main: Von der Freien Reichsstadt zum Messe- und Finanzzentrum

Eine Freie Reichsstadt bezeichnete im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation jene Stadtgemeinden, die direkt dem Kaiser und keinem Reichsfürsten unterstanden. Basierend auf dem Status der Reichsunmittelbarkeit genossen diese Städte eine innere Autonomie. Zudem besaßen eine eigene Gerichtsbarkeit, zu der auch die Blutgerichtsbarkeit gehörte. Die Reichsstädte entstanden aus Stadtgründungen, die von den Staufern im 12. und 13. Jahrhundert vorgenommen wurden oder schon zuvor im Besitz der Könige und Kaiser waren. Nach dem Interregnum im Jahre 1273 erhielten die freien Reichsstädte einen neuen verfassungsmäßigen Status und damit auch Sitz und Stimme im Reichstag. Nach 1489 waren sie zudem im Reichsstädtekollegium zusammengeschlossen.

Frankfurt am Main wurde im Jahre 1245 zur unmittelbaren Reichsstadt erhoben, was ihren herausgehobenen Charakter nochmals unterstrich. Bereits im Ostfränkischen Reich wurde es "Principalis sedes regni orientalis" genannt: Es war wiederholt Aufenthaltsort der Kaiser und Könige, die hier mehrfach Reichstage und Kirchenversammlungen abhielten. Die Goldene Bulle bestätigte Frankfurt als ständige Wahlstadt der römisch-deutschen Könige; zwischen 1562 und 1792 wurden hier zudem die Krönungen vorgenommen. Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches im Jahre 1806 fiel Frankfurt zwar zunächst unter fremde Herrschaft; der Wiener Kongress beschloss am 8. Juni 1815 jedoch die Wiederherstellung der Freien Stadt Frankfurt innerhalb des Deutschen Bundes. Erst am 2. Oktober 1866 wurde es von Preußen annektiert und dem Regierungsbezirk Wiesbaden der Provinz Hessen-Nassau unterstellt.

Wirtschaftlich und finanziell legte Frankfurt während dieser Zeit den Grundstein für seinen heutigen Ruf als Finanz- und Messestadt. Bereits am 11. Juli 1240 gewährte Kaiser Friedrich II. (1211/12-1250) das Messeprivileg: Demnach durfte jeder Bürger und Fremde frei seine Waren anbieten; die Messebesucher genossen Geleit- und Gerichtsschutz. Dieses Privileg galt zunächst für die Frankfurter Herbstmesse; am 25. April 1330 gewährte Kaiser Ludwig IV. (1314-1347) der Stadt eine Frühjahrsmesse, auf der allerdings ausschließlich Wintererzeugnisse wie Wolle oder Wein angeboten wurden. Im Jahre 1485 entstand auch die Frankfurter Buchmesse; sie trug dazu bei, dass Frankfurt schon bald den Ruf eines Zentrums des deutschen und europäischen Buchdrucks inne hatte.

Im Rahmen der Buchmesse werden seit 1950 der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und seit 1956 der Deutsche Jugendliteraturpreis verliehen. Der Friedenspreis gehört zu den bedeutendsten Auszeichnungen des Landes. Mit ihm wird eine Persönlichkeit aus dem In- oder Ausland geehrt, die auf dem Gebiet der Literatur, Wissenschaft und Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen hat. Der Friedenspreis wird vom Börsenvereins des Deutschen Buchhandels verliehen und ist mit 25.000 Euro dotiert. Überreicht wird er am Ende der Buchmesse in der Frankfurter Paulskirche. Zu den Preisträgern gehören u. a. Albert Schweitzer (1875-1965), Carl-Friedrich von Weizäcker (1912-2007), Hermann Hesse (1877-1962), Max Frisch (1911-1991), Astrid Lindgren (1907-2002), Yehudi Menuhin (1916-1999), Václav Havel (1936-2011) oder Jürgen Habermas (geb. 1929).

Seit 2005 wird zu Beginn der Buchmesse zudem der Deutsche Buchpreis (dpb) vergeben, der ebenfalls vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels verliehen wird. Mit ihm soll der "beste Roman in deutscher Sprache" gekürt werden. Die Titel dürfen von Verlagen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz eingereicht werden. Eine siebenköpfige Jury, deren Besetzung jährlich wechselt, wählt zunächst 20 Titel für eine Longlist aus - später wird die Auswahl auf eine Shortlist verkürzt. Der Sieger wird traditionell am Vorabend der Buchmesse bekannt gegeben. Der Hauptpreis ist mit 25.000 Euro dotiert, die Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro. Der Buchpreis hat zudem eine hohe Publikumsresonanz - so schaffen es die Sieger in der Regel in die Bestsellerlisten.

Der Jugendliteraturpreis wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) für herausragende, anspruchsvolle Werke der internationalen Kinder- und Jugendliteratur verliehen. Er wird in den Kategorien Bilder-, Kinder-, Jugend- und Sachbuch vergeben und jeweils mit 8.000 Euro dotiert. Hinzu kommt ein mit 10.000 Euro dotierter Sonderpreis.

Die Frankfurter Messe hat sich als Knotenpunkt für die Fernhandelsbeziehungen zu allen bedeutenden Handelszentren Europas. Durch den Handel kursierten somit viele unterschiedliche Währungen, für die es jedoch keine Wechselkurse gab. Am 9. September 1585 einigten sich die Frankfurter Messekaufleute erstmals auf Wechselkurse für die unterschiedlichen Währungen sowie auf Regeln für deren Handel - womit die Frankfurter Börse gegründet war. Mit der Ausweitung der Handelsgeschäfte ging somit auch die Entwicklung von Geld- und Kreditgeschäften einher.

Heute zählt die Frankfurter Wertpapierbörse zu den größten Börsen der Welt. Der Deutsche Aktienindex (DAX) gilt als wichtigster deutscher Aktienindex, der die Entwicklung der 30 größten und umsatzstärksten an der Börse gelisteten Unternehmen widerspiegelt. Als wichtiges Stimmungsindikator für den DAX gilt dabei der Volatilitätsindex VDax: als Barometer der Anleger gibt er die Intensität der zu erwartenden Schwankungen der Aktienkurse an. Ist die Schwankungsbreite besonders groß, sprechen die Fachleute auf dem Börsenparkett daher auch von hoher Volatilität.

Weitere wichtige Aktienindizes sind der MDAX mit 50 mittelständischen Unternehmen aus den vorwiegend klassischen Branchen, der SDAX mit 50 kleineren Unternehmen, der TecDAX mit 30 der 35 wichtigsten Technologiewerte sowie der ÖkoDAX mit zehn Werten ausschließlich aus den Erneuerbaren Energien. Zudem erfasst der CDAX die Aktien aller Unternehmen, die derzeit an der Frankfurter Wertpapierbörse notiert sind.

Daneben betreibt die Deutsche Börse AG auch den weltweit größten Marktplatz für Derivate - die Eurex. Im Februar 2011 wurden konkrete Verhandlungen über eine Fusion der Deutschen Börse mit der NYSE Euronext bestätigt. Im Falle eine erfolgreichen Fusion wäre mit der neuen Megabörse die weltweite Nummer eins der Handelsplatz-Betreiber entstanden. Der Global Player hätte demnach etliche Handelsplätze auf zwei Kontinenten gesteuert: neben dem Stammgeschäft der NYSE an der Wall Street würden zudem auch die Handelsplätze in Amsterdam, Paris, Brüssel und Lissabon sowie die Londoner Terminbörse Liffe dazugehören. Am 1. Februar 2012 untersagte die EU-Kommission jedoch die geplante Börsenfusion.

Zudem gilt Frankfurt als führender Finanzplatz in Deutschland und als eines der wichtigsten Finanzzentren weltweit. Derzeit sind etwa 66.100 Menschen bei Frankfurter Kreditinstituten beschäftigt. Sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch Deutsche Bundesbank haben ihren Hauptsitz in Frankfurt am Main. Aktuell haben 280 Banken und Kreditinstitute ihren Sitz in der Mainmetropole.

Äppelwoi: Das "Frankfurter Nationalgetränk"

Ein Apfelwein wird ohne Zugabe von Wasser und Zucker aus mehreren Apfelsorten gekeltert und vergoren. Wie "naturtrüb" der Apfelwein ist, hängt davon ab, wie viele Klärstoffe sich durch die Zugabe saurer Früchte bilden. In Hessen ist das Getränk auch als Äppelwoi, Schoppen oder Äppler. Gleich nach dem Pressen der frischen Äpfel entsteht alkoholfreier "Süßer", dann der trübe "Rauscher" und schließlich der typische, herb-saure Apfelwein mit fünf bis sieben Prozent Alkohol.

Bekannt war das Produkt zwar schon bei den Griechen und Römern. Allerdings wurde der Apfelwein erst wesentlich später zum hessischen Nationalgetränk: Eine Kälteperiode und Schädlingsbefall beendeten den Weinanbau im 16. Jahrhundert in der Region um Frankfurt. Dabei war Apfelwein schon damals vor allem als Weinersatz für die breite Bevölkerung bekannt. Die erste Schankerlaubnis für das "Stöffche" wurde in Frankfurt im Jahr 1754 erteilt. Wer eine solche Erlaubnis besaß, der hängte einen Fichtenkranz mit Apfel in der Mitte vor seine Wirtschaft. Auch heute gilt noch, "Wo's Kränzche hängt, wird ausgeschenkt".

Lokalkolorit spürt man in Frankfurt vor allem in traditionellen Apfelweinwirtschaften im Stadtteil Sachsenhausen südlich des Mains. Dort wird Apfelwein im typischen Glasbecher mit Rautenmuster, dem "Gerippten", serviert und im blaugrauen Keramikkrug, dem "Bembel". Apfelwein gibt es pur oder süß und sauer gespritzt, wahlweise mit einem Schuss Limo oder Mineralwasser. Im Winter wird eine heiße Variante mit Zimt und Nelken angeboten. 2022 wurde die Apfelweinkultur in Hessen auf die Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.

Relevante Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen

  • Das Wahrzeichen der Stadt Frankfurt am Main ist der Römerberg. Als Zentrum der Altstadt stand er bereits im 16. Jahrhundert in dem Ruf, der schönste Platz des Heiligen Römischen Reiches zu sein. Anfang des 15. Jahrhunderts erwarb der Rat der Stadt drei ehemalige Patrizierhäuser und ließ diese gemeinsam mit acht anderen Fachwerkhäusern zum Rathaus ausbauen. Heute haben im Frankfurter Römer die Stadtverordnetenversammlung, der Oberbürgermeister und verschiedener Ämter ihren Sitz. Im Mittelbau ist zudem der Kaisersaal untergebracht. An seinen Wänden sind die Bildnisse von 52 Kaisern zu sehen - angefangen von Kaiser Karl dem Großen (768-814) bis Kaiser Franz II. (1792-1806). Wie in der Vergangenheit wird der Römerberg auch heute noch als zentraler Versammlungsort genutzt. Neben Theateraufführungen, Musik- und Volksfesten findet hier zudem auch einer der ältesten, schönsten und mit 240 Ständen auch größten Weihnachtsmärkte Deutschlands statt.
  • Der Kaiserdom St. Bartholomäus wurde bereits 852 in der Karolingerzeit gegründet - bis 1419 war er die einzige Pfarrkirche Frankfurts. Ab 1562 war er Schauplatz von insgesamt zehn Kaiserkrönungen des Heiligen Römischen Reiches. Nach einem Großbrand am 14. August 1867 wurde grundlegend im Stil der Neugotik restauriert. Heute ist der Dom noch immer das größte Gotteshaus der Mainmetropole.
  • Einer der zentralen Plätze ist die Hauptwache. Sie ist gleichzeitig auch das Zentrum des städtischen Nahverkehrs und Ausgangspunkt der Zeil - eine der ältesten Hauptstraßen Frankfurts. Die einstige Wachstube spielte einst eine bedeutende Rolle als Gefängnis, in dem unter anderem auch der "Schinderhannes" (1779-1803) einsaß. Seit 1904 ist dort ein Café untergebracht.
  • Die Alte Oper als Repräsentationsbau der Gründerzeit wurde am 20. Oktober 1880 feierlich eingeweiht. Nachdem sie während des Zweiten Weltkrieges zerstört wurde, entbrannte eine jahrelange Diskussion darüber, ob "Deutschlands schönste Ruine" im Originalzustand wieder aufgebaut oder abgerissen werden sollte. Nach der Wiederöffnung am 28. August 1981 entwickelte sich die Alte Oper zu einem Konzert- und Kongresszentrum, in dem heute etwa 600 Konzerte jährlich stattfinden.
  • Sie ist das nationale Symbol für Freiheit und Demokratie in Deutschland schlechthin - die Paulskirche. Der ursprüngliche Emporenbau wurde zwischen 1789 und 1833) errichtet und diente 1848/49 als Tagungsort der ersten frei gewählten deutschen Nationalversammlung. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde sie 1947 wieder aufgebaut. Allerdings dient sie heute nicht mehr geistigen Zwecken. Hier werden jährlich der "Goethepreis" und der "Friedenspreis des Deutschen Buchhandels" verliehen.
  • Die Katharinenkirche an der Hauptwache - von Melchior Heßler erbaut - war ein ehemaliges Jungfrauenkloster und Spital. Nach der Reformation wurde sie 1526 eine evangelische Pfarrkirche umgewandelt. Von 1678 bis 1681 war sie die protestantische Hauptkirche Frankfurts. Heute ist sie größte evangelische Kirche Frankfurts sowie eine von acht Dotationskirchen. Diese sind seit 1802 Eigentum der Stadt Frankfurt, die auch zu deren Unterhalt verpflichtet ist.
  • Die Alte Nikolaikirche wurde erstmals am 24. September 1264 urkundlich erwähnt und diente zunächst als Pfalzkapelle. Sie könnte auch der Ort von Königswahlen sowie von Reichs- und Hoftagen gewesen sein. Später wurde sie als Ratskirche genutzt. Heute ist sie die einzige protestantische Kirche in Frankfurt, die 365 Tage im Jahr ganztags geöffnet ist.
  • Einer der bedeutendsten Museumsstandorte in Deutschland und einer der wichtigsten in Europa ist das Museumsufer im Stadtteil Sachsenhausen. Besonders unter Kunstkennern genießt Frankfurt wegen der Vielfalt und Qualität der dortigen Museen einen guten Ruf. Der frühere Kulturdezernent Hilmar Hoffmann (1925-2018) ließ die Museumslandschaft vor allem zwischen 1980 und 1990 anlegen. Etwa ein Dutzend Museen sind heute dort angesiedelt - teils in prächtigen Patriziervillen. Einige Museen sind hingegen in Neubauten untergebracht, die von renommierten Architekten entworfen wurden, darunter Oswald Mathias Ungers (1926-2007) oder Günter Behnisch (1922-2010). Ebenfalls zur Frankfurter "Museumsmeile" gehören aber auch die Museen am Nordufer des Mains wie das Jüdische Museum.
  • Das Goethe-Haus bestand ursprünglich aus zwei gotischen Häusern, die Goethes Vater 1755/56 zu einem Haus umbauen ließ. Nach der Zerstörung im Bombenkrieg der Alliierten brannte es zunächst 1944 nieder. Seit dem Wiederaufbau 1949 gibt es interessanten Einblick über das Leben zur Zeit des Dichterfürsten. Auch wenn die Einrichtung nicht mehr dem Original entspricht, sind die meisten Gegenstände zumindest zeitgenössisch gehalten. Im Goethe-Museum befindet sich zudem die einzige Gemälde-Galerie, die sich nur der Goethe-Zeit widmet.
  • Im Jahre 1868 gründeten Frankfurter Bürger den Palmengarten. Den Grundstock bildete damals die herzoglich-nassauische Sammlung tropischer Pflanzen. Seit 1931 ist die Stadt Frankfurt am Main der Träger des Palmengartens. Als dessen Schöpfer gilt der Gartenarchitekt und Gärtner Heinrich Siesmayer (1817-1900). Mit 29 Hektar Freilandanlagen und 10.000 Quadratmetern Schauhausfläche gehört der Palmengarten zu den meistbesuchten in ganz Europa sowie zu den größten botanischen Gärten der Welt.
  • Der Frankfurter Zoo wurde 1858 als zweiter Tiergarten in Deutschland gegründet. Mit seinem Exotarium, den Vogelhallen, dem Nachttier- und dem Grzimek-Haus gehört er heute zu den bedeutendsten Zoos in Europa.
  • Das Naturmuseum Senckenberg beherbergt eine der größten und bedeutendsten naturgeschichtlichen Sammlungen Europas. Auf mehr als 6.000 Quadratmetern können die Besucher zahlreiche Exponate zur Entstehung der Erde und zur Erdgeschichte betrachten. Auch fossile Lebewesen - vom Einzeller bis zum ersten Säugetier - werden hier ausgestellt. Absoluter Höhepunkt ist vor allem die Dinosaurierausstellung mit ihren Nachbildungen und Originalskeletten.
  • Die Schirn-Kunsthalle wurde im Februar 1986 als größte Kunsthalle Frankfurts eröffnet. Sie ist heute eines der renommiertesten Ausstellungshäuser Deutschlands und Europas. Auf rund 2.000 Quadratmetern Fläche bietet die Ausstellungshalle ein vielfältiges Programm für ein breites Publikum. Seit 1986 wurden über 100 große Ausstellungen realisiert. Dazu zählen unter anderem Überblicksausstellungen zum Wiener Jugendstil, Dada, Expressionismus und Surrealismus oder Retrospektiven über Wassily Kandinsky (1866-1944) oder Marc Chagall (1887-1985).
  • Die Dippemess findet zweimal jährlich jeweils im Frühjahr und im Herbst statt. Ursprünglich war sie eine Verkaufsveranstaltung für Töpfe ("Dippe") und wurde erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt. Mittlerweile ist die Dippemess ein großer High-Tech-Vergnügungspark. Die Frühjahrs-Dippemess ist inzwischen auch die zweitgrößte Vergnügungsveranstaltung Deutschlands nach dem Oktoberfest in München.
  • Die Frankfurter Buchmesse blickt auf eine mehr als 500 Jahre alte Tradition zurück und gilt heute als größte Buchmesse der Welt und weltweit bedeutendster Handelsplatz für Medien, Bücher, Rechte und Lizenzen. Seit 1988 ist ein Gastland oder eine Gastregion als besonderer Schwerpunkt auf der Buchmesse vertreten. Im Jahr 2023 steht Slowenien mit seiner Literatur im Mittelpunkt.
  • Das Mainfest ist eines der ältesten Feste Frankfurts. Seinen Ursprung hat es in der Weihe der Dreikönigskirche am 23. Juli 1340. Heute ist es ein klassisches Volksfest und das einzige Innenstadt-Volksfest nach Schaustellerart. Traditioneller Höhepunkt ist das Fischerstechen.
  • Jedes Jahr im August veranstaltet die Stadt Frankfurt das Museumsuferfest. An zweieinhalb Tagen präsentieren sich zu beiden Seiten des Mainufers alle Frankfurter Museen mit ihren Projekten und Dauerausstellungen. Auch viele Künstler und Handwerker bieten ihre Werke zum Verkauf an oder lassen sich bei der Arbeit zuschauen. Daneben bieten viele ausländische Kulturvereine Liebhabern der internationalen Küche besondere kulinarische Leckerbissen.
  • Ebenfalls eine feste Institution im Kulturleben Frankfurts ist auch die "Nacht der Museen". Eine ganze Nacht lang - 19 bis 3 Uhr - stehen weit über 40 Museen und Ausstellungen in Frankfurt und Offenbach ganz im Zeichen von Ausstellungen, Performances, Lesungen, Workshops, Tanz und Musik.

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Köln (Quelle: Bild von Gerd Rohs auf Pixabay)

Die rheinische Metropole Köln

Köln - das ist nicht nur Dom, Kölsch und Karneval. Die Rheinmetropole ist auch für ihre offene und tolerante Lebensart bekannt. Sie ist ein Schmelztiegel verschiedenster ethnischer Gruppen, die der Stadt zudem auch einen kosmopolitischen Charakter verleihen. Als moderne Großstadt blickt Köln jedoch auch auf eine lange Geschichte zurück - immerhin liegen die Ursprünge der ältesten deutschen Großstadt bereits in vorchristlicher Zeit.

Seit dem Mittelalter ist die größte Stadt am Rhein das Ziel für Millionen von Pilgern, Touristen und Geschäftsleuten. Daher verwundert es auch nicht, dass sich die Domstadt im Laufe der Zeit zu einer bedeutenden Kunst- und Kulturmetropole, einer Einkaufs-, Vergnügungs-, Business- und Sportzentrale sowie zu einem bedeutenden Messe- und Medienplatz entwickelt hat.

Karneval und Katholizismus

Ein wesentlicher Bestandteil des Kölner Kulturlebens ist natürlich der Karneval. Die "fünfte Jahreszeit" beginnt am 11. November um 11.11 Uhr auf dem Alten Markt. Höhepunkt und Ende der Session ist der Straßen- und Kneipenkarneval, der Donnerstags mit der Weiberfastnacht beginnt und mit der Nubbelverbrennung am Aschermittwoch endet. Offizieller Höhepunkt ist jedoch am Rosenmontag der Kölner Rosenmontagszug - dem größten Karnevalsumzug Deutschlands.

Typischer Narrenruf ist seit dem 19. Jahrhundert der ursprüngliche Trinkspruch "Kölle Alaaf". Die obersten Repräsentanten des Karnevals sind seit 1870 das Dreigestirn aus Prinz, Bauer und Jungfrau. Die darstellenden Personen wechseln dabei jährlich. Koordiniert wird der offizielle Karneval vom Festkomitee Kölner Karneval. Daneben hat sich in den letzten Jahren jedoch auch ein alternativer Karneval entwickelt: So gibt es seit 1984 die sogenannte "Stunksitzung" und seit 1991 den "Geisterzug" am Karnevalsamstag.

Während der Karnevalstage hängt zudem in vielen Kölner Kneipen der "Nubbel" - eine selbst gebastelte Puppe aus Stoff oder Stroh. In der Nacht zum Aschermittwoch wird sie um Mitternacht heruntergeholt und auf der Straße verbrannt. Mit der Verbrennung büßt der Nubbel damit stellvertretend für alle im Karneval begangenen Sünden. So gehört es zur Zeremonie, die Verfehlungen der Anwesenden explizit vorzulesen, wobei der Nubbel praktisch als Sündenbück dient und die Kölner ihr Gewissen erleichtern können. Während die Karnevalstradition im Rheinland tief ins Mittelalter oder sogar in heidnische Zeiten zurückreicht, wurde die Nubbel-Verbrennung erst in den vergangenen 30 bis 40 Jahren populär - vor allem in den Studentenkneipen.

Für die Stadt Köln ist der Karneval zudem ein wichtiger Wirtschaftsfaktor: Die Hotels der Stadt sind gut belegt und für die Gaststätten ist die Session eine Hochzeit. Durch die Bekanntheit und das Medieninteresse ist der Kölner Karneval auch bei Sponsoren beliebt. So werden von Automobilkonzernen und einzelnen Autohändlern Fahrzeuge für die Umzüge gestellt. Bedingt durch die große Medienbekanntheit sind die Kölner Künstler und ihre Hits auch außerhalb der Karnevalssession sehr gefragt. Neben Düsseldorf und Mainz gehört der Kölner Karneval außerdem zu den traditionellen Hochburgen der rheinischen Fastnacht.

Gewöhnlich findet der Karneval ausschließlich nur in katholischen Regionen statt, um die Fastenzeit vor dem Osterfest einzuläuten. Wie ein Großteil des Rheinlandes ist auch Köln katholisch geprägt. So reichen die Wurzeln des Erzbistums Köln vermutlich bis ins Jahr 313 zurück, womit es zu den ältesten Bistümern in Deutschland zählt. Seit etwa 795 tragen die Bischöfe den Titel eines Erzbischofs. Bis 1802 war das Erzbistum eines der geistlichen Territorien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Dabei bildete Kurköln nicht nur den weltlichen Herrschaftsbereich der Kölner Fürstbischöfe; es war auch eines der ursprünglich sieben Kurfürstentümer.

Heute umfasst das Erzbistum das westliche Nordrhein-Westfalen und das nördliche Rheinland-Pfalz. Mit etwa 2,14 Millionen Katholiken zudem das größte Bistum im deutschsprachigen Raum. Mit den Suffraganbistümern Aachen, Essen, Limburg, Münster und Trier bildet es die Kirchenprovinz Köln mit dem Kölner Erzbischof als Metropolit.

Das wichtigste Identifikationsmerkmal der Kölner Katholiken ist der Kölner Dom, der im Jahre 1880 fertig gestellt wurde. Mit einer Höhe von 157,38 Metern ist er zudem das zweitgrößte Kirchengebäude Europas sowie der drittgrößte Sakralbau der Welt. Zudem ist er einer der weltgrößten Kathedralen im gotischen Baustil. Seit 1996 gehört der Kölner Dom zum UNESCO-Weltkulturerbe. Eine wichtige Wallfahrtsstätte ist für Pilger ist der Schrein der Heiligen Drei Könige. Erzbischof Rainald von Dassel (1159-1167) ließ die Reliquien am 11. Juli 1164 als Geschenk von Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1152-1190) an seinen Reichskanzler von Mailand nach Köln überführen.

Kölsch - das Kölner Nationalgetränk

Die Stadt Köln beruft sich heute auf eine alte Brautradition, die angeblich bereits ins Jahr 873 zurück geht. Die mit Abstand wohl bekannteste Biersorte ist natürlich das "Kölsch": Dabei handelt es sich um ein helles, gefiltertes, hopfenbetontes und obergäriges Vollbier mit einer durchschnittlichen Stammwürze von 11,3 Prozent. Der durchschnittliche Alkoholgehalt liegt bei etwa 4,8 Prozent. Welches Bier als "Kölsch" bezeichnet werden darf, regelt die sogenannte "Kölsch-Konvention" vom 24. Juni 1985. Zudem wird das Kölsch nach dem Reinheitsgebot gebraut. Von ehemals über 100 verschiedenen Kölschmarken existieren heute nur noch 26 Kölsch-Brauereien. So produzieren heute einige Großbrauereien jeweils mehrere Sorten; hinzu kommen noch kleinere Brauhäuser, die überwiegend ihre jeweiligen speziellen Sorten brauen und teilweise auch in angeschlossenen Gasthäusern vermarkten. Traditionell wird Kölsch aus einem schlanken, zylindrischen, relativ dünnwandigen Glas mit einem Inhalt von 0,2 Liter getrunken, ortsüblich als Kölschglas oder Stange bezeichnet. Das relativ geringe Fassungsvermögen geht noch auf frühere Schankgewohnheiten zurück.

Kölnisch-Wasser - für den guten Duft

Das Echt Kölnisch Wasser - auch bekannt als "Original Eau de Cologne" - ist die Bezeichnung für ein typisches Kölner Parfüm. Diese Herkunftsbezeichnung ist heute beim Deutschen Patent- und Markenamt eingetragen und gilt somit als geschützter Markenname. Erfunden wurde das Echt Kölnisch Wasser 1709 vom italienischen Parfümeur Johann Maria Farina (1685–1766). Heute ist die Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichs-Platz GmbH die älteste bestehende Eau-de-Cologne- und Parfüm-Fabrik der Welt. Ihr Symbol ist eine rote Tulpe. Farina war lange Zeit ein privilegierter Lieferant für viele europäische Fürstenhöfe. Napoleon Bonaparte (1769-1821) soll Farina Kölnisch Wasser als einziges Parfüm benutzt haben. Weitere Kunden waren Kaiserin Maria Theresia von Österreich (1740-1780), Königin Victoria von Großbritannien (1837-1901), Kaiser Wilhelm II. von Deutschland (1888-1918), König Ludwig II. von Bayern (1864-1886), Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), KanzlerKonrad Adenauer (1878-1967), oder die Schauspielerinnen Marlene Dietrich (1901-1992) und Romy Schneider (1938-1982). Eine ebenfalls sehr bekannte Marke von Kölnisch-Wasser ist zudem 4711.

Tünnes und Schäl - Kölsche Originale

Die legendären Figuren Tünnes und Schäl entstammen dem Hänneschen-Puppentheater und zählen heute zu den typischen Kölschen Originalen. Der Name Tünnes ist die rheinische Form für Antonius; er wird dabei als knollennasiger und rustikaler Typ dargestellt mit einer gewissen Bauernschläue. Schäl hingegen wird als schlitzohrig, listig und sogar hinterhältig dargestellt. Er bezieht sich einerseits auf das Schielen seines Protagonisten und andererseits als Ausdruck der kölschen Mundart für "falsch" oder "schlecht". Bei dem Duo handelt es sich um Figuren, die es in der Realität nie gegeben hat. Nach Meinung vieler Kölner weisen sie jedoch zahlreiche Eigenarten der Bewohner der Stadt. Durch den hohen Bekanntheitsgrad auch außerhalb des Puppentheaters erzählt man sich nicht nur in Köln heute eine Vielzahl von "Tünnes-und-Schäl"-Witzen.

Relevante Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen

  • Der Kölner Dom ist das Wahrzeichen und der Mittelpunkt der Stadt. In dessen unmittelbarer Nähe liegen der Hauptbahnhof, die größten Museen und das große Einkaufsviertel. Die fünfschiffige gotische Basilika mit dem Weihenamen St. Peter und Maria ist heute mit 157 Metern Höhe die zweithöchste Kirche nach dem Ulmer Münster und die dritthöchste Kirche weltweit. Zudem gilt der Dom heute als größte gotische Kathedrale überhaupt. Bereits am 15. August 1248 wurde mit dem Bau des Domes begonnen und mit Unterbrechungen schließlich am 15. Oktober 1880 eingeweiht. Er bietet etwa 20.000 Menschen Platz, die Baukosten betragen nach heutigem Wert etwa zehn Milliarden Euro. Das spätmittelalterliche Chorgestühl ist mit 104 Sitzplätzen derzeit das größte seiner Art in Deutschland. Im Jahre 1996 wurde der Dom zudem als eines der europäischen Meisterwerke gotischer Architektur eingestuft und zum Weltkulturerbe erklärt. Heute dient der Dom nicht nur als Bischofs-, Kapitel- und Wallfahrtskirche - er ist auch das zentrale Gotteshaus Kölns. Besondere Sehenswürdigkeiten: der Schrein der Heiligen Drei Könige und das Gerokreuz - das älteste noch erhaltene Großkruzifix in Europa nördlich der Alpen.
  • Die dreischiffige romanische Basilika Groß Sankt Martin wurde im Laufe des 13. Jahrhunderts errichtet und ist eine der insgesamt zwölf romanischen Kirchen Kölns. Bis zur Vollendung des Doms war sie bis ins 19. Jahrhundert hinein die Hauptattraktion der Domstadt. Besonders sehenswert sind die Kreuzigungs-und Grablegungsgruppe sowie das Dreikönigstriptychon.
  • Auf den Fundamenten eines römischen Tempels der Gottheiten Jupiter, Juno und Minerva wurde im 11. Jahrhundert die Kirche Sankt Maria im Kapitol erbaut. Ihr Grundriss leitet sich von der Geburtskirche in Bethlehem ab - initiiert wurde der Bau von der Benediktiner-Äbtissin Ida.
  • Die romanische Basilika Sankt Gereon gehört zu den bedeutendsten Zeugnissen spätantiker Baukunst. Bestimmendes Element ist ein ovales Dekagon (Zehneck), das in seiner Art nördlich der Alpen einzigartig ist. Sie ist zudem nach der Hagia Sophia in Istanbul und der Kathedrale in Florenz der drittgrößte Kuppelbau weltweit.
  • Als kleinste der romanischen Kirchen Kölns entstand Sankt Maria Lyskirchen im 13. Jahrhundert. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie jedoch bereits im Jahre 948. Der Name Lyskirchen (ursprünglich Lysolf) geht auf ein Kölner Patriziergeschlecht zurück. Sie ist zudem die einzige Kirche Kölns, deren historische Gewölbefresken großenteils noch erhalten sind. Im Unterschied zu den anderen elf romanischen Kirchen blieb sie im Zweiten Weltkrieg weitgehend unzerstört.
  • Die Kölner Synagoge im Stadtteil Neustadt-Süd ist das Zentrum des jüdischen kulturellen und religiösen Lebens in der Domstadt. Internationale Beachtung fand sie durch den Besuch Papst Benedikts XVI. am 19. August 2005 - es war der erste Besuch eines katholischen Kirchenoberhauptes in einer deutschen Synagoge. Nach deren Zerstörung durch die Nationalsozialisten 1938 wurde sie nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut und 1959 eröffnet. Die jüdische Gemeinde ist heute die älteste nördlich der Alpen. Sie bestand bereits 321 zu Zeiten Kaiser Konstantins I. des Großen.
  • Der Gürzenich ist eine Festhalle im Stadtzentrum von Köln. Benannt ist sie nach der Familie Gürzenich, auf deren Gelände das Gebäude steht. Es wurde zwischen 1441 und 1447 erbaut und hatte von Anfang an die Funktion eines städtischen Festhauses für verschiedene Veranstaltungen. Einerseits diente es für der Stadt für den Empfang von Ehrengästen, andererseits den Adligen und hohen Bürgern für private Festlichkeiten. Selbst Krönungsfeiern und ein Reichstag wurden schon im Gürzenich abgehalten. Lediglich im 17. Jahrhundert diente er vorübergehend als Kaufhaus. Im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) wurde das Gebäude fast vollständig zerstört und 1955 wieder aufgebaut. Heute dient der Gürzenich als "gute Stube Kölns" ausschließlich wieder für Veranstaltungen. Überregional bekannt wurde er vor allem durch die Sitzungen der Kölner Karnevalsvereine.
  • Die Hohenzollernbrücke wurde zwischen 1907 und 1911 erbaut und ist heute eine der Hauptverbindungen zwischen den beiden Rheinufern. Die üppigen Portale der Brücke wurden vom Berliner Architekten Franz Schwechten (1841-1924) im neoromanischen Stil erbaut. Die Rampen werden von vier Reiterstandbildern der preußischen Könige und deutschen Kaiser aus der Hohenzollern-Familie flankiert. Es sind die Statuen von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen (1840-1861), Kaiser Wilhelm I. (1871-1888), Kaiser Friedrich III. (1888) und Kaiser Wilhelm II. (1888-1918). Sie stehen als Sinnbild für die Zeit der preußischen Herrschaft in der Rheinprovinz. Seit 1945 ist die Brücke nur für den Fußgänger- und Eisenbahnverkehr freigegeben.
  • Im Römisch-Germanischen Museum gibt es Einblicke in die römische Epoche Kölns. Das Museum wurde 1974 fertiggestellt und beherbergt reichhaltige archäologische Funde aus der römischen und merowingischen Epoche der Domstadt. Glanzpunkte sind die weltweit größte Sammlung römischer Gläser sowie eine herausragende Kollektion römischen und frühmittelalterlichen Schmucks.
  • Das Wallraf-Richartz-Museum - Fondation Corboud ist eine der großen klassischen Gemälde-Galerien Deutschlands. Sie beherbergt die weltweit umfangreichste Sammlung mittelalterlicher Malerei und wurde bereits 1851 vom Kölner Kaufmann Johann Heinrich Richartz (1796-1861) gegründet. Damit ist das Museum das älteste Museum Kölns und zugleich eines der frühesten bürgerlichen Museen Deutschlands. Namensgeber ist der Kölner Gelehrte Ferdinand Franz Wallraf (1748-1824), dessen Hinterlassenschaft den Kern der Sammlung bildet.
  • Das Kölnische Stadtmuseum bietet einen Einblick in die Geschichte, die Wirtschaft, das Geistes- und Alltagsleben der Stadt Köln und seiner Bewohner. Dabei werden die Besucher mit ebenso typischen Kölner Phänomenen wie Klüngel, Kölsch, Karneval oder Kölnisch Wasser bekannt gemacht wie mit dem Otto-Motor von Ford.
  • Der Kölner Karneval gehört zur Stadt wie der Dom oder der Rhein. Die fünfte Jahreszeit beginnt alljährlich am 11.11. um 11.11 Uhr. Den eigentlichen Höhepunkt bildet der Straßenkarneval mit dem Rosenmontagszug. Daneben gibt es zahlreiche Umzüge in nahezu allen Stadtteilen sowie den "Schull- und Veedelzög" am Karnevalssonntag. Zudem hat sich seit den achtziger Jahren auch ein alternativer Karneval entwickelt. Darunter fallen alle Veranstaltungen, die durch das Festkommittee oder die angeschlossenen Vereinen organisiert werden.
  • Die Kölner Lichter sind ein alljährliches Musik- und Feuerwerks-Event nach dem Vorbild von "Rhein in Flammen" und finden seit 2001 statt. Höhepunkt sind zahlreiche Feuerwerke, die an verschiedenen Punkten gezündet werden. Das Hauptfeuerwerk beginnt gewöhnlich gegen 23.30 Uhr - das Besondere daran: die Synchronität zur Musik, passend zu Takt und Stimmung.
  • Die Art Cologne ist die älteste Messe der Welt für moderne und zeitgenössische Kunst; zugleich ist sie die wichtigste Messe ihrer Art in Deutschland. Sie wurde 1967 ins Leben gerufen und findet in der Koelnmesse in Köln-Deutz statt. Allein 2022 präsentierten rund 190 nationale wie internationale Galerien und Händler aus 26 Ländern die aktuelle Kunstszene von der klassischen Moderne sowie der Nachkriegskunst bis zu wichtigen zeitgenössischen Positionen. Zudem wurden rund 43.000 Messebesucher gezählt. Mit der Cologne Fine Art & Antiques ist außerdem seit 2006 eine der bedeutendsten Kunstmessen für Alte und Moderne Kunst sowie Angewandte Kunst und Design in der Domstadt angesiedelt.

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Rom: Von Zentrum eines Imperiums zum Mittelpunkt der Christenheit

Es heißt, alle Wege führen nach Rom. War die ewige Stadt in der Antike eine der größten Metropolen und Anziehungspunkte der damals bekannten Welt, suchten im Mittelalter vor allem fromme Pilger Erbauung und Sündenvergebung an den heiligen Stätten. Ihnen folgten Bildungsreisende und jene, die in Rom den Schatten der Antike und den Geist der großen Kunst suchten - allen voran Johann Wolfgang von Goethe.

Heute ist Rom eine vielschichtige Stadt. Die Antike, frühchristliche Kunst und Barock hinterließen ebenso ihre Spuren wie die Zeit des Aufbruchs nach der Einigung Italiens 1871 und die faschistische Ära unter Benito Mussolini (1922-1943). Zudem zieht der Vatikan heute jährlich Millionen von Pilgern in die Hauptstadt der Christenheit an. 1980 wurden der Vatikan und die Altstadt von Rom zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt. Zudem haben in der italienischen Hauptstadt auch die UNO-Sonderorganisationen FAO, IFAD und WFP ihren Sitz.

 "Rom wollte immer herrschen, und als seine Legionen fielen, sandte es Dogmen in die Provinzen."

Heinrich Heine (1797-1856), deutscher Dichter, Schriftsteller und Journalist

Das antike Rom

Rom wurde auf sieben Hügeln erbaut. Es gibt verschiedene Aufzählungen darüber, welche der zahlreichen Erhebungen zu diesen Hügeln gehören. Unbestritten gehören aber das Kapitol und der Palatin dazu. In der Senke zwischen beiden Hügeln entstand mit dem Forum Romanum und den Kaiserforen das antike Zentrum der römischen Welt. In dessen unmittelbarer Umgebung entstand im Laufe der Zeit ein Ring heidnischer und christlicher Bauwerke und Denkmäler, die eng mit dem Kapitol und Palatin zusammenhängen.

  • Das Forum Romanum war für Jahrhunderte der Mittelpunkt des politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und bürgerlichen Lebens im antiken Rom. Die römischen Kaiser erweiterten das Forum durch die sogenannten Kaiserforen. Nach dem Zusammenbruch des Römischen Imperiums verfiel das Forum Romanum jedoch zusehend. Viele Bürger nutzen die verfallenden Bauten als Steinbruch - zeitweilig fungierte es sogar als "Campo Vaccino" ("Kuhweide"). Erst im 18. Jahrhundert begannen dort die ersten Ausgrabungen.
  • Der Palatin - einer der sieben Hügel Roms - gilt als Wiege der Stadt Rom. Bereits im 10. Jahrhundert fanden sich hier menschliche Ansiedlungen. Im 16. Jahrhundert entstanden hier die Farnesinischen Gärten - eine grüne Oase im Zentrum der Stadt.
  • Das Kolosseum ist das größte Amphitheater Roms und gleichzeitig der größte geschlossene Bau der römischen Antike überhaupt. Über Jahrhunderte war das 80 n. Chr. vollendete Bauwerk der Schauplatz grausamer Gladiatorenkämpfe und anderer "Volksbelustigungen". Im Mittelalter diente das Kolosseum als Steinbruch für andere Bauwerke.
  • Der Konstantinsbogen erinnert an den Sieg von Kaiser Konstantin I. dem Großen (306-337 n. Chr.) über seinen Widersacher Maxentius (306-312 n. Chr.) an der Milvischen Brücke am 28. Oktober 312 n. Chr. Der Bogen ist der größte und jüngste der drei Triumphbögen im antiken Viertel des Forum Romanum.
  • Das Pantheon ist heute der einzige vollständig erhaltene Kuppelbau der Antike. Er geht zurück auf Agrippa - einen römischen Feldherrn und engen Vertrauten des Augustus. Der Bau war ein Heiligtum, dass allen Göttern geweiht war, möglicherweise aber auch als Kaiseraula, Audienz- und Gerichtsraum diente. Kaiser Hadrian (117-138 n. Chr.) ließ das Pantheon zwischen 118 n. Chr. und 125 n. Chr. neu gestalten - im Jahre 609 wandelte Papst Bonifatius IV. (608-615) den einst heidnischen Tempel in eine christliche Kirche um. Mit einem Durchmesser von 43,3 Metern besitzt das Pantheon die größte Kuppel der Welt.
  • Der Circus Maximus war die größte Vergnügungsanlage, die jemals in Rom gebaut wurde. Sein Fassungsvermögen betrug zwischen 200.000 und 375.000 Zuschauer. Ursprünglich fanden hier die Zirzensischen Spiele - religiöse Handlungen - statt. In der Kaiserzeit fanden hier vor allem Wagenrennen statt. Es gab aber auch viele Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen.
  • Ein weiteres Wahrzeichen Roms ist die Engelsburg. Sie wurde ursprünglich als Grabmal für Kaiser Hadrian (117-138 n. Chr.) und seine Familie erbaut. In der Folgezeit diente es seinen Nachfolgern bis Kaiser Septimius Severus (193-211 n. Chr.) und deren Familienangehörigen als Grablege. Ihren heutigen Namen erhielt die Engelsburg im Jahre 590, als Papst Gregor I. der Große (590-604) über dem Grabmal die Erscheinung des Erzengels Michael gesehen haben soll. Seit dem 10. Jahrhundert diente sie als Fluchtburg für die Päpste - später auch als Gefängnis der Inquisition oder als Schatzkammer der Päpste. Heute ist die Engelsburg ein Museum. Gleichzeitig mit der Engelsburg wurde auch die Engelsbrücke gebaut - eine der Hauptbrücken Roms.
  • Ebenfalls ein Wahrzeichen ist die Cestius-Pyramide, die im 12 v. Chr. errichtet wurde. Sie dient dem Prätoren und Volkstribun Gaius Cestius Epulo als Grabmal - sie ist 36,4 Meter hoch und die Seitenlänge beträgt 29,5 Meter.
  • Die Caracalla-Thermen sind eine antike Badeanlage, die zwischen 206 n. Chr. und 216 n. Chr. erbaut wurden. Sie erstreckten sich auf einer Fläche von 330x330 Metern und konnten bis zu 2.000 Badegäste aufnehmen. Neben einigen Schwimmbecken und Gärten beherbergte sie Gymnastik- und Versammlungsräume, Bibliotheken und diverse Dienstleistungsbetriebe wie Friseurgeschäfte.
  • Von 298 n. Chr. bis 306 n. Chr. wurden zudem die Thermen des Diokletian errichtet, die neben den Caracalla-Thermen zu den größten antiken Badeanlagen Roms gehören. Sie maß 376x361 Meter. Im Jahre 537 wurden die Thermen jedoch zerstört - die Überreste dienten unter anderem als Steinbruch.
  • Die Via Appia Antica war eine der wichtigsten Straßen im Römischen Reich. Sie wurde 312 v. Chr. von Appius Claudius Caecus (um 340-273 v. Chr.) angelegt und führte ursprünglich über 195 Kilometer bis Capua. Um 265 v. Chr. wurde die Straße bis Brindisi verlängert, wodurch sie zu einer der wichtigsten Handelsstraßen Italiens und des Römischen Reiches wurde. Noch heute ist die Via Appia auf ihrer vollen Länge von etwa 540 Kilometern befahrbar - ein Teil ist zwar asphaltiert, aber auf weiten Strecken ist noch immer die alte römische Pflasterung zu finden.
  • Entlang der Via Appia Antica entstanden zudem die Katakomben - einst unterirdische Grabstätten, die von Christen, Juden und Römern gleichermaßen genutzt wurden. Zu Zeiten der Christenverfolgungen wurden hier außerdem auch viele christliche Märtyrer bestattet, an deren Gräbern auch Gottesdienste stattfanden.

Quelle: Timeline Deutschland auf Youtube

Das christliche Rom

Rom ist heute ein Zentrum des Christentums. Hier stehen mittlerweile weit über hundert Kirchen, von denen viele besonders prunkvoll ausgestattet sind und Kunstwerke von unschätzbarem Wert enthalten. Neben den vier Patriachalbasiliken gibt es sieben Hauptkirchen sowie zahlreiche mittelalterliche, Gotik- oder Barockkirchen.

  • Die Patriachalkirche San Giovanni in Laterano (Laterankirche) ist eine der ältesten christlichen Kirchen Roms. Sie ist eine der sieben Hauptkirchen und die eigentliche "Papstkirche", das heißt: sie ist die Bischofskirche des Papstes in seiner Funktion als Bischof von Rom. Die Kirche ist zudem Teil des Lateran - einem Bereich, zu dem unter anderem auch ein antikes Baptisterium, die Papstkapelle "Sancta Sanctorum", einer der größten Obelisken Roms sowie der Lateranpalast aus dem 16. Jahrhundert gehören. Dieser war der ursprüngliche Amtssitz der Päpste und damit Regierungssitz des Kirchenstaates. Am 11. Februar 1929 wurden hier die Lateranverträge unterzeichnet.
  • Ebenfalls eine der vier Patriachalkirchen ist San Paolo fuori le Mura (Sankt Paul vor den Mauern). Sie wurde an dem Ort erbaut, an dem der Überlieferung nach der Apostel Paulus enthauptet wurde. Die erste Sankt-Pauls-Basilika wurde noch während der Regierungszeit Konstantins I. des Großen (306-337 n. Chr.) erbaut und war bis zum Bau des Petersdoms die größte Kirche der Welt. Durch einen Brand wurde sie 1823 fast völlig zerstört - die heutige Basilika wurde nach antikem Vorbild wieder erbaut und 1854 geweiht.
  • Die Patriachalkirche Santa Maria Maggiore - auch "Basilica Liberiana" genannt - wurde der Legende nach von Papst Liberius (352-366) erbaut, als an dieser Stelle im August Schnee gefallen sein soll. Die heutige Kirche wurde unter Papst Sixtus III. (432-440) erbaut und im 17./18. Jahrhundert entscheidend umgestaltet.
  • In der Nähe des Kolosseums steht die Basilika San Pietro in Vincoli (St. Peter in den Ketten). Namensgebend sind die Ketten ("Vincoli") in einem Glasbehälter unter dem Altar. Der Legende nach soll der Apostel Petrus während seiner Gefangenschaft in Jerusalem an diese gekettet worden sein. Bekannt wurde die Kirche jedoch erst durch Michelangelos Statue des Mose, die er für das Grabmal Papst Julius II. (1503-1513) fertiggestellt hatte. Zudem ist im linken Seitenschiff der deutsche Kirchenmann und Universalgelehrte Nikolaus von Kues begraben - er gilt als der bedeutendste Philosoph und als einer der bedeutendsten Mathematiker des 15. Jahrhunderts.
  • Eine der sieben Pilgerkirchen Roms ist auch Santa Croce in Gerusalemme (Heilig Kreuz in Jerusalem). Ihre Gründung geht auf die Legende von der Auffindung des Kreuzes Christi durch Konstantins Mutter Helena zurück. Diese soll die Reliquie um 320 in Jerusalem gefunden und nach Rom gebracht haben.
  • Die Kongregationskirche Il Gesú gilt als Vorbild für den europäischen Kirchenbau des Barock. Zudem ist sie die Mutterkirche des Jesuiten-Ordens, der 1534 von Ignatius von Loyola (1491-1556) gegründet wurde. Ursprünglich stand hier eine kleine Kapelle - Kardinal Alessandro Farnese (1520-1589) ließ hier jedoch nach 1568 die heutige Kirche erbauen, die 1584 geweiht wurde. Neben der Kirche ist ein kleines Museum eingerichtet, in dem die Wohnräume des Hl. Ignatius gezeigt werden.
  • Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt zählt Santa Maria del Popolo. Sie wurde zwischen 1472 und 1480 nach den Entwürfen des Architekten Baccio Pontelli in der Form einer Basilika mit drei Schiffen gebaut. Der Legende nach soll der römische Kaiser Nero (54-68 n. Chr.) hier begraben worden sein. Besonders sehenswert: die Cerasi-Kapelle, die Chigi-Kapelle sowie Grabmal des päpstlichen Bankiers Agostino Chigi (1466-1520).
  • Die Kirche Santa Maria in Trastevere gilt als älteste Marienkirche Roms und bildet dem davorliegenden Platz das Zentrum des römischen Stadtteils Trastevere. Besonders sehenswert sind die Mosaiken in der Apsis, die aus dem 12. Jahrhundert stammen. Trotz der barocken Ergänzungen hat die Kirche jedoch ihren mittelalterlichen Charakter bewahrt.

Weitere Highlights der ewigen Stadt

  • Auf dem Kapitol waren in der Antike eine Fluchtburg sowie die wichtigsten Tempel der antiken Mythologie beheimatet. Dadurch war es das wichtigste religiöse Zentrum Roms und des gesamten Imperiums. Heute befinden sich hier der Senatorenpalast (das Rathaus Roms), der von Michelangelo entworfene Kapitolsplatz mit einer Kopie der Reiterstatue Marc Aurels, der Konservatorenpalast und der Palazzo Nuovo.
  • Die Kapitolinischen Museen bilden das erste öffentliche Museum der Welt und umfassen heute eine der bedeutendsten Kunstsammlungen der Stadt. Sie wurden 1471 von Papst Sixtus IV. als Sammlung griechischer und römischer Götterskulpturen begründet. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 9-20 Uhr, Montag geschlossen
  • Auf dem Quirinal - einem der sieben Hügel Roms - befindet sich ein altes Villenviertel der damaligen römischen Oberschicht. Dazu zählt unter anderem auch der "Palazzo del Quirinale" (Quirinalspalast) aus dem 16. Jahrhundert. Einst war er die Sommerresidenz der Päpste - später residierten hier bis 1946 die italienischen Könige. Heute ist der Palast der Amtssitz des Staatspräsidenten von Italien.
  • Eine der bekanntesten Freitreppen der Welt ist die Spanische Treppe - eines der bekanntesten Wahrzeichen Roms. Sie gilt auch als beliebter Treffpunkt für junge Römer und Touristen. Oberhalb der Treppe steht die Kirche Santa Trinità dei Monti (Die Heilige Dreifaltigkeit der Berge), die zwischen 1503 und 1587 erbaut wurde. Südlich der Treppe befindet sich der Palazzo di Spagna, in dem sich seit dem 17. Jahrhundert die spanische Botschaft befindet. Wenige Schritte entfernt befindet sich zudem das Antico Caffè Greco - ein traditionsreiches Kaffeehaus, in dem bereits so illustre Gäste wie Johann Wolfgang von Goethe, Arthur Schopenhauer, Michael Ende, Hector Berlioz, Franz Liszt, Edvard Grieg oder auch "Buffalo Bill" ihren Kaffee tranken.
  • Die Piazza Venezia liegt recht genau im geographischen Mittelpunkt Roms und ist einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Stadt. Im Süden wird sie vom Vittoriano überragt - einem Monument für König Viktor Emanuel II. (1861-1878) mit dem Denkmal für den unbekannten Soldaten. Erbaut wurde das Denkmal zwischen 1885 und 1911 von Giueseppe Sacconi - im Innern befindet sich auch das Museo del Risorgimento. Es dokumentiert die Geschichte Italiens vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg. Öffnungszeiten: täglich 9.30-18.30 Uhr
  • Einer der charakteristischsten Plätze ist die Piazza Navona. Ursprünglich befand sich hier ein Stadion, dass Kaiser Domitian errichten ließ. Im Mittelalter fanden hier Pferderennen und Wasserspiele statt. In der Barock-Zeit gestaltete der Architekt Francesco Borromini (1599-1667) den Platz neu. Neben drei Brunnen - darunter Berninis Vierströmebrunnen - befindet sich hier auch der Agonalis-Obelisk mit einer Höhe von 16,55 Metern. Heute ist der Platz besonders mit Touristen beliebt.
  • Die Via Veneto galt lange Zeit als Inbegriff des eleganten Lebens in Rom - des "Dolce Vita". Auch wenn diese mittlerweile einiges ihrer Aura verloren hat, ist sie immer noch eine beliebte Flaniermeile mit eleganten Geschäften, Restaurants und Straßencafés. Sie wurde 1870 angelegt und verbindet heute die Piazza Barberini mit der Porta Pinciana.
  • Die Villa Borghese war einst der Sommerpalast des Fürstengeschlechts der Borghese mit ausgedehnten Parkanlagen, die sich über etwa fünf Quadratkilometer erstrecken. Einst war sie wegen ihrer antiken Kunstschätze bekannt - seit 1901 befindet sie sich im Staatsbesitz.
  • Der Trevi-Brunnen ist der bekannteste Brunnen Roms und einer der bekanntesten der Welt. Erbaut wurde der Brunnen zwischen 1732 und 1762 in der Form eines Triumphbogens - er ist 26 Meter hoch und 20 Meter breit. In der Mitte steht die Statue Neptuns. Heute ist er der anspruchsvollste und größte barocke Brunnen der Stadt. Bekannt wurde er zudem durch Frederico Fellinis Film "La Dolce Vita" mit Anita Ekberg.
  • Als einzige Piazza in Rom ist der Campo de' Fiori der einzige Platz in Rom, an dem keine Kirche steht. Dafür ist er der berühmteste Markt Roms, auf dem neben Lebensmitteln und Obst vor allem auch Blumen verkauft werden. In der Mitte des Platzes steht eine 1881 errichtete Statue des Philosophen Giordano Bruno (1548-1600), der am 17. August 1600 hier als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.
  • Einer der berühmtesten Plätze der Stadt ist die Piazza del Popolo, die zwischen 1811 und 1822 durch den Architekten Giuseppe Valadier (1762-1832) im neoklassizistischen Stil angelegt wurde. In der Mitte der Piazza steht der Obelisk Flaminio - der zweitälteste und mit 36,5 Metern auch der zweithöchste ägyptische Obelisk in Rom.

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